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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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riechen konnte. Hasserfüllt presste Bungad die Worte hervor. »Du hast keine Ahnung, um was es hier geht. Du bist ein Bauerntölpel vom Lande, der ein bisschen Glück gehabt hat. Du ...«
    Ankwin griff mit der Linken nach Bungads Kragen und riss ihn zu sich herunter und mit der Rechten rammte er ihm den Dolch in den Bauch. Dieses Mal hatte Bungad es nicht kommen sehen.
    Der Kopf seines Onkels wurde rot und die Adern auf seiner Stirn traten ebenso hervor, wie seine Augen. Dann kippte er seitlich neben Ankwin und blieb schwer atmend liegen. Vor den Augen des Kriegers tanzten rote Schleier und es wurde dunkel.
    Schließlich öffnete Ankwin die Augen wieder und musste sich erst orientieren. Er hatte keine Ahnung, wie lange er weggetreten war.
    Der Versuch, so wie immer aufzustehen, endete in einem furchtbaren Schmerz, der von seiner rechten Bauchseite in die Magengrube strahlte. Er sank für einen Moment zurück. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er wusste, dass ihn die Verletzung das Leben kosten konnte. Langsam drehte er sich auf die Seite. Neben ihm lag sein Onkel mit blassem Gesicht und geschlossenen Augen, den Dolch Villons noch im Bauch.
    Nach und nach gelang es Ankwin, sich an der Truhe hochzuziehen. Schließlich stand er über seinem Onkel und wusste, es war vorbei.
    Im Augenwinkel sah er es glitzern und bemerkte den Kelch, aus dem sein Onkel vorher getrunken hatte. Die Karaffe stand daneben. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sein Mund trocken war und ihm die Zunge am Gaumen klebte. Der vergangene Kampf und die Verwundung hatten ihn durstig gemacht.
    Schwankend goss er die rote Flüssigkeit in den Kelch und hob ihn an. Mit zitternden Knien und schwachem Atem prostete er noch seinem Onkel zu.
    »Auf die Bärenfelsener!«, dann setzte er an.
    Völlig unerwartet schmeckte der Wein nicht süß oder herb sondern salzig wie Blut. Entsetzt wollte Ankwin den Kelch vom Mund reißen, doch er konnte nicht. Sein Geist befahl seinem Körper aufzuhören, doch sein Arm hielt weiterhin den Kelch, aus dem sein gieriger Rachen das sonderbare Gesöff geradezu verschlang. Bilder von Schlachtfeldern zogen durch seinen Kopf, ausgeweidete und geschändete Menschen, Feuersbrünste, Krankheiten und große Not machten sich in seinem Kopf breit. Dann war der Kelch leer und endlich setzte sein Arm ihn auf dem Tisch ab. Zurück blieb der Geschmack von schwarzrotverbranntem Leid.
    Völlig durcheinander und geschwächt und trotzdem wunderbar gestärkt stütze sich Ankwin auf den Stuhl neben ihm.
    Er konnte nicht einordnen, was soeben passiert war, dann hörte er ein Klacken. Nein, es war kein Klacken, eher ein Husten, dann begriff Ankwin, dass es ein Lachen war und es kam von unten.
    Sein Onkel hatte die Augen weit aufgerissen und lachte aus vollem Hals. Die Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt und schwungvoll stand er auf. Der Dolch in seinem Bauch schien ihn nicht zu stören.
    »Wie mundet dir der Wein, mein teurer Neffe? War er dir zu lieblich oder gar zu salzig? Allem Anschein nach tat er dir gut, sonst hättest du ihn nicht in einem Zuge ausgetrunken.«
    Ankwin konnte sich nur durch den Stuhl auf den Beinen halten. Er spürte zwar eine seltsame Kraft in sich und doch war er nicht Herr seiner Sinne. Bungad ging langsam ein paar Schritte zurück.
    »Das Problem mit den Dracheneiern ist, dass man nicht aufhören kann, zu trinken.« Ankwin hörte die Worte seines Onkels, doch er verstand sie nicht.
    »Ich sagte doch, du hast keine Ahnung, um was es sich hier dreht. In der Karaffe ist nichts anderes als der Inhalt eines Dracheneis. Eine kleine Fügung des Schicksals verschaffte mir ein ganzes Nest.« Wieder musste Bungad lachen.
    »Als Richter obliegt mir selbstverständlich die Archivierung sämtlicher Gerichtsunterlagen, im Grunde eine langweilige und staubige Angelegenheit, doch siehe da, von Zeit zu Zeit spielt sie einem einen Hochgenuss in die Hände. Ich hatte so wie du keine Ahnung von ihrer Wirkung. Ich glaubte nicht einmal daran, dass sie von einem Drachen stammten. Das war mir auch egal. Ich wollte einfach nur wissen, wie sie schmecken.« Der große Mann breitete seine beiden Arme aus und zog dabei die Rechte aus der Schlinge.
    »Richter Bungad, der Feinschmecker, musste doch wissen, wie solche Eier schmecken. Und dann, dann schmeckte ich es. Das, was du jetzt fühlst, fühlte ich auch. Die Kraft, die ihnen innewohnt. Die heilende Wirkung, die sie haben, die Begierde, die sie auslösen und sogar die Macht, die sie

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