Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
erkennen.
Sie standen hinter den fünf Stadtwachen direkt am Haupteingang und ihre Körperhaltung war unmissverständlich. Hier sollte niemand hinein.
Lavielle wurde klar, dass diese Kerle sie beide nicht kannten und dass sie, ohne geladen zu sein, nicht ohne Weiteres hineingelangen würden. Hinzu kam, dass Garock nicht gerade wie ein hoher Beamter oder ein friedlicher Heiler aussah.
Sie begriff, was Garock meinte und kurz entschlossen wandte sie sich ihm wieder zu. »Das sind Korden, Leibwächter des Königs. Warte hier, bis ich dir winke und wenn du an der Tür bist, schaue so freundlich du kannst.«
Selbst für die grob geschnitzten Gesichtszüge Garocks war es schwierig, die Gefühlsregung zu verbergen, die alles andere als Begeisterung verriet.
Lavielle musste unwillkürlich lachen. »Na, großer Fels, das ist eine gute Übung für dich. Heiler sind freundliche Menschen und zeigen das auch.«
Mädchenhaft drehte sie sich um, schlang sich geschickt durch die Menge und ließ einen Hünen zurück, der Hankuma um Kraft bat.
Bei den Wachen angekommen, ging sie ohne zu zögern die Stufen hinauf und sprach den Hauptmann an, der den vier Stadtsoldaten augenscheinlich vorstand.
»Herr Hauptmann, verzeiht meine Verspätung, doch ich hoffe, der Delegation der Heiler wird noch Einlass gewährt?«
Etwas überrascht und auch amüsiert sah der ältere Hauptmann die schöne Heilerin an. »Nun, schöne Frau der Gilde, die Delegation ist aber schon drin.«
Lavielle begriff sofort, mit was für einem Typen Mann sie es hier zu tun hatte. Der Hauptmann war um die vierzig und hatte bestimmt schon die ein oder andere brenzlige Situation gemeistert. Doch war er immer noch Hauptmann, was seinen Grund haben mochte. Außerdem spürte sie, wie er das Gefühl von Macht genoss. Lavielle setzte alles auf eine Karte und eine hilflose Miene auf, wie sie junge Mädchen hatten, wenn ihnen etwas unangenehm war.
»Oh, Herr Hauptmann, es ist mir ja überaus peinlich, aber die Delegation der Heiler ist noch nicht vollständig und man wartet vielleicht schon auf mich. Mit mir kommt noch mein Novize. Ich erwarte ihn jeden Augenblick von einem wichtigen Botengang zurück. Es wäre äußerst ungünstig, wenn der König nicht als Letzter käme.«
Glücklicherweise hatte sie vorher noch einen Blick auf die Fahnenstange auf dem Dach werfen können. Dort war noch kein Königsbanner zu sehen gewesen, also war der König noch nicht im Haus und der kam immer als Letzter.
Wie erwartet kam der Hauptmann ins Wanken und nahm einen väterlichen Ton an. »Na mal sehen, was sich da machen lässt, Mädchen.«
Während der Hauptmann sich umdrehte und mit den Korden ein paar Worte wechselte, drehte sich Lavielle halb zur Seite und winkte Garock aus der Hüfte. Kaum hatte sie ihm das Zeichen gegeben, kam der Hauptmann zurück. »Also, wenn Ihr dann vollständig seid, dürft Ihr rein.«
»Vielen Dank, Herr Hauptmann, ich wusste, dass ich mich nicht in Euch täusche.«
Gebauchpinselt lächelte der Hauptmann etwas verlegen.
»Ah, da kommt mein Novize ja schon. Wo warst du den nur solange, Garock? Du weißt doch, wie spät wir dran sind.« Vorwurfsvoll sah sie Garock von oben bis unten an und ging dann ohne weitere Worte direkt auf die beiden Korden zu, die die große Eingangstür versperrten.
Garock folgte ihr mit langsamen kraftvollen Schritten.
Die beiden schwarzgoldenen Wächter sahen finster zu dem Hauptmann, der seine Verlegenheit überspielend wichtigtuerisch abwinkte. »Kann passieren, kann passieren.«
Die Korden traten zur Seite und blickten die junge Heilerin ernst an. Unverwandt blickte diese zurück, als sie vor der Tür stand und lächelte.
Garock stand hinter ihr und zeigte die Zähne und selbst ein Laie hätte dahinter ein Lächeln vermutet, ein Lächeln allerdings, das auf einen Krampf in der Magengegend schließen ließ. Unschlüssig wanderten die Blicke der beiden großen Wächter zwischen der für sie kleinen Frau und dem selbst für sie großen Mann hin und her bis schließlich der rechte die Tür öffnete und so den Weg freigab.
Als die große Tür hinter ihnen wieder ins Schloss fiel, atmeten beide merklich aus, jeder wohl aus einem anderen Grund.
Doch Lavielle wusste, nun war die nächste Hürde zunehmen. Sie hatte zwar vorgegeben, zu der Heilerdelegation zu gehören und das würde sie bei Bedarf an einem gerade für die Heiler so chaotischen Tag auch irgendwie erklären können, doch nun wurde sie unsicher. Ihr Gefühl riet ihr
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