Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
Vom Netzwerk:
sehen. Es war zwar nicht üblich, dass der Auftragsempfänger mehr wusste, als er sollte, jedoch in mancher Hinsicht hielt sich Bermeer nicht immer an die Regeln. Er wusste ganz gerne, so viel wie möglich. Nach einer raschen Untersuchung der anderen Raumhälfte drehte er die Lampe zurück. Viel hatte er bei der Untersuchung des Raumes nicht gefunden, nur den Geruch teuren Parfüms und einen Apfelkern.
    Mit beachtlicher Geschwindigkeit las er die Worte auf den Wachstafeln dreimal, danach wusste er sie auswendig.
    Der Blutbote hob die kleinen Tafeln an die Lampe, worauf das Wachs sofort begann, die geritzten Buchstaben wieder zu verschlingen.
    Schon klopfte es. Schlagartig nahm Bermeer eine gebeugte Haltung an, der alte Fallensteller öffnete leise die Tür und legte sich zu den anderen in den Schankraum.

Das zweite Erwachen
    (Brakenburg im Herbst)
    Dieses Jucken war schier unerträglich. Immer wieder musste sich Theodus an den Unterarmen kratzen. Sie waren über und über mit kleinen Käfern und Maden bedeckt, die sich begierig in sein Fleisch fraßen. Alles war schwarz, weiß und rot. Das Weiß brannte besonders in seinen Augen. An seiner Stirn juckte es auch entsetzlich. Kaum hatte er sich dort gekratzt, musste er wieder dem unaufhörlichen Drang folgen, sich an den Armen zu kratzen.
    Er heulte, winselte und kicherte zugleich. Ihm war völlig klar, dass das absurd war und doch lachte und weinte er. Seine Arme waren voller Blut, keine Käfer. Dann sah er in seine Handflächen und sah wieder die Maden und Käfer. Lichter zogen an ihm vorbei. Es waren schwache Lichter von großen Glühwürmchen – nein, es waren Fackeln.
    Fackeln, ja genau, es sah aus wie die Beleuchtung der Straße. Er musste sich wieder am Arm kratzen. Da schon wieder eine Glühwurmfackel, aber sie zog nicht vorbei. Er zog an ihr vorbei.
    Theodus bemerkte, dass er in vollem Lauf war. Er rannte. Er war schon ewig nicht mehr gerannt.
    Der alte Magier musste lachen. Er breitete die Arme aus und lief noch schneller. Jetzt wurde es plötzlich dunkel. Der Boden hatte ihn verschlungen. Der schwarze Schlund war eiskalt.
    Theodus öffnete die Augen wieder. Er konnte nicht erkennen, was da lag, aber es roch erbärmlich. Langsam begann Theodus zu begreifen. Er lag, wo er schon lange hätte landen sollen – in der Gosse. Irgendetwas drückte ihm in die Rippen, seine Arme und seine Stirn juckten. Er war völlig durchnässt.
    Er stütze die Hände auf das schmutzige Pflaster und stemmte sich nach oben. Auf seiner Haut wechselten sich Käfer, Maden und Blut ab. Kniend rieb er sich die Augen.
    Nein, es war nur Blut auf seinen Unterarmen. Tiefe Schnittwunden zogen sich kreuz und quer durch die Haut. Theodus richtete sich ganz auf. Ihm schwindelte. Was für Muscheln hatte ihm Wagos nur angedreht?
    Wagos hatte ihm Muscheln angedreht? Nein, er hatte sie ihm ins Gesicht gedrückt. Der alte Mann sackte wieder in die Knie und würgte, wobei er sich nicht erleichtern konnte.
    Miretta! Wo war sie? Nicht hier. Natürlich nicht. Er stand wieder auf und versuchte zu erkennen, wo er war. Der Wind riss entsetzlich an seinem durchnässten Hemd und sog ihm die Wärme aus dem Körper. Unweit von ihm hörte er ein schreckliches Kichern. Er drehte den Kopf und wurde einen Brunnen gewahr, der kicherte, doch es war nur das plätschernde Wasser. Wasser!
    Er stürzte sich auf das kleine Becken, trank begierig und steckte schließlich den Kopf halb ins Becken halb unter den Strahl.
    Er war bei Wagos gewesen und hatte etwas von ihm gewollt. Da war ein Schrank mit vielen Kräutern und Pulvern, in den er gestürzt war. Er hatte mit Wagos gekämpft. Da war Blut. Wieder sah er auf seine Unterarme. Sie brannten nun entsetzlich. Die Blutungen hatten aufgehört. Theodus sah sich erneut um.
    Endlich erkannte er die Gasse. Schwankend schleppte er sich die Straße entlang. Er fror entsetzlich. Was stimmte hier nicht? Stückchenweise blitzten Erinnerungen auf.
    Theodus konnte sehen, wie auf Wagos eingeschlagen wurde, dann wieder viele Käfer und Maden. Er musste Wahnvorstellungen haben. Natürlich!
    Theodus hatte einen Rausch. Den musste er sich eingefangen haben, als er in den Schrank gefallen war. Wieder schwindelte ihm. Wieder musste er würgen. Blut, Maden, Käfer, frieren, fallen. Nach einer Ewigkeit glaubte er, sein Haus zu erkennen. Es begann zu dämmern.
    Kraftlos hämmerte Theodus an die Tür und sank schließlich völlig entkräftet an ihr herab. Nach einer Ewigkeit spürte er dumpf, wie

Weitere Kostenlose Bücher