Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
allerdings waren Fernkampf- und Stangenwaffen unbrauchbar und von außen nur sehr schwer einzusetzen, da immer die Chance bestand, den eigenen Mann zu treffen. Garock entschloss sich.
Er schleuderte die Axt auf den einen der beiden Kletterer am Steilufer, traf ihn aber nicht, dann sprang er mit ausgebreiteten Armen auf die zwei Angreifer direkt vor ihm zu. Durch das unerwartete Manöver gelang es nur einem der beiden, sein Schwert in die richtige Höhe zu reißen. Es schnitt Garock knapp oberhalb der rechten Hüfte eine tiefe Fleischwunde.
Als er nun seine mächtigen Arme um die beiden Soldaten schloss, sah es für einen Moment so aus, als wolle ein Betrunkener zwei alte Bekannte begrüßen.
Mit einer Kraftanstrengung, die seien Stirn- und Halsadern hervortreten ließ, drückte er die beiden Köpfe an seine Brust. Seine gespannten Ober- und Unterarmmuskeln drückten auf die Hälse der beiden und durch den heftigen Druck auf die Schlagadern sackten die Männer weg.
Das Familienoberhaupt der Shervendi kniete mittlerweile keuchend am Boden und hielt sich den blutenden Bauch. Seine Söhne würden ohne Hilfe in den nächsten Augenblicken sterben.
Der erste der Männer von oben würde gleich in den Kampf eingreifen. Garock schlug kurzerhand die Helme der mit den Gauklern kämpfenden Soldaten zusammen. Tiefe Dellen ließen darauf schließen, dass heftige Kopfschmerzen folgen würden.
Er hoffte, dass die beiden Artisten nun durchhalten würden, bis er ihnen wieder helfen konnte, und drehte sich zu den beiden Soldaten, die von der Brücke herkamen.
Plötzlich löste der kleine Junge sich aus dem Kampf und rannte Richtung Dickicht, doch ein Armbrustbolzen traf ihn im Rücken und schleuderte ihn in einen Busch.
Der Shervendi heulte auf vor Wut und Verzweiflung. Die beiden Soldaten von der Brücke blieben schlagartig stehen und blickten an ihm vorbei. Garock erstarrte in der Bewegung.
»Gib auf oder das Mädchen stirbt!«, der hintere Mann vom nördlichen Ufer musste in den Bach gesprungen sein und hatte die Kleine gefunden. Er hielt sie an den Haaren fest und drückte ihr einen Dolch an die Kehle.
Die Alte umklammerte den Jungen und wimmerte.
Gäbe Garock nun auf, würden alle sterben. Er presste die Zähne zusammen und flehte um seine innere Stimme, doch die schwieg.
Die Hunde bellte ängstlich und winselten.
Langsam näherten sich die übrigen Soldaten mit gezogenen Schwertern. Ein Stöhnen verriet, dass der Hauptmann zu sich kam. Garock ballte die Fäuste.
Plötzlich konnte man ein Pferdegespann hören, ganz nah. Schon war es durch die Blätter des Waldes zu sehen. Knarrend wurde es von dem Kutscher, der darauf saß, kurz nach der Brücke zum Stehen gebracht. Er sprang hastig herab, ging zu den vorderen Pferden und führte sie und somit die Kutsche ein Stück zurück, sodass sie genau auf der Brücke stand. Sie trug ein verschnörkeltes Wappen – es war kein Drache, sondern drei gelbe Blumen über einer Lanze.
Eine viel beringte Hand legte sich auf den Fensterrahmen der Kutschentür. Dann erschien ein blasses Gesicht am Fenster.
Der Hauptmann erhob sich inzwischen langsam. Er schaute sich etwas bleich und verwirrt um und rieb sich den Kopf. Sein Helm lag noch am Boden, er hatte eine hässliche Platzwunde über dem linken Ohr. Als er die Kutsche wahrnahm, wurde er noch bleicher und nahm Haltung an.
Die Alte wimmerte nur noch leise und eine sonderbare Stille breitete sich über dem Bachbett aus.
»Hauptmann, was ist hier los?«, die Stimme aus der Kutsche klang dünn.
Der Hauptmann sammelte sich noch und sah sich wieder um. Garock überlegte, ob er die Situation ausnutzen sollte. Er hatte sich bereits sehr viel Ärger eingehandelt, aber sollte er sich noch mit einem adligen Landfürsten anlegen? Er beschloss, zu warten.
Schließlich ergriff der Soldat, der das Mädchen in seiner Gewalt hatte, das Wort. Er hielt das Messer nur noch an der Körperseite und hatte die Kleine am Genick gepackt.
»Verzeiht, Herr! Der Hauptmann wurde am Kopf getroffen. Er ...«
»Bist du der Hauptmann, Soldat?«, der Adlige kniff die Augen zusammen. Seine Stimme klang eintönig.
»Nein, Herr, ich ...«
»Dann schweig!«, der Adlige drehte sich hochnäsig wieder zu dem Hauptmann. »Nun, Hauptmann?«, das letzte Wort wurde unangenehm lange nachgezogen.
Der Angesprochene schaute mittlerweile wieder klarer. »Wir ... wir waren auf Patrouille. Wir hörten Schreie und stießen dann hier auf das Lager. Der Riese wütete wie
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