Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
hinter ihm. Er redete ihm gut zu, gab ihm Ratschläge und verbesserte ihn. Der Junge war voll des Stolzes und führte das anmutige Tier mit großer Konzentration. Ankwin sah ihnen eine Weile zu. Weißwind schien es zu gefallen, immer wieder schüttelte er die Mähne und schnaubte übermütig.
»Wie lange bewegt er sich schon?«
Der Junge und der Stallmeister schauten überrascht zu Ankwin. Remeli fand zuerst wieder seine Sprache.
»Seit Villon wieder da ist, das muss vor dem Mittag gewesen sein, junger Herr.«
Als Ankwin auf das Tier zuging, kam es augenblicklich zu ihm. Er streichelte ihm den Hals und die Schnauze.
»Er fühlt sich wohl. Er ist hier in guten Händen. Danke, Remeli. Ich übernehme jetzt.«
Remeli nickte Ankwin zu, legte seine Hand kurz auf Villons Schulter und verschwand dann im Stall. Der Bärenfelsener griff in sein Wams und holte den Apfel hervor, den er beim Aufstehen eingesteckt hatte. Beinahe zärtlich nahm das prächtige Tier die Frucht mit seinen beweglichen Lippen auf und verspeiste sie.
»Komm, Villon, wir bringen ihn in den Stall.«
»Ja, Herr.«, Villon verkürzte die Longe und schritt dabei auf Ankwin und den Schimmel zu. »Ich hab alles so gemacht, wie Ihr es gesagt habt. Ich bin direkt hier hergegangen und ...«
»Ja, Villon, ist schon gut. Hättest du es falsch gemacht, hätte ich es schon gesagt.«
Sie gingen mit Weißwind in den Stall und Ankwin streichelte dem Jungen den Schopf.
»Herr, warum seht Ihr so schmutzig aus?«
»Ich habe eine Abkürzung genommen.«
»Musstet Ihr vor jemandem wegrennen?«
»Seh' ich so aus, als müsste ich vor jemandem wegrennen?«
»Nein, Herr, nein, nein, aber ich sehe immer so aus, wenn ich durch den Tunnel gerannt bin, und ich renne eigentlich nur durch den Tunnel, wenn jemand hinter mir her ist.«
Ankwin musste lachen, dass man sein ebenmäßiges Gebiss sehen konnte.
»Ah, dann bespuckst du also feine Leute mit Nussschalen?«
Villon wurde blass. »Woher ...? Werdet Ihr es dem hohen Herrn sagen?«
»Dann würdest du mich doch bestimmt auch verraten.«
»Nein, Herr, bestimmt nicht.«
»Also gut, du verrätst mich nicht und ich verrate dich nicht.«
Sie begannen, Weißwind abzustriegeln. Als sie fertig waren, hatte Mintane frische Kleider und ein paar Tücher gebracht. Beide wuschen sich am Brunnen im Hof.
Am Abend saß diesmal Ankwin als Erster am Tisch. Er genoss das Schauspiel der Speisen, die nach und nach den Weg auf die große Tafel fanden.
Der junge Mann war wegen der Ereignisse bei Gericht sehr gespannt auf seinen Onkel. Noch am Vorabend hatten sie über das hohe Gericht, das Amt des Richters und die brakenburgische Justiz ihre Späße gemacht und jetzt waren sie beide, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise, in einen Prozess verwickelt. Onkel Bungad hatte entgegen seinem sonst üblichen Verhalten einen Richter abgegeben, der durchaus seinem Amt als würdig erschien und Ankwin selbst war sich noch gar nicht so sicher, was er von alle dem halten sollte. Er war noch nicht einmal zwei Tage in der Königsstadt und schon einem vermeintlichen Mörder hinterher gerannt. War nur sein jugendlicher Tatendrang, angetrieben durch die vielen Reize und Eindrücke der Stadt, mit ihm durchgegangen?
Der junge Krieger schüttelte den Kopf als wolle er so die Zweifel los werden. Seine Gedanken wanderten wieder zu der Novizin und wie er sie wohl am nächsten Tag sprechen könnte. Er würde sie zuerst einmal finden müssen. Sie hatte bestimmt viel zu tun. Vielleicht würde sie ihre Ausbildung trotz des Prozesses neben her weiterführen müssen. Er musste unbedingt mehr über den Heilerorden in Erfahrung bringen. Hier würde ihm Onkel Bungad und dessen gut sortierte Bibliothek bestimmt weiterhelfen.
Ankwin war trotz einiger Bücher, die sein Vater sein Eigen nannte, zwar nie ein fleißiger Leser gewesen und doch konnte er recht flüssig lesen. Schließlich waren ein paar Bücher für einen guten Krieger nicht zu umgehen – das Buch des Schwertes von Kumkron, die Kunst des Kampfes von Finnan oder Blutweg, ein Buch eines Kampfmönchordens im hohen Norden, um nur die Wichtigsten zu nennen. In seiner Heimatburg warteten immer noch ein paar Bücher darauf, dass er sie endlich lesen würde. Bei dem Gedanken an die ungelesenen Schriften bekam Ankwin ein schlechtes Gewissen, aber das verflog recht schnell, die Bücher waren weit weg.
Schließlich versuchte er sich einen Schlachtplan zu Recht zu legen, wie er seinem Onkel ein paar Informationen
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