Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Fassade. Noch während sich der Assassine in Bewegung setzte, konnte er aus den Augenwinkeln sehen, wie sich der Berisi-Krieger in seine Richtung drehte. Von der Mauerkrone erscholl ein markdurchdringendes »Haltet den Mörder, dort läuft er.«
Bermeer erkannte diese Stimme sofort wieder. Er hatte sie schon einmal so laut brüllen hören. Ankwin.
Als wären die Menschen überhaupt nicht da, rannte Bermeer an ihnen vorüber und war im Nu dabei, die Außenwand des Ratshauses emporzuklettern.
Der Assassine warf einen Blick über die Schulter. Im Garten entstand jetzt ein Durcheinander an Stimmen und Bewegungen. Der Berisi-Krieger bewegte sich mit großem Tempo auf die Tür in der Außenmauer zu. Von der Mauerkrone hörte er Schritte und wusste, dass Ankwin sich ebenfalls auf ihn zu bewegte.
Mittlerweile hatte er die Höhe der Mauer, die hier an das Gebäude stieß, erreicht und entschied sich, den Sprung an dem herannahenden Ankwin vorbei direkt auf die Gasse zu wagen. Als der Blutbote zum Sprung ansetzte, sah er Ankwin nicht. Dieser musste aber schon auf Armlänge herangerückt sein, denn als Bermeer sprang, spürte er einen Luftzug an seinem Ohr und hörte ein unterdrücktes Ächzen. Der Bärenfelsener hatte anscheinend seinen Kopf nur knapp verfehlt und in das Gefach der Wand hinter ihm geschlagen.
Doch wieder wurde Bermeer behindert. Sein Fuß hatte sich mit dem von Ankwin verhakt, sodass jetzt beide unkontrolliert Richtung Gasse stürzten. Der Assassine verdankte lediglich seinem harten Falltraining, dass er zum Großteil auf Ankwin landete.
Benommen stand er auf. Der Krieger lag ihm zu Füßen auf dem Pflaster und begann ebenfalls sich stöhnend aufzurappeln.
Normalerweise hätte er jetzt die Gelegenheit genutzt, seinen hartnäckigen Verfolger ein für alle Mal abzuhängen, doch Bermeer unterdrückte den Impuls, seinem Widersacher kurzerhand die Kehle durchzuschneiden. Sich zu beeilen schien ihm wichtiger, da wohl bald auch der Berisi-Krieger auf der Bühne erschien. Stattdessen entschied er sich, die Gasse entlang zu laufen. Schon Augenblicke später hörte er Ankwin hinter sich keuchen.
Bermeer war gerade auf Höhe der Tür, die in das Innere des Gartens führte, als sie aus den Angeln flog, um dem Berisi-Hünen Platz zu machen. Hinter ihm stand der Ankläger Theodus und vollführte eine sonderbare Geste. Schlagartig fühlte sich Bermeer, als ob er durch Wasser laufen würde. Jede seiner Bewegungen schien langsamer zu sein. Anscheinend hatte der Magier einen Zauber gewirkt.
Es wurde es ganz schon knapp und Bermeer begann sich während des Rennens zu fragen, ob er sich dieses Mal nicht übernommen hatte, doch wer konnte schon ahnen, dass er im Nu von einem Magier und zwei Kriegern gejagt wurde.
Er versuchte seine Geschwindigkeit noch zu erhöhen, doch die Kräfte, die er aufbringen musste, raubten ihm schier die Sinne.
Seine Beine taten ihren Dienst, doch jetzt, als seine Arme im Rhythmus schwingen mussten, drängten sich seine schmerzende Schulter wieder in sein Bewusstsein. Er würde seine Verfolger schnellst möglich abhängen müssen, sonst bestand die Gefahr, dass ihn der Schmerz übermannte. Sein rechter Arm fühlte sich an, als wäre er gebrochen.
Verzweifelt schlug Bermeer einen Haken und bog in eine noch dunklere Seitengasse ein. Hier war sein Reich, unzählige Klettermöglichkeiten und Nacht.
Als der junge Krieger in die Gasse bog, blieb er augenblicklich stehen, lauscht und spähte in das Dunkel der Gasse. Wieder einmal wurde Bermeer klar, dass der Krieger zwar impulsiv aber nicht dumm war.
Während sich der Bärenfelsener langsam in die Gasse vorarbeitete, zog sich Bermeer mit dem gesunden linken Arm an einem hervorstehenden Balkenkopf eines niedrigen Häuschens empor. Der Kraftaufwand war enorm. Er glaubte, sein doppeltes Gewicht emporzuziehen, doch es gelang ihm schließlich mithilfe der Beine darauf zu stehen und sich unter größten Schmerzen mit beiden Armen an der grob gearbeiteten Wand festzuhalten.
Die Schwärze der Nacht schluckte ihn bereitwillig. Bermeer bot alle Konzentration auf, um seinen Atem zu regulieren. Immer wieder musste er die Augen zusammenpressen als Reaktion auf den pulsierenden Schmerz, der von seinem rechten Arm in die Schulter schoss. Die magische Lähmung ließ jetzt langsam nach.
Unter ihm bewegte sich Ankwin vorsichtig weiter in die Gasse hinein. Anscheinend hörte er ihn tatsächlich nicht, denn er schlich unter ihm vorüber. Für einen kurzen Moment
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