Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
hatte.
Schließlich erreichte er die Terrassen und atmete erleichtert die frische Luft, die ihn hier empfing, während sich seine Augen an das dämmerige Fackellicht des Lustgartens gewöhnten.
Hier standen nur noch wenige vereinzelte Grüppchen, die sich leise unterhielten. Nach einem kurzen Moment erkannte er auch den mächtigen Rücken des Richters wieder.
Bungad bewegte sich zielstrebig auf zwei Personen zu, die bei einem kleinen Teich auf ihn zu warten schienen.
Theodus traute seinen Augen nicht. Die schöne Verteidigerin und ihr neuer Riesenbegleiter standen dort. Sofort verlangsamte er seinen Schritt und begann sich zu fragen, was das zu bedeuten hatte. Dann überschlugen sich die Ereignisse.
***
Trotz des warmen Tages waren seine Kleider nur sehr langsam getrocknet. Verstärkt durch die einsetzende Nacht wurde es Ankwin wieder kühl. Normalerweise war Kälte nie ein größeres Problem für ihn gewesen, doch der junge Krieger wusste, dass Schlafmangel, die schlechte Unterkunft der letzten Tage und die Gedanken an Lavielle an seinen Kräften gezehrt hatten.
Gelähmt vom Gelübde der Heilerin und den auf ihn einstürzenden Gefühlen, hatte sich Ankwin mit Tränen in den Augen in die Tücher der Tribüne gekrallt und einfach weiter auf den Platz gestarrt. Um ihn war alles verschwommen und es hatte nur noch gerauscht in seinen Ohren. Er hatte doch schon die ein oder andere schmerzhafte Verletzung ertragen müssen, doch in diesem Moment hatte der junge Krieger begriffen, was der Unterschied zwischen Körper, Geist und Seele war.
Sein Körper war lediglich etwas übermüdet, sein Geist arbeitete immer noch schnell, doch sein klares Fließen wurde von den Schatten der schwer verletzten Seele getrübt. Tief gekränkt war sie im Begriff, sich in die hinterste Ecke ihres Seins zurückzuziehen.
Ein bloßer Überlebensreflex war es dann gewesen, der ihn aus der akuten Gefahr gebracht hatte. Völlig übereilt hatte er aus vollem Lauf einen Sprung in den Skatrenk wagen müssen, sonst wäre er wahrscheinlich unter der brennenden Tribüne begraben worden. Die Wachposten waren glücklicherweise noch überraschter von dem Feuer und hatten ihn wahrscheinlich nicht gesehen, doch Ankwin wusste, gesucht wurde er mit Sicherheit immer noch.
Sein Herz hatte er verloren. Der Einzige jedoch, der ihm wenigstens helfen konnte, seine Ehre zu behalten, war sein Onkel, ob ihm das nun passte oder nicht. Er würde sich ihm reumütig stellen und zugeben, dass alles nur seiner Unerfahrenheit und seiner Jugend zuzuschreiben wäre. Sein Onkel hätte dann bestimmt ein Einsehen.
Stellen wollte Ankwin sich nicht. Das hätte zwar das gleiche Ergebnis gehabt, doch er wäre mit Sicherheit für mehrere Tage in der Festung gesessen, danach hatte er kein Verlangen. Er wollte sich seinen Pflichten stellen und seinen Schmerz betäuben.
So stieg Ankwin an einer schlecht einzusehenden Stelle aus dem Skatrenk und mischte sich wieder unters Volk.
Den Tag über konnte Ankwin problemlos in der Flut der Menschen, die durch Brakenburgs Straßen spülte, untertauchen. So hatte er wenigsten in Bewegung bleiben können und ihm war warm geworden.
Doch jetzt am Abend setzte die Kühle ein und die derbe Kleidung, die den ganzen Tag auf seiner aufgeweichten Haut gescheuert hatte, wurde klamm. Er fror, zumal er sich in seiner jetzigen Situation nicht sonderlich bewegen durfte.
Die Stadtwachen waren mit den Anforderungen der Festlichkeiten voll ausgelastet und die Suche nach dem flüchtigen Neffen des Richters, da war er sich sicher, hatte zumindest keinen Vorrang. Das Untertauchen selbst war seinem Wesen allerdings zuwider. Ankwin war als Krieger ausgebildet und in diesem Bewusstsein groß geworden. Sich plötzlich verstecken zu müssen, war ihm eine bittere Lektion, die er nicht so schnell vergessen würde.
Sobald die Dämmerung eingesetzt hatte, war er auf die Gartenmauer des Ratshauses geklettert und hatte sich flach auf die breite Mauerkrone gelegt. Das, was man von ihm noch hätte sehen können, verdeckte ein großer Holunderstrauch, der vom Garten aus über die Mauerkrone ragte und sogar in die sich anschließende Gasse hing.
Nach allem, was er belauscht hatte, würde sein Onkel, nur leicht verletzt, an dem Empfang teilnehmen. Er war froh, dass dem alten Mann nichts Schlimmeres passiert war. Irgendwie müsste und würde er eine Möglichkeit finden, mit ihm zu sprechen.
Natürlich hätte der junge Krieger auch bis nach den Feierlichkeiten warten
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