Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Talente zu dieser Tageszeit sein Wissen noch vertiefen würde – im Gegensatz zu ihm während seines Studiums. Er hatte keine Grenzen gekannt und kannte sie noch immer nicht. Vielleicht war das der Grund, warum er sich seit dem zarten Alter von zehn Jahren mit einer beispiellosen Begeisterung den Studien der Magie hingegeben hatte.
Als Plikon den Saal verlassen wollte, trat der Diener an ihn heran. »Verzeiht, werter Plikon, soll ich die Lichter wieder ausmachen?«
»Äh, ja, ja, Baski. Löscht sie nur.«
Der Diener wandte sich den Kerzen zu, drehte sich dann aber wieder um.
»Ach, werter Plikon, beinahe hätte ich es vergessen. Der hohe Uharan wünscht, Euch zu sehen.«
Plikon schreckte innerlich etwas auf. »Jetzt gleich?«
»Ja, Herr, ich sollte Euren Vortrag abwarten und Euch dann verständigen.«
»Danke, Baski.«
Der junge Lehrmeister folgte dem langen Flur mit dem neuen Drachengemälde und dachte nach. Warum sollte ihn der oberste Lehrmeister der Universität um diese Zeit noch sprechen wollen? Seine nächste Weihe war erst in ein paar Jahren, wenn er das bisherige Tempo hielt. Selbst wenn ein Mitglied der Lehrenden gestorben wäre, so wäre die Vergabe des vakanten Amtes erst an einer der nächsten Konjunktionen erfolgt.
Es musste etwas Außergewöhnliches sein - etwas, dass nur wenig Aufschub duldete. Neugierig beschleunigte er seinen Schritt.
***
Mit einer Mischung aus Enttäuschung, leichter Müdigkeit und einem unbefriedigten Bedürfnis nach Taten kehrte Ankwin in das Haus seines Onkels zurück. Die verwunderten Blicke der Menschen um ihn ob seines Äußeren ignorierte er einfach.
Er zweifelte, ob er seinem Onkel überhaupt von dem Mann mit der Kapuze erzählen sollte. Auf einmal war er sich gar nicht mehr so sicher, dass der Mann ein in einer Flasche verstecktes Blasrohr gehabt hatte. Vielleicht hatte er wirklich nur getrunken. Von Blasrohren, mit denen man jemanden töten konnte, hatte er sowieso nur ein einziges Mal gehört, und das war in einer von Regories vielen Schauergeschichten über die Gefahren der Welt gewesen.
Andererseits hatte er bis jetzt noch nie einen Grund gehabt, Regorie nicht zu glauben. Er war sich unschlüssig.
Als er an der Haustür klopfte, kam ihm die junge Heilernovizin wieder in den Sinn. Sie war eine Füchsin in einem wunderschönen Schafspelz und hatte ohne Vorbereitung ganz Brakenburg einschließlich des hohen Gerichts und ihm selbst beeindruckt. Er wusste noch wenig von der Liebe, aber ihm war klar, wenn sie so war, wie ihm so viele schon erzählt hatten, dann war er jetzt bis über beide Ohren verliebt in dieses wunderschöne Geschöpf.
Der vermeintliche Attentäter erwies sich im Augenblick als Sackgasse. Da würde er noch einiges an Geduld zeigen müssen. Vielleicht könnte er sich den Leichnam Brinthardts näher anschauen. Ankwin verharrte für einen Moment in der Bewegung.
Die beiden Heiler, die Brinthardt versorgt hatten, würden ihm wahrscheinlich nicht so einfach etwas über dessen Todesumstände sagen wollen, soviel wusste er schon über studierte Leute. Weder Magier noch Heiler ließen sich gerne über die Schulter schauen. Und Onkel Bungad durfte ihm wohl auch nichts über die inneren Angelegenheiten des Prozesses erzählen, wobei er ihn trotzdem fragen würde.
Vielleicht konnte ihm aber auch die schöne Verteidigerin weiter helfen. Sie würde nach jedem Strohhalm greifen, der ihr bei der Verteidigung des Riesen helfen könnte. Außerdem hatte er so einen Grund, sie zu sprechen und ihr nahe zu sein.
Die Tür wurde geöffnet und Miron schaute den jungen Mann von oben bis unten an. Er zog die Tür weiter auf und trat einen Schritt zur Seite.
»Hattet Ihr Probleme, hoher Herr?«
»Nein, nein, Miron, alles in Ordnung. Das ist nur das Ergebnis von Neugier, Übermut und Langeweile.«
»Wenn Ihr Villon mit den Kleidern herunterschickt, sorge ich dafür, dass sie so schnell wie möglich gereinigt werden.«
»Danke, Miron. Villon soll auf mein Zimmer kommen, wenn er nicht schon da ist. Wie geht es Weißwind?«
»Ich werde Remeli sofort fragen, ob ...«
»Ist schon gut, Miron. Ich schaue selbst nach ihm.«
Als Ankwin den hinteren Hof betrat, waren Remeli und Villon gerade dabei, den Schimmel im Kreis herumzuführen. Miron war ihm gefolgt und holte gerade Luft, um Villon herein zurufen, als der junge Herr mit der Hand abwinkte. Miron zog sich mit einer knappen Verbeugung zurück.
Villon führte den Schimmel ganz alleine und Remeli stand genau
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