Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
standhielt.
Man hätte eine Nadel fallen hören, als eine leichte Frühlingsbrise aufkam und den Obstbäumen am Rande des Platzes eine ganze Schwade weißer Blütenblätter entriss und sie genau zwischen den Richter und die Verteidigerin trieb.
»Ehrenwerter Richter, mir ist völlig klar, wie das für das hohe Gericht aussehen muss, doch kann ich Euch versichern, dass ...«
Ein Bote in königlicher Livree passierte nach einem diskreten Wortwechsel mit dem Hauptmann die Wachen, trat an den Richter heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Bungads Augenbrauen hoben sich für einen kurzen Moment. Der Bote zog sich zurück und Bungad erhob seine Stimme. »Der königliche Herold möge zum Richter kommen.«
Geiwan erhob sich ohne jegliche Regung von seinem Platz und schritt würdig zu dem großen Mann mit dem Stab. Bungad richtete ein paar halblaute Worte an ihn, der Herold drehte sich ungerührt wieder um und bewegte sich zur Sanduhr.
»Volk von Brakenburg, höre! Das Gesetz verlangt, dass das Gericht hier abgehalten wird, das Protokoll verlangt den Schutz bestimmter Zeugen durch Vertraulichkeit. Es ist bei Strafe untersagt, aus den Fenstern zu blicken. Die Vertraulichkeit ist in jedem Fall zu wahren. Keinem außer den direkt am Prozess Beteiligten ist es erlaubt, Einblick zu erhalten. Hauptmann, lasst den Platz räumen.«
Als die ersten Zuschauer durch die Soldaten zurückgedrängt und die Menge dazu aufgefordert wurde, den Platz zu verlassen, wurden Proteste lauter. Die Menschen fingen an, sich zu beschweren. Einige machten ihrem Unmut sehr lautstark Luft.
Bungad stand auf und hob den Stab. Er stand da mit ausgebreiteten Armen, imposant und bedrohlich, als die Rufe jedoch nicht leiser wurden, schlug er mit dem Stab auf den Boden. »So habe ich entschieden.«
Schlagartig waren nur noch die Aufforderungen der Soldaten und leises Gemurmel zu hören.
Während sich der Platz zusehends lichtete, wurden unter Geiwans fachkundigen Anweisungen sehr zügig Sichtschutzwände herbeigebracht, die in beeindruckendem Tempo direkt um den Ratsplatz gestellt wurden.
Ankwin musste, ob er wollte oder nicht, mit den anderen Zuschauern den Platz räumen. Er wusste ja, wer da kam, doch er hätte zu gerne mitbekommen, was derjenige aussagte.
Lavielle fiel zwar ein Stein vom Herzen, dass sich etwas tat und sie den Richter nicht länger hatte hinhalten müssen, jedoch war sie sich nicht sicher, was der Erzherzog zum Prozess beizutragen hatte. Und Schiwetts plötzlichen Tod bedurfte wohl auch noch einer näheren Untersuchung.
Nach kurzer Zeit war der Ratsplatz rundherum gegen neugierige Blicke geschützt. Die Stille ließ darauf schließen, dass die Menge tatsächlich vom Platz vertrieben worden war.
Lavielle vermutete, dass weit vor den Sichtschirmen die Soldaten die Menschen außer Hörweite hielten.
Durch einen unscheinbaren Spalt in den Sichtschirmen seitlich hinter dem Richterstuhl wurde eine Sänfte hereingetragen. Sie trug kein Wappen, doch konnte man ihr und ihren Trägern ansehen, dass die Person in ihrem Inneren sehr reich war.
Das leise Ächzen der Träger und ihre gedämpften Schritte wurden durch das knarrende Geräusch der aufsetzenden Sänfte unterbrochen. Ohne zu warten, entfernten sich die Träger wortlos und verschwanden hinter den gespannten Tüchern.
Wieder verging ein Moment, in dem nur der Wind in den nahen Bäumen raschelte. Schließlich bewegte sich der Vorhang und die Tür der Sänfte öffnete sich.
Plikon traute seinen Augen nicht. Er kannte zwar die beinahe unscheinbare aber exquisit gekleidete Person, die da auf den Platz trat, nicht, aber das Wappen auf ihrer Brust verriet ihm sofort, dass es sich um den Erzherzog persönlich handelte. Ein weiteres Mal war der Magier vom Einfallsreichtum der jungen Heilernovizin beeindruckt. Doch er war hier, um einen Prozess zu gewinnen!
Plikon stockte in seinem Gedankenfluss. War er wirklich hier, um zu gewinnen oder vielmehr um der Wahrheit zur Geltung zu verhelfen? Schiwett war nun schon der zweite Tote während dieses Prozesses. Irgendetwas begann hier allmählich zu stinken.
Garock stand ungerührt und trug seine Ketten mit solcher Würde, als wären es Auszeichnungen. Doch seine Augen verfolgten die Vorgänge ganz genau.
Etwas pikiert sah sich Rahag kurz um. Er schien von der Sonne etwas geblendet zu sein und rührte sich nicht vom Fleck. Geiwan persönlich hastete mit einem Schirm herbei, um den Zeugen vor der Sonne zu schützen.
Bungad erhob sich und mit
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