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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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zu sprechen. So viele Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf. So viele Gefühle brodelten in ihrer Brust. Sie wusste überhaupt nicht, wo sie anfangen und was sie sagen hätte sollen. In ihrer Verzweiflung schickte sie ein Stoßgebet zum Myriton – Große Mutter allen Seins, hilf mir in diesem schweren Moment, auf das Ankwin ein würdiges Ende beschieden sei . Mehr fiel ihr nicht ein und immer noch schwieg sie.
    Garock stand bewegungslos neben ihr. Der unstete Feuerschein ließ ihn wie einen grob behauenen Granitblock erscheinen. Seine Anwesenheit beruhigte sie wieder etwas.
    Bermeer warf ihr einen Blick zu, der zu sagen schien, dass sie nicht sprechen müsse. Doch sie wollte und sie würde Ankwin ihre Worte mit auf den Weg geben. Sie spannte die Zehen in ihren Stiefeln an und holte Luft, um etwas zu sagen, als sie von wildem Geschrei unterbrochen wurde.
    Die Raben im Tal flogen in lautem Gekrächze aus den Bäumen auf. Alle blickten bergab zu dem kleinen Fluss. Die Schatten der Bäume ließen sich in ihrem wilden Tanz auf der Schneedecke nicht unterbrechen. Es war schwer, etwas zu erkennen. Das Krächzen der Raben wurde schwächer, hielt sich aber weiterhin, während die schwarzen Vögel unruhig über den Menschen kreisten. Das Knacken und Knistern des Scheiterhaufens drängte sich in den Vordergrund. Man konnte das Knistern der Flammen, das Gezeter der Raben und sogar den schwachen Wind hören, als ein leises Klopfen zu vernehmen war, das sich langsam zu einem Stampfen auswuchs und deutlich von den anderen Geräuschen abhob.
    Zwischen den Bäumen war in den wilden Schatten nichts zu erkennen. Jetzt war klar, dass es ein Pferd sein musste, ein Pferd in vollem Galopp. Pferdehufe platschten durch eisiges Wasser, nur um wenig später wieder ihren wilden Rhythmus in den Schnee zu stampfen.
    Nach und nach war ein Reiter zu erkennen, der sich aus den Schatten schälte. Diese schienen ihn gar nicht recht loslassen zu wollen. Trotz des ansteigenden Hügels trieb der Reiter sein Pferd zu höchster Anstrengung.
    Ohne das Pferd richtig sehen zu können, hörte Garock am Atem, dass dies sein letzter Ritt sein würde. Was für ein Reiter trieb sein Pferd so dermaßen an die Grenzen?
    Das Knacken, die Raben, der Wind, die Hufe und dazu gesellte sich ein dünnes, unverständliches Rufen, das lauter wurde, je näher der Reiter kam.
    »Haaded aiiiih!«
    »Haadet aiiinnn!«
    »Haltet ein!«
    Etwas weiter unten am Hang wurde es steiler und der Reiter riss an den Zügeln, sodass der Hengst vorne hoch ging und laut wieherte, während die Hinterhufe sich tief in den Schnee gruben. Kaum senkte sich das Pferd, war der Reiter auch schon abgesprungen. Leise und völlig außer Atem sagte er wieder: »Haltet ein!« und schlug die Kapuze zurück.
    Bermeer fand wie so oft als Erster seine Stimme wieder. »Kommt der Fünfte im Bunde,
    Vollendet ist die Runde.
    Er kommt vor dem Morgenrot.
    Theodus ist nicht tot.«

Ein später Gast
    (Brakenburg, 13. Tag)
    Theodus war froh, sich gerade noch rechtzeitig gerettet zu haben. Mit einem Sprung, den er sich selbst gar nicht zugetraut hätte, war er von dem brennenden Baldachin weg über einige Stühle gehechtet und hatte sogar noch die Geistesgegenwart aufbringen können, einen Schutzzauber zu wirken. Lediglich seine Kleidung war ruiniert und er war von oben bis unten mit Flugasche bedeckt gewesen.
    Frisch gewaschen und neu eingekleidet stand er nun bei einer Gruppe von höheren Beamten und jüngeren Magiern in den Hallen des Ratsgebäudes und wartete mit den anderen auf den Beginn des Empfangs, der im Unterschied zur Beerdigung Kostans nicht verschoben worden war. Wann er jedoch beginnen sollte, war nun unklar.
    Wartend unterhielt man sich gedämpft über die Geschehnisse des Nachtmittags.
    Das Ratsgebäude war zwar architektonisch ein Prachtgebäude, die Belüftung ließ allerdings zu wünschen übrig, zumal sich die Wolken draußen am Himmel nicht so recht entschließen konnten, ob sie nun regnen oder einfach nur die Hitze des Tages nach unten in die Gassen und Häuser drücken sollten. Die Luft in der Halle wurde zusehends schlechter.
    Keiner wusste sich so recht einen Reim darauf zu machen, aber jeder hatte eine Meinung zu dem Brand. Man solle endlich auf die Bitten der Stadtwache hören und die Zahl der Männer um ein Drittel erhöhen. Ein älterer Magier meinte, man müsse sich Gedanken über die unkontrollierten Auswüchse der Jungmagier machen. Ein Dritter sprach von einer Strafe der Götter

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