Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
und das man solche Zeichen durchaus ernst nehmen müsse.
Theodus ließ sich in der Runde entschuldigen und wanderte durch die vielen beieinanderstehenden Grüppchen, die sich alle in gedämpftem Ton mehr oder weniger über das gleiche Thema unterhielten. So wie Theodus es einschätzte, gingen die meisten wohl einfach von einem Unglück aus, das zwar durchaus tragisch, aber doch nicht ungewöhnlich wäre und dass es dem beherzten Eingreifen der Altvorderen zu verdanken gewesen war, dass nichts Schlimmeres passiert sei.
Was dem Magier allerdings noch auffiel, war die Tatsache, dass keiner mehr als es der Anstand gebot erschüttert war über den plötzlichen Tod mehrerer Ratsherren und hohen Beamten, unter ihnen Pageronn, der höchst selbst die Stadtwache unter sich hatte.
Er hatte das Gefühl, dass der Tod ihrer Kollegen und Vorgesetzten vor allem von den meisten Beamten der Stadt mit einer Leichtigkeit hingenommen wurde, die beinahe auf Neid und Missgunst schließen ließ.
Theodus musste spontan an ein Rudel Hyänen oder hungriger Wildhunde denken, die nur auf ihrer Gelegenheit warteten. Anscheinend hatte ihm das Unglück mehr zugesetzt, als er wahr haben wollte. Er schüttelte innerlich den Kopf und ließ sich von einem der Pagen einen Becher Wein bringen.
Normalerweise sprach er dem roten Saft, wie allem, was berauschte, nie zu, doch heute machte er eine Ausnahme.
Mit dem Rücken zur Wand stand er nun da und beobachtete die vielen Menschen in der Halle über seinen Becherrand hinweg. Wieder kam ihm das Bild der Hunde in den Sinn.
Um auf andere Gedanken zu kommen, beschloss Theodus in Erfahrung zu bringen, wie es Richter Bungad ging. Sein glückliches Überleben inmitten der Flammen hatte zumindest mitbewirkt, dass die Feierlichkeiten nicht abgesagt wurden.
Was man so hörte, hatte er in der Feuersbrunst lediglich leichte Verbrennungen am Arm davon getragen. Ein weiteres Gerücht besagte, dass er sogar die Hilfe der Heiler versagt habe mit der Begründung, es gäbe viele andere aufrechte Brakenburger, die der Hilfe mehr bedurften. Er hatte sich in sein Haus zurückgezogen und es war nicht klar, ob er an dem Empfang würde teilnehmen.
Theodus entschied, sich zu Uharan vorzuarbeiten, um vielleicht von ihm ein paar weitere Informationen aufzuschnappen. Sein Vorhaben, mit Bungad zu sprechen, erschien ihm nun fast lächerlich, doch aufgeben wollte er es noch nicht.
Nach einem recht mühseligen Weg durch die murmelnde Menge, der von vielen Entschuldigungen, kurzen freundlichen Worten und halblauten Grußformeln gesäumt war, stand Theodus endlich zumindest in Hörweite des obersten Magiers.
Dieser saß trotz der stickigen Luft auf einem der vielen schweren Holzstühle unter einer roten Samtdecke. Die ihn Umstehenden waren in der Masse Autoritäten der Universität, die mit ein paar wenigen mutigen aufstrebenden Jungmagiern durchsetzt war.
Trotz seiner steilen Laufbahn hatte es Theodus immer für unter seiner Würde erachtet, sich in der Nähe der Oberen zu ereifern und Aufmerksamkeit zu erheischen. Seinem Motto »Leistung setzt sich durch.« war er immer treu geblieben.
Er entwickelte ein oberflächliches Gespräch mit einem an der Wand lehnenden dicken Kaufmann, dem an seinem roten Kopf anzusehen war, dass ihm unter diesen Bedingungen das Knüpfen von Geschäftsbeziehungen nicht zusagte. Während Theodus den dicken Händler und sich mit Bemerkungen über den tragischen Unfall und die Festlichkeiten im Allgemeinen langweilte, lauschte er mit einem Ohr den halblaut gesäuselten Worten Uharans.
Dieser beteiligte sich von Zeit zu Zeit am Gespräch der Umstehenden, allem Anschein nach auch, um das Warten zu verkürzen.
Trotz aller Geduld, die Theodus aufbringen konnte, war nicht mehr aufzuschnappen, als die Bemerkung, dass Richter Bungad wohl noch kommen werde und das der Empfang vom König eröffnet würde. Wann dieser allerdings käme, wäre genauso unklar. Die Dämmerung setzte bereits ein und die Bediensteten begannen die Leuchter im Saal herab zu lassen, um die Kerzen zu entzünden. Der junge Magier nutzte die entstehende Unruhe geschickt, um sich auf eine der wenigen Terrassen zu begeben, die hinter dem Ratsgebäude angelegt worden waren.
Ein im Vergleich zum Seelengarten geradezu lächerlich kleiner Park schloss sich an, wobei es sich mehr um einen erweiterten Innenhof als um einen Park handelt, ausreichend jedoch um sich in den Ratspausen oder bei Gelegenheiten wie dieser die Beine zu vertreten. Zu
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