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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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dieses Mal, hatte das Böse aus ihm heraus geleuchtet. Anders hätte er es nicht beschreiben können.
    Auf dem Weg nach Hause musste er wieder an der Hütte des Halben vorbei. Der Wind riss an seinen Kleidern. Er war verschwitzt und fror. Die hässliche kleine Hütte sah auf einmal sehr einladend aus. Vor der Hütte qualmte noch der Rest eines Feuers und das riesige Pferd stand ganz ruhig daneben und scharrte im Schneematsch. Auf dem Dach der kleinen Behausung hatten sich ein paar Raben versammelt. Moakin erinnerten sie an die alten Leute, die im Sommer im Dorf vor ihren Häusern saßen und die Neuigkeiten der Gegend austauschten. Flink reckten sie die Köpfe, wie es diesen Vögeln zu eigen ist.
    Als er sich näherte, hob Hrothekaarr seinen Kopf und drehte ihn so zur Seite, dass er den Jungen mit einem Auge ansah. Es schien beinahe, als wollte das Pferd Moakin überprüfen. Dann widmete es sich wieder dem aufgewühlten Schnee unter seinen Vorderläufen.
    In der Hütte würde wohl kein Feuer mehr brennen, aber für ihn war es ein Leichtes, etwas von der Glut hier draußen zu retten und drinnen die Feuerstelle anzuheizen. Es war so bitterkalt.
    Schnell folgte seinem Entschluss die Tat. Er setzte den Sack neben der Tür ab, holte sich die Pfanne in der Hütte und eilte nach draußen.
    Im Nu hatte er ein paar Kohlestücke eingesammelt und zwei Scheite zum Lodern gebracht. Allein der Anblick von Feuer wärmte ihn, auch wenn es hier entsetzlich zog. Moakin hatte sogar noch etwas Glück, denn in dem großen Topf befand sich noch ein kleiner Rest Suppe, den er sich sogleich aufwärmte.
    Kurze Zeit später saß er zusammen gekauert da und schlürfte die Suppe aus einem kleinen Schälchen, das er mit beiden Händen hielt, um die Finger aufzuwärmen. Wohlig breitet sich die Wärme in seinem Körper aus und auch seine Zehen begannen sich wieder mit Leben zu füllen, als sie die Hitze der Holzscheite durch die dampfenden Stofflappen spürten.
    Ein Knarren riss ihn aus seinen Gedanken. Die klapprige Tür zu dem Nebenraum schwang etwas nach innen und gab den Blick auf den Toten frei. Er war mit Tüchern eingewickelt und die wenigen freien Stellen waren über und über mit Schriftzeichen bedeckt.
    Moakin konnte nicht lesen, aber er wusste, was Schrift war. Die Zeichen traten durch ihren harten Kontrast zu der bleichen Haut sonderbar deutlich hervor. Die Haare in Moakins Nacken stellten sich und, obwohl er direkt am Feuer saß, lief es ihm kalt den Rücken herunter.
    Er schüttelte sich ein wenig. Tot war tot. Es war auch nicht das erste Mal, dass er eine Leiche sah und dabei alleine war. Oft hatte er schon bleiben müssen, als seine Mutter etwas zu erledigen oder die Verwandten zu benachrichtigen hatte. Er versuchte sich zusammenzureißen und schaute absichtlich woanders hin.
    Jetzt erst fiel ihm das große Objekt in der Mitte des Raumes auf. Ihm war vorher so kalt gewesen, dass er in der düsteren Hütte keinen Gedanken daran verschwendet hatte, aber jetzt sah er dieses riesige Ding, das durch ein Tuch verdeckt war.
    Von einer bisher nicht gekannten Neugier gepackt stellte Moakin die Schale achtlos ab und stand auf. Langsam umrundete er das Objekt einmal. Wie von selbst streckte sich seine Hand dem Tuch entgegen. Ein erneutes Knarren der Tür ließ ihn zurückschrecken, doch gleich darauf schwebte die Hand wieder über dem Tuch. Hrothekaarr gab ein Wiehern von sich, doch dann kehrte Ruhe ein.
    Moakin hörte weder den Wind noch das Knacken der Scheite im Feuer. Einzig und allein sein Herz konnte er spüren und ihm war beinahe so, als würde ihn jemand rufen, ihn auffordern, weiter zumachen. Ehe er es sich versah, zog seine Hand das Tuch herunter.
    Eine riesige wundervolle Kiste, sie war grün gestrichen und hatte wundervolle Schnitzereien, die golden hervor traten.
    So etwas Schönes hatte Moakin noch nie gesehen. Er hatte sich überhaupt nicht vorstellen können, dass so etwas Wunderschönes überhaupt existierte. Der Junge stand völlig verzaubert vor der bemalten Kiste.
    Dann hörte er ein Klacken – ganz deutlich. Es kam von der Truhe. Hatte sich der Deckel bewegt? Ein lautes Flattern verriet, dass sich die Raben wieder vom Dach erhoben hatten.

Das Protokoll
    (Brakenburg, 10. Tag)
    Drei Tage war es her, seit Richter Bungad den Richtstock auf den grauen Stein geschlagen hatte. Drei Tage, die durch Warten, Arbeiten und Schlaflosigkeit aufgezehrt worden waren. Lavielle hatte Garock inzwischen mehrmals besucht und sich davon

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