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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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Gänsehaut.
    Sie betrat den kleinen Raum und zündete eine der Kerzen an, dann die nächste und so weiter.
    Helmin begriff und suchte hastig nach weiteren Kerzen.
    Garock wandte nicht einmal den Kopf.
    Schließlich zog Lavielle das Totenlager in die Mitte des Raumes, sodass man den Toten vom Tisch aus gut sehen konnte. Garock rief sie ein unverständliches Wort zu. Dieser stand auf und schaute sich in der Hütte um.
    Sein mächtiger Kopf drehte sich langsam in alle Richtungen. Schließlich fixierten seine Augen einen Punkt am Boden in der Ecke der Hütte. Mit einem Schritt war er bei der Stelle und seine rechte Hand schoss nach vorn.
    Ohne größeren Widerstand gruben sich seine dicken Finger zwischen zwei Bodenbretter, um nur wenige Augenblicke später eines davon nach oben zu biegen. Krachend brach es und man hörte ein tönernes Klirren.
    Er griff in das Loch und holte eine Handvoll Stroh heraus. Dann beförderte er schließlich drei versiegelte Tonkrüge ans Licht. Garocks finstere Miene bekam einen milderen Ausdruck. Wer ihn kannte, wusste, es war ein Lächeln.
    Moakin begriff nun auch, legte weitere Scheite aufs Feuer und er entzündete noch eine Lampe. Schließlich saßen alle wieder am Tisch.
    Die winzige, düstere Hütte war wohl noch nie seit ihrer Erbauung so hell erleuchtet gewesen. Feierlich ergriff Lavielle wieder das Wort.
    »Mein Name ist Lavielle a Shan Savé. Ich bin Heilerin vom Orden der Schkuhum weit im Süden und ich habe viele Schwestern.« Sie wies mit ihrer linken, ohne ihn anzuschauen, auf den Hünen. »Das ist Garock. Er ist ein Krieger eines fernen Volkes, das man Berisi nennt. Er stammt nicht von diesem Kontinent. Die Berisi betrachten die Sprache als eine Verfälschung der Natur. Deswegen reden sie so wenig wie möglich, dafür singen sie.«
    Sie machte eine kurze Pause.
    »Ich möchte mich für uns beide entschuldigen. Normalerweise sind wir nicht so unfreundlich, aber ich muss zugeben, dass zumindest mich die Gefühle überwältigt haben. Ich spürte schon seit Langem, dass er sterben wird, und malte mir immer wieder aus, wie es sein würde - wie ich mich fühlen würde – und doch kam es anders. Wir haben heute unseren Bruder und langjährigen Kampfgefährten verloren und waren deshalb zu irritiert, um höflich zu sein.«
    Sie hob einen der tönernen Becher, die Helmin hervor geholt hatte. »Lasst uns auf den Toten anstoßen. Möge Ankwin vom Bärenfels seinen Platz am Rund der großen Krieger einnehmen. Möge seine Seele den Weg finden. Möge seine Reise von kurzer Dauer sein. Halkisch!«
    Alle stießen an. Moakin schaute noch einmal kurz unsicher zu seiner Mutter, aber sie nickte ermunternd. Er nahm einen großen Schluck.
    Zuerst fühlte er ein leichtes Brennen im Mund, aber dann schmeckte die goldbraune Flüssigkeit wie süßer Rauch oder wie Kirschen. In seinem Magen breitete sich eine wohlige Wärme aus, die langsam in seiner Speiseröhre emporstieg.
    »Ihr habt bestimmt viele Fragen. Ich werde bemüht sein, sie alle zu ihrer Zeit zu beantworten. Ich habe Ankwin viele Jahre lang nicht gesehen, auch ich habe viele Fragen.«
    »Mein Name ist Helmin, ich bin die Kräuterfrau hier im Dorf. Ich habe mich zum Schluss um den Halben ...«, sie stockte, »... also um Ankwin gekümmert. Das ist mein Sohn Moakin. Er geht mir hier zur Hand. Sein Vater ist in dem Winter vor seiner Geburt gestorben.« Sie lächelte Moakin gütig und stolz an.
    »So lassen sie uns zu erst fertig essen. Mit vollem Magen hört es sich besser zu.« Lavielle ergriff die heilige Frucht und teilte sie.
    Nach einem nun weniger angespannten Essen wurde es wieder stiller. Lavielle und Helmin waren die Einzigen, die sich jetzt unterhielten. Es ging hauptsächlich um die Speisen, die Kräuter an der Wand und um Helmins Amt im Dorf. Der erste Tonkrug war bereits leer, wobei Garock eindeutig das meiste getrunken hatte.
    Moakins Blick war glasig geworden und er saß beinahe lethargisch auf seinem Hocker. Er atmete kurz und tief ein, denn er war die große Portion Essen geschweige denn den Alkohol nicht gewohnt.
    Er wandte sich zu seiner Mutter: »Ich seh’ mal nach dem Ross.«
    Er stand auf und ging zum Ausgang. Helmin sah Garock und Lavielle ängstlich und fragend an: »Ist das Ross auch nicht ...?«
    Garock starrte nur vor sich hin aber die Heilerin nickte besänftigend.
    Als der Junge draußen war, sagte Helmin: »Er hat kein einziges Mal gestottert. Das muss der Schnaps sein.«
    »Oh, ja.«, die große Frau nickte

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