Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
sich als Schreiber einen Namen gemacht hatte. Eines Tages hatte er die Magierausbildung abgebrochen und dieses Gasthaus übernommen. Man munkelte, dass ihm das durch ein größeres Erbe ermöglicht worden war.
Sein Bauchgefühl sagte Theodus allerdings, dass er es in diesem Fall nicht mit einem Erben sondern mit einem Dieb oder Hehler zu tun hatte, zumal er von Wagos noch ganz andere Sachen wusste.
Knarrend hielt die Kutsche an. Der Kutscher erhielt seinen Lohn und Theodus stand vor einem großen aber äußerst verwinkelten Fachwerkhaus. Die Balken waren grau, die Gefache waren bräunlich. Die Front war übersät von Erkern mit Butzenglasscheiben und Efeuranken. Vor dem Eingang standen zwei große Feuerbecken und zwei große Bedienstete.
Privilegien
(Birgenheim im Winter)
Zu dieser Zeit des Jahres wirkte die verhältnismäßig kleine Burg wie viele ihre Schwestern verlassen. Auf den Zinnen war niemand zusehen. Die Wachposten waren in Friedenszeiten eher selten und hielten sich dicht bei den kleinen Feuern auf, die auf den Wehrmauern wenn überhaupt dünn gesät waren. Außer den Schießscharten waren alle Fenster mit Strohballen, Brettern und alten Stofffetzen verschlossen, um den Winter soweit als möglich draußen zu halten.
Das Einzige sichere Anzeichen für die Anwesenheit von Menschen waren die wenigen dünnen Rauchfahnen aus den größeren Gebäuden und die Fahne mit dem Wappen des Burgherrn. Hier sah man fünf Sterne auf blauem Grund, unter denen mit einem Bogen und drei Ähren ein Feld angedeutet war.
Die drei ungleichen Gefährten bewegten sich völlig unbeeindruckt von der Burg auf das Haupttor zu. Lavielle hob als Erste die Hand und wollte klopfen, stockte aber in der Bewegung, als sie die riesige Hand Garocks auf ihrer Schulter spürte. Geführt durch eine Sanftheit, die man dem Riesen gar nicht zugetraut hätte, trat sie einen halben Schritt zurück.
Garock baute sich vor dem Tor auf und klopfte.
Eiskristalle rieselten in ganzen Schwaden von dem überfrorenen Holz. Das Klopfen war vermutlich noch am Rand des Waldes zu hören, der sich schon beinahe im diesigen schwachen Licht des Tages an der Grenze des Sichtfeldes verlor. Die Drei traten zurück.
Hinter dem Tor tat sich etwas. Die Geräusche waren nicht ganz klar einzuordnen, doch die Unruhe, die die kräftigen Schläge Garocks verursacht hatten, war deutlich zu spüren. Nach ein paar Momenten wurden dann kurze Kommandos gebellt und hinter ein paar Schießscharten in der Nähe des Tores waren Bewegungen auszumachen.
Jeder der Drei quittierte die Beobachtungen unterschiedlich. Lavielle verfolgte die Bewegungen mit ihren Augen, Bermeer sah mit leerem Blick vor sich hin, lächelte und summte eine nicht zu erkennende Melodie und Garock stellte lediglich die Ohren etwas nach hinten.
Etwas Schnee rieselte von oben herab und verriet die Position der Person auf den Zinnen über dem Tor ziemlich genau.
Kurz darauf war auch der Kopf und ein Teil der Brust eines Soldaten zusehen. Der Mann sah ungepflegt aus und von dem Waffenrock war durch einige gegen die Kälte umgebundenen Stofflappen nicht viel zusehen. Der Helm saß etwas zu hoch auf dem Kopf, da die dicke Mütze ebenfalls ihren Raum forderte.
Entgegen dem äußeren Eindruck klang seine Stimme fest und befehlsgewohnt. »Was wollt ihr Dreckspatzen? Schert euch fort, bevor ich auf euch schießen lasse!«
Bermeer hielt den Schild, den der Aufseher des Fürsten, ihnen überlassen hatte, so, dass man ihn gut sehen konnte.
Die Heilerin erhob ihre feste, klare Stimme. »Ich bin Lavielle a Shan Savè, Heilerin vom Orden der Schkuhum weit im Süden und ich habe viele Schwestern. Ich bin obere Priesterin des Heils. Ich mache dem Burgherrn, Brenkus I., meine Aufwartung und erwarte einen meinem Amt gebührenden Empfang.«
Sie hatte nicht sehr laut aber deutlich gesprochen. Der Torposten war sichtlich verwirrt. Er hatte wohl mit allem gerechnet, nur nicht mit drei völlig verdreckten Personen, die mehr nach Wegelagerern als nach Edelleuten aussahen, sich als offizieller Besuch ankündigten und auch noch Privilegien einforderten.
Der brave Soldat konnte sich gerade noch zusammenreißen, um nicht vor lauter Wut und Verwirrung zu stottern. Mit einem unsicheren »Wartet hier!« verschwand er wieder hinter der Brüstung.
»Wo sollen wir denn sonst warten, du Tor?
Sprach‘ ich ... und fror.«
Bermeer hatte beinahe ungeduldig halblaut vor sich hingesprochen, Lavielle musste lächeln. Garock drehte sein
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