Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
entlocken könnte. Er würde sehr genau aufpassen müssen, denn sein Onkel war kein dummer Mann. Er pflegte zwar offensichtlich den Anschein, ein genusssüchtiger, alternder Schalk zu sein, der die Menschen um sich und seine Geschäfte nie recht ernst nahm, doch Bungad war nicht um sonst einer der einflussreichsten Bürger dieser Stadt. Ankwins Vater hatte daran keinen Zweifel gelassen.
Endlich hörte man ein Klopfen an der Haustür und nach kurzer Zeit konnte Ankwin durch die halboffene Tür sehen, wie Miron seinem Onkel die Robe abnahm und dabei half, die Stiefel auszuziehen. Normalerweise verließ Onkel Bungad bei wichtigen Geschäften das Haus nie ohne Kutsche, aber das Gerichtsgebäude lag nur wenige hundert Schritte entfernt, so hatte er sich für die Sänfte entschieden. Ankwin sah die beiden Knechte vor dem Fenster, die an der Sänfte eine kurze Pause einlegten, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er musste lächeln.
Onkel Bungad betrat das Speisezimmer mit einem lauten Ächzen. »Ah, endlich raus aus diesen Stiefeln und dieser dicken Robe. Was für ein Tag. Hallo, Neffe, sei mir gegrüßt.«
»Guten Abend, Onkel. Was hat denn noch so lange gedauert?«, Ankwin war kurz aufgestanden.
»So ein Prozess ist so schon keine kleine Sache, wenn dir aber als Verteidiger eine grünschnäblige, naseweiße, junge Heilernovizin vorgesetzt wird, die glaubt, die Gerechtigkeit selbst in ihrer stolzen Brust zu tragen, die Widerhaken auf der Zunge hat und Haare auf den Zähnen und dir zu guter Letzt ein alter Hase von Ankläger vor den Augen wegstirbt, dann ist so ein Prozess eine ziemlich aufwendige Sache.«
Miron brachte ein großes Tablett mit einer Schüssel voll Wasser, ein paar kleinen Fläschchen und einem Tuch.
Bungad stieß ziemlich ungeduldig »Eiswein!« hervor und wusch sich flüchtig die Hände. Danach rieb er etwas aus einem der Fläschchen hinter seine Ohren.
»Weggestorben? Du meinst, Brinthardt ist tot?«
»Tja ja, in der Tat. Der alte Bluthund hat es hinter sich. So was, so was.«, Bungad ließ sich in den schweren rot gepolsterten Eichenstuhl fallen. Schon wurde ihm der Eiswein gebracht.
»Und was meinen die Heiler, woran er gestorben ist? Hat ihn der Schlag getroffen oder war es die Hitze?«
Der Herr des Hauses widmete sich bereits intensiv dem kühlen Wein und beäugte auch schon die Speisen vor ihm. Er schien ein wenig das Interesse an einem tiefergehenden Gespräch zu verlieren.
»Äh, so in der Art. Ich bin in derlei Dingen nicht so bewandert. Sie meinten, es wäre wohl eine Mischung aus alledem gewesen.«
»Ich wünsche dir einen guten Appetit.« Ankwin griff nun auch zu. So beifällig wie möglich fragte er dann nach einer Zeit des gefräßigen Schweigens zwischen zwei Trauben. »Und wer wird jetzt der neue Ankläger?«
»Ein gewisser ... äh ... Magier, den Namen habe ich vergessen. Soll wohl ein ziemlich ehrgeiziger Mann sein, was man so hört.«
»Ein Magier?«
»Diesmal war die Universität dran, einen Ersatz zu stellen. Ziemlich komischer Haufen, studieren den ganzen Tag die Künste der Magie, kosten die Stadt nur Geld und bringen nichts.«
Der korpulente Mann sortierte mit der Zunge irgendetwas in seinem geschlossenen Mund und spuckte dann einen Knorpel auf den Teller.
»Na ja, in den Gesetzesschriften müsste er wenigstens bewandert sein.«
Wieder ließ Ankwin eine Weile verstreichen und wandte sich zwei leckeren Würsten zu, die er mit einem frischen Streifen Brot vertilgte.
»Und die Verteidigerin, diese ... », Ankwin tat, als würde er den Namen suchen,«... diese Lavielle, was ist denn so schlimm an ihr? Sie schien mir sehr entschlossen und redegewandt.«
Bungad leerte einen weiteren Becher mit Wein und blickte Ankwin dabei listig an. Der Becher wurde von Miron sofort wieder gefüllt und der bärtige Mann antwortete mit einem hämischen Unterton: »Du magst sie, mein Junge.«
Ankwin war in diesem Moment äußerst froh darüber, dass seine Wangen nie rot wurden. Er antwortete, so gleichgültig er konnte. »Na ja, hübsch ist sie ja, aber mein Fall wäre sie nicht.«
Mit einem nur knapp unterdrückten Schmunzeln griff Bungad nach einer Käseplatte. »Wenn ich zwanzig, nein zehn Jahre jünger wäre, dann ... na ja. Sie ist ein Rasseweib mit einem Paar grüner Augen, die ihres Gleichen suchen. Zu Schade, dass ihre Gewänder nicht mehr verraten.«
»Du hast sie dir ja ziemlich genau angeschaut, lieber Onkel. Aber was ist denn jetzt so nachteilig an
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