Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
ihm das gesamte Gericht. Jeder, der als Wache, Träger, Page oder dergleichen dabei stand, sank auf das rechte Knie.
»Ich, Bungad, der königliche Richter Brakenburgs begrüße Euch auf das Herzlichste, hoher Rahag, Erzherzog des Königs.«
Etwas belustigt blickte der Erzherzog in die Runde. »Mir scheint, meine Person wird hier zur Wahrheitsfindung benötigt. Seid auch Ihr gegrüßt, werter Bungad.«
Zwei Pagen brachten einen weiteren Stuhl herbei. Alle bisherigen Zeugen waren gestanden. Einer der Pagen übernahm den Sonnenschirm von Geiwan, worauf dieser das herbeigebrachte Obst und den Wein auf dem kleinen Tischchen schnell noch etwas schöner arrangierte, um sich dann dezent zu entfernen.
Rahag langte beiläufig und ohne hin zu blicken zu dem Weinkelch und erst kurz bevor er ihn griff, hatte der Page das Einschenken beenden können.
»Auf Euer Wohl, hohes Gericht.«
»Auf Euer Wohl, Erzherzog.« Bungad hatte ebenfalls einen Kelch in der Hand.
Nach dem schweigend ein paar Schlucke genossen worden waren, wandte sich Bungad wieder Lavielle zu, die wie der Rest des Gerichts immer noch stand.
»Das Gericht fährt fort, möge man sich setzen. »Alles erhob sich von seinen Knien oder setzte sich wieder hin. Nun war es an Lavielle, das Wort zu ergreifen. »Hoheit, ich grüße Euch. Ich gehe davon aus, dass Ihr von der Sache und dem Stand des Prozesses wohl unterrichtet seid. Wenn ich also meine Fragen gleich zum Kern lenken dürfte, um Eure kostbare Zeit nicht unnötig zu beanspruchen.«
Bungad und auch die anderen Würdenträger schauten etwas schockiert drein, doch die wässrigen Augen des Erzherzogs glitzerten belustigt.
»Brakenburg hat schon lange keine so schöne aber vor allem auch energische Verteidigerin mehr gehabt. Ich bitte also darum.«
»Wart Ihr vor ungefähr zehn Tagen mit Eurer Kutsche in Euren Ländereien unterwegs?«
»Ja.«
»Begegnetet Ihr dort einer Patrouille der Stadtwache?«
»Ja.«
»Habt Ihr diesen Berisi-Krieger dort angetroffen?«
»Ja.«
»Berichtet uns doch bitte, was sich dort aus Eurer Sicht zugetragen hat.«
Rahag nahm einen großen Schluck Wein und biss herzhaft in einen Apfel. Nachdem er den Bissen ausgiebig gekaut hatte, wischte er sich den Saft mit einem Spitzentaschentuch ab.
Noch leicht kauend und schluckend begann er im Plauderton zu erzählen, als säße er an einem Küchentisch. »Nun, wie gesagt war ich mit meiner Kutsche auf dem Weg durch den Wald. Als ich eine Brücke passierte, hörte ich Kampflärm und ließ anhalten. Ich sah mehrere blutüberströmte Spielleute in einem Bachbett liegen, sie waren offensichtlich tot. Zwei oder drei standen noch und waren schwer verletzt. Drei Soldaten lagen ebenfalls am Boden, wobei der zuständige Hauptmann unter ihnen sich gerade wieder mühselig aufrappelte. Ein Unteroffizier hatte die Impertinenz, mir Bericht erstatten zu wollen. Schließlich konnte mir der Hauptmann aber berichten, dass sie sich wohl auf einer der üblichen Patrouillen befänden und dass sie dabei den Berisi-Krieger überrascht hätten, als er die Schausteller dahin gemordet hätte.«
Unter den anwesenden Würdenträgern wurde leise gemurmelt.
»Ich wies den Hauptmann an, den Gefangenen lebend nach Brakenburg zu bringen, da ich weiß, wie überaus energisch die Stadtwache manchmal vorgehen kann. So energisch, dass dabei auch Gefangene der Gerechtigkeit zum Opfer fallen. Da ich mich etwas mit den Gepflogenheiten der Berisi auskenne, verlangte ich dem Krieger das Versprechen ab, keinen Fluchtversuch zu unternehmen ... und so wie ich die Sache sehe, hat er das auch eingehalten.«
Das Murmeln der Würdenträger wurde so laut, dass Bungad seinen Kopf offensichtlich verärgert in die Richtung der Verursacher drehte.
Lavielle war recht zufrieden mit der Aussage des Erzherzogs, doch musste sie mehr finden. All ihre Instinkte wussten, dass da noch mehr war.
»Hoher Rahag, dann haben wir diesen Prozess sogar Euch zu verdanken?«
»Das ist gut möglich.«
»Verzeiht mir die Frage, aber hättet Ihr diesem ehrenwerten Krieger«, Lavielle wies mit dem ausgestreckten Arm auf Garock, »das Versprechen abgenommen, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, wenn Ihr davon ausgegangen wäret, er hätte die Schaustellerfamilie getötet?«
»Nun, junge Dame, das ist ganz einfach. Flieht er, zeigt er so seine Schuld.«
»So haltet Ihr ihn also für unschuldig?«
»Die Vermutung liegt nahe?«
Unsicher blickten die Gerichtsmitglieder sich gegenseitig an.
»Wieso habt
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