Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
Vom Netzwerk:
der untergehenden Sonne dabei zusehen, wie sie den Himmel und die Stadt in den zartesten Tönen scheinbar nie gesehener Farben tauchte und jeden Färber neidisch machte.
    Blickte man nach Osten, wurden die Straßen bereits dunkler und am Firmament waren schon viele Sterne und silbern auch der Mond zu sehen, der gütig auf das Treiben niederblickte.
    Als Lavielle nach dem heutigen Prozesstag schon zum Heilerorden unterwegs war, hatte Ankwin sie abgefangen – mit einer riesigen Schale Fleischeintopf. Die hatten sie dann neben einem Schlauch Wasser und einem Krug Wein gemeinsam im Garten der Heiler vertilgt.
    Nach dem herrlichen Bummel durch die laue Luft der lebendigen Stadt liefen sie auf das Wirtshaus zu, in dem sie schon einmal gewesen waren. Dort sollte heute ein Tanzboden bereitet werden und Musikanten würden aufspielen. Übermütig drehte sich Lavielle im Kreis und schwebte durch die Gassen.
    Ankwin hätte ständig innehalten und jede Einzelheit Lavielles in sich aufnehmen können. Doch dann wären sie wahrscheinlich keinen Schritt vorangekommen. Er war so aufgekratzt, wie damals, als er zum ersten Mal alleine mit einem Mädchen auf dem Scheunenboden der Ställe seiner väterlichen Burg war. Sie hatte Ferissa geheißen und war zwei Jahre älter als er. Ankwin musste damals elf oder zwölf gewesen sein.
    Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor seit dieser Zeit. Er war nun ein Krieger, ein Mann, der die Dinge ernst nahm und auf dessen Wort und Arm man zählen konnte und in diesem Augenblick taumelte er wie im Nebel diesem wunderschönen Geschöpf hinterher und wusste weder wo Norden war noch wie die Straße hieß, durch die er taumelte. Er setzte einfach einen Fuß vor den anderen.
    Irgendwie kamen sie schließlich zum ‚Blutigen Hirsch’ und obwohl schon viele Gäste da waren, bekamen sie noch zwei Plätze an einer langen Bank.
    Hier gab es heute Abend nur ein Gericht und ein Getränk. Das Schwein, das über dem offenen Feuer in der Mitte briet, roch köstlich und die Mägde eilten mit riesigen Tonkrügen voll würzigem Bier umher und mussten sich mit vollen Händen schutzlos die ein oder andere Zotigkeit gefallen lassen. Die Meisten lachten einfach nur derb, andere bedienten solche Gäste einfach später.
    Lavielle sah sich um, als würden ihre Augen versuchen, die Fröhlichkeit der Menschen um sie herum aufzusaugen. Ihren leicht geöffneten Mund zierte ein sanftes Lächeln. Ankwin sah sie lange an, bis sie bemerkte, dass er das tat.
    »Was ist?«, ihre Frage schien selbst wie ein Lächeln.
    »Ihr scheint unbekümmert wie die schönste Wiesenblume vom Lande und doch habt ihr heute in einem königlichen Prozess vermutlich einen gestandenen Verteidiger in die Knie gezwungen, einem alteingesessenen Richter die Stirne geboten und ganz Brakenburg gezeigt, was Gerechtigkeit bedeutet.«
    »Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen.« Lavielle feixte.
    »In der Tat ...«, Ankwin wollte unbedingt weiter mit ihr reden, aber irgendwie fiel ihm gerade nichts ein. Sie schien wieder die Leute um sie herum zu beobachten, als sie sich ihm plötzlich wieder zuwandte.
    »Genau genommen ist es das, was mir komisch vorkommt.«
    »Wie meint Ihr das?« Ankwin wusste nicht recht, worauf sie hinaus wollte.
    »Na ja, ... nehmen wir zum Beispiel die beteiligten Personen. Da haben wir als Erstes einen mundfaulen ausländischen Krieger, der versucht, Schausteller zu retten. Dann wäre da die Patrouille der Stadtwache, die anscheinend versuchte, eben diese Schausteller umzubringen. Nebenbei bemerkt stirbt deren Kommandant auch noch während des Prozesses.«
    »Der erste Verteidiger ist auch gestorben, höchstwahrscheinlich sogar ermordet worden.«
    »Ganz genau. Und Ihr, guter Ankwin, wäret beinahe das zweite Opfer dieses Mörders geworden. Hier handelt es sich wahrscheinlich um einen Blutboten.«
    »Wir haben also eine tote Familie, eine mordende Stadtwache, einen Sündenbock, einen ermordeten Ankläger und einen toten Kommandanten.« Langsam begriff Ankwin, worauf Lavielle hinaus wollte.
    »Den Blutboten nicht zu vergessen, der Euch zwar ans Leder wollte, Euch aber später auch noch den entscheidenden Hinweis für das Gelingen der Verteidigung gab. Er war entweder auch ein Augenzeuge oder steht dem Erzherzog sehr nahe.«
    »Das heißt, wir haben es hier mit drei Seiten zu tun. Es gibt also uns aufseiten Garocks, dann gibt es die Stadtwache einschließlich dem ermordeten Brinthardt und dem toten Schiwett und eine dritte Partei,

Weitere Kostenlose Bücher