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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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ihr?«
    »Wie könnte ich sie mir nicht genau anschauen? Halla, Friede ihrer Seele, ist seit nunmehr fünfzehn Jahren tot. Ich bin ein Mann.«, Bungad verschlang genüsslich eine Kirsche, »Na ja, auf jeden Fall wird so ein Prozess immer dann anstrengend, wenn du einen Neuling dabei hast, der glaubt, das Rad neu erfinden zu müssen. Und jetzt hab ich zwei von der Sorte.«
    Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: »Vielleicht wird es ja doch noch ein spannender Prozess, wobei der Ausgang eigentlich jetzt schon klar ist. Im Prinzip geht es ja nur noch um die Art der Hinrichtung. Wenn der Ankläger alle Sinne beieinanderhat, wird es bei dieser Verteidigerin auf jeden Fall ein Fest der scharfen Zungen.«
    »Warum glaubst du, hat sie sich überhaupt gemeldet, wenn doch alles klar ist?«
    »Jugend, Übermut, das Bedürfnis zu reden, was weiß ich? Der Berisi ist auf jeden Fall ein toter Mann.« Onkel Bungad pflückte sich das linke Auge aus dem Schafskopf, der die Tafel krönte, und ließ es genüsslich in seinem Mund zerplatzen.
    Ankwin begann in diesem Augenblick, nachzuempfinden, was wohl in der jungen Frau vorgegangen sein mochte, als sie sich gemeldet hatte. Sein Onkel war der hohe unparteiische Richter Brakenburgs und selbst er hatte für sich schon entschieden. Es war mit Sicherheit eine Unart der Jugend, und somit auch seine, ungestüm zu sein und alles anzuzweifeln, aber sein Onkel hatte kein Recht, alles schon vorher abzuurteilen. Ankwin hütete sich jedoch, seinem Onkel in dieser Sache zu widersprechen. Schließlich war er der Herr des Hauses und Ankwin sein Neffe. Auch wenn ihm das nicht ganz behagte, so musste er seinem Onkel doch bis zu einem gewissen Grad folgen, egal ob er ein erwachsener Mann war oder nicht.
    Der Umstand, dass anscheinend ganz Brakenburg schon das Urteil über den Berisi gefällt hatte, ließ ihn Partei ergreifen. Er wollte diesem Mann helfen, er wusste nur noch nicht wie. Ein Grund mehr, mit der schönen Novizin zu sprechen.
    »Wo halten sich eigentlich Verteidigung und Anklage auf?«
    »Sie sagte mir, sie sei im Frauenhaus des Heilerordens zu finden. Wieso willst du das wissen?«, Bungad hatte seinen Neffen durchschaut und fragte zwar mit einem Lächeln, aber es hatte sich ein ernster Unterton dazu gesellt.
    »Nur so ...«, Ankwin hätte sich ohrfeigen können, dass er sich nun so plump verraten hatte.
    »Ankwin, ich spreche jetzt als oberster Richter der Stadt Brakenburg, der Königsstadt. Falls du diesem Weib nachsteigen willst, so tu dir keinen Zwang an. Du hast ja noch ein bisschen Zeit, dich umzusehen. Ich weiß ja nicht, wie ernst du das mit dem Kriegerkodex nimmst. Falls du aber mit dem Gedanken spielst, dich in den Prozess einzumischen, so warne ich dich.
    Nach bestehendem Recht müsste ich beim Bekanntwerden einer solchen Einmischung, entweder als Richter zurücktreten oder du würdest von mir festgesetzt und vielleicht sogar nach Hause geschickt werden. Ich müsste offiziell eine Verbindung zwischen Verteidigung und Richter ausschließen und selbst deine Festsetzung wäre vielen wahrscheinlich nicht genug.«
    »Du würdest mich einsperren?«
    »Sagen wir, du hättest Hausarrest, das klingt freundlicher.«
    »Aber ich bin doch jetzt auch ein Bürger Brakenburgs. Warum kann ich mich nicht auch am öffentlichen Leben beteiligen?«
    »Du bist noch kein Bürger dieser Stadt, das bist du erst nach zwei Jahren. Versteh’ doch, Ankwin, mein Urteilsvermögen als Richter würde angezweifelt und das mit Recht. Du hältst dich aus dem Prozess raus. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Ankwin war wütend über die Anspielung auf den Kodex, der ihm sehr ernst war. Ihm wurde außerdem klar, dass er bereits eine Entscheidung getroffen hatte. Er würde in den Prozess eingreifen, doch wollte er seinen Onkel nicht vor den Kopf stoßen, nicht jetzt.
    »Wie kann ich untätig den Kopf einziehen, wenn ein vielleicht Unschuldiger hingerichtet wird und das im Namen des Königs?«
    »Ankwin, wie kommst du darauf, dass er unschuldig sein könnte? Mehrere Soldaten dieser Stadt bezeugen seine Tat. Er schweigt zu den Vorwürfen. Was willst du denn noch?«
    »Ich folge meinem Instinkt.«
    »Instinkt!?« Jeglicher Frohsinn war aus dem bärtigen Gesicht des Onkels gewichen und die mächtigen Kaumuskeln waren trotz des dichten Bartes zu erkennen. »Du wirst meinen Ruf in dieser Stadt nicht beschmutzen, indem du deinem Instinkt folgst! Hol dir meinetwegen dieses Weib, dann wird sie vielleicht ein bisschen

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