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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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umgänglicher, aber du wirst nichts unternehmen, was mit diesem Prozess zu tun hat oder ich schwöre dir, du wirst es bereuen. Damit ist dieses Thema beendet!«
    Ankwin war kurz davor, etwas über den Mann mit der Kapuze zu sagen, doch dann behielt er es doch für sich. Er presste seine Kiefer aufeinander, dass beinahe seine Zähne knirschten. Mit großen hastigen Schlucken leerte er seinen Weinkelch, sodass ihm das rote Nass aus den Mundwinkeln troff. Geräuschvoll stellte er den Becher auf den Tisch und wischte sich den Mund schwungvoll am Ärmel ab.
    »Auf dein Wohl, Onkel, entschuldige mich.«
    Ankwin stand auf und verließ den Speisesaal, ohne seinen Onkel noch einmal anzuschauen.
    Als er an der Treppe war, polterte ihm der Richter noch etwas hinterher. »Und ehe ich es vergesse, in den nächsten Tagen werde ich dir meine Besitztümer in der Stadt zeigen! Wir werden sehen, wo du dich dann einmal nützlich machen kannst!«
    Deswegen war er zwar hier, um die Pflichten eines Adligen in der Stadt zu erlernen, jedoch versetzte es Ankwin einen gehörigen Seitenhieb, dass sein Onkel ihn beinahe wie einen Faulpelz dargestellt hatte und ihn auf seine Stellung hier im Haus verwies.
    Schon war zu hören, wie sein Onkel wegen irgendeines fadenscheinigen Grundes mit dem Diener schimpfte.
    Wütend betrat der junge Krieger sein Zimmer. Villon sah ihn verschreckt an.
    »Raus. Ich will alleine sein.« Ankwin hatte ganz ruhig gesprochen, aber der bedrohliche Unterton in seiner Stimme ließ keinen Zweifel an seiner Anweisung. Villon setzte sich in Bewegung, noch ehe er überhaupt begriffen hatte, was Ankwin wollte, nur um der Stimmung zu entgehen, die sein junger Herr mitgebracht hatte.
    Der Bärenfelsener ging im Zimmer auf und ab. Langsam begriff er, wie seine Wut seine Gedanken lähmte. Sein Herz schlug ihm im Hals. Ein Schmerz trat in sein Bewusstsein. Die Wunde auf seiner Brust, die ihm Regorie beigebracht hatte, begann zu pochen. ‚Die soll dich immer an deine Verwundbarkeit erinnern.’
    Ankwin begriff die Worte nun eine Ebene tiefer. Er war nicht nur körperlich verwundbar. Die Wunde hatte er nur erhalten, weil Regorie ihn kurz vorher wütend gemacht hatte. Sein Temperament, seine Leidenschaft machte ihn auch verwundbar. Er schloss die Augen für einen Moment und stieß die Luft seiner Lungen durch die Nase aus. Kurz atmete er noch einmal ein und wieder langsam aus. Dann öffnete der junge Krieger seine Augen, alles floss wieder auf ihn ein, ohne ihn zu verwirren.
    Sein Blickfeld wurde weit und er nahm jeden Gegenstand gleichzeitig war. Die Felle auf dem Boden, die Spinnweben in der oberen Ecke und die Fliege, die darauf zu flog. Er roch die würzige Luft des Abends genauso wie das Obst auf dem Tisch, er hörte die Vögel in den Bäumen vor dem Fenster genauso wie das Blut in seinen Adern. Er könnte sogar hören, wie Villon vor dem Zimmer seinen Waffengurt einfettete. Sein Puls wurde langsamer.
    Ankwin entspannte sich zusehends. Die Wut auf seinen Onkel war verflogen, zurück blieb nur die Gewissheit, dass er sich ihm widersetzen würde und eine gelassene Entschlossenheit, ein fast zwangloses Festhalten an einem Ziel. Genauso hatte er es gelernt. Gefühle waren wie Pferde, zügelte man sie zu sehr, scheuten sie, ließe man ihnen ihren Willen, kam man nicht ans Ziel.
    Er wusste, dass sein Onkel immer noch unten aß, denn er hörte ihn. So ging Ankwin direkt in das Arbeitszimmer seines Onkels, das gleichzeitig auch die Bibliothek des Hauses war. Er war zwar kein großer Freund von Büchern, aber dieses Mal freute er sich beinahe darauf.
    Der junge Krieger musste eine ganze Weile suchen, denn viele Bücher waren in Sprachen, die er gar nicht kannte, verfasst. Er befürchtete schon, dass sein Onkel heraufkommen könnte, als er endlich fündig wurde. Ankwin schob die beiden benachbarten Bücher etwas zusammen, sodass die entstandene Lücke nicht gleich auffiel, und ging mit einer Abhandlung über den Glauben der Heiler gut gelaunt wieder auf sein Zimmer.
    Kaum hatte er es aufgeschlagen, offenbarte sich das Buch als schlichte Gebetssammlung und einer sehr trockenen und umständlichen Beschreibung einer Bewegung, die beim Beten vollführt werden sollte. Er konnte überhaupt nichts damit anfangen. Wieder keimte Wut in ihm auf. »Villon!«
    Der Junge kam sofort herein. »Ja, Herr?«
    »Ich werde meditieren und du wirst es mir gleich tun. Mit der Zeit wirst du es auch erlernen. Öffne deine Sinne. Öffne Augen und Ohren und

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