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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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von wem sie wollten. Und das tat Theodus, auch wenn keiner so recht glauben konnte, dass ein seniler Muschelsüchtiger eine Respektsperson war.
    Wenn er es recht bedachte, war die Gemeinschaft der Magier ein übler Haufen von Bücklingen und Strebern, die sich gegenseitig den Weg nach oben streitig machten. Und er gehörte zu ihnen. Vielleicht war das auch der Grund für seine Orientierungslosigkeit, nachdem Ankwin gegangen war. Bis zu dem Zeitpunkt, als der Bärenfelsener in sein Leben getreten war, hatte Theodus nur die Magierlaufbahn im Sinn gehabt. Allerdings auf eine andere Weise als die meisten hier. Er hatte jede Lehre aufgesogen, verinnerlicht, zerkleinert und solange hinterfragt, bis sie untrennbar mit ihm verbunden war. Er hatte die Magie immer als hohe Kunst und als Lebensweg verstanden und nicht als Mittel zum Zweck der persönlichen Bereicherung an weltlichen Dingen wie Wohlstand, Ansehen und Besitz.
    Dann waren Ankwin und die anderen in sein Leben getreten und für ihn hatte eine Reise begonnen, die genau genommen heute noch nicht zu Ende war. Schließlich war Ankwin einfach gegangen. Jahrelang hatten sie genau gewusst, was zu tun war. Jahrelang hatten sie Seite an Seite gekämpft, das Böse im Auge, das Gute im Sinn, und plötzlich war Ankwin gegangen. Nach beinahe zehn Jahren war der Krieger einfach gegangen und hatte eine Lücke gerissen. Theodus war es nicht gelungen, sie zu schließen – bis heute.
    Er schnappte sich die Akten und bereute es auch schon wieder. Beim Aufheben hatte sich sein Rücken wieder einmal auf schmerzliche Weise bemerkbar gemacht.
    Theodus war nicht in der Stimmung, sich durch irgendein Gebrechen aufhalten zu lassen. Er biss die Zähne zusammen und setzte sich an den Tisch. Es dauerte eine Weile, bis er die Liste unter den ganzen Aufzeichnungen wieder fand.
    Sofort begann er, die Seitenzahlen zu sichten und zu sortieren. Fünf hinter vier, sieben vor acht, da war Nummer sechs, drei, zwei ... die Eins fehlte, das Deckblatt. Auf ihm stand das Gerichtsverfahren, der Verantwortliche, das Datum, was für eine Liste es war und der Schreiber.
    Etwas entmutigt durchstöberte Theodus alle Aktenstapel. Er fand nicht, was er suchte. Er setzte sich wieder an den Tisch. ‚Wenn du im Wald keine Bäume siehst, schaust du vielleicht nach oben‘. Er musste den Blickwinkel ändern. Etwas ratlos lehnte sich der alte Magier zurück und blickte einfallslos an die Decke.
    Es klopfte und diesmal brachte Calin, der Sohn des Universitätsdieners, das Frühstück. Der Adept von vorhin hatte seine Verantwortung wohl gekonnt weitergegeben. Theodus war es Recht, solange er zu seinem Frühstück kam. Gut gelaunt lud er das Kind ein, mit ihm zu frühstücken, Kinder in dem Alter hatten immer Hunger. Freudig aber unsicher saß Calin auf einem Stapel Bücher, deren Wert ihm wahrscheinlich ein zufriedenes Leben beschert hätte, und aß. Theodus ließ seinem Appetit freien Lauf, sodass Honig seine Mundwinkel und Krümel seine Robe zierten. Er sprach mit dem Jungen ein bisschen über dies und das, wie zufrieden sein Vater mit ihm wäre, ob er denn auch einmal Universitätsdiener werden wollte und Ähnliches.
    Draußen war eine Glocke zu hören, Calin erschrak und sprang auf.
    »Oh, ich muss mich beeilen, mein Vater wartet sicher schon. Das gibt Ärger.«, beim Aufstehen hatte er sich auf dem Tisch abgestützt und dabei ein paar seiner mit Butter verschmierten Finger auf eines der Pergamente gedrückt, die dank des nicht mehr ausgeprägten Ordnungssinns des alten Magiers trotz Frühstück immer noch auf dem Tisch lagen.
    Kreidebleich verharrte Calin in der Bewegung und starrte Theodus ängstlich an.
    »Keine Angst, meine Junge, deinem Vater sagst du, dass ich deine Dienste in Anspruch genommen habe und das Frühstück bleibt unser Geheimnis. Und wegen der Abdrücke auf den Unterlagen mach' dir auch keine Sorgen, jeder hinterlässt seine Spuren.«
    Theodus berührte Calin sanft am Arm und ein kleiner blauer Funke sprang von seiner Hand auf den Jungen über. Dieser hatte nichts bemerkt.
    »Geh nur.«
    Der Junge drehte sich um und sauste wie der Wind zur Tür hinaus, dass es nur so rauschte. Theodus war zufrieden. Den Zauber des Windläufers beherrschte er also noch. Er blickte auf den Tisch und entschied sich für eine weitere Scheibe Brot. Als er den Brotleib nehmen wollte, fiel sein Blick noch einmal auf die Liste, die nun mit den fettigen Fingern Calins verziert war – jeder hinterlässt Spuren!
    Theodus kam

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