Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
herstellte, hatten sie schon bei ihm gelernt.
»Bruder Urugan, wisst Ihr denn schon, was er hat. Mir scheint, es handelt sich um eine Vergiftung.«
»Und mir, Schwester Lavielle, scheint, dass Euer vorschnelles Mundwerk eher in ein Gericht als in einen Heilerorden gehört. Ihr müsst alle Anzeichen beachten, nicht nur die augenscheinlichen.«, nach diesem scharfen Seitenhieb setzte er wieder eine gütige Miene auf und wies auf Ankwin.
»Seht her.« Er wies auf das geöffnete Hemd von Ankwin. »Dieser junge Krieger hat seine Prüfung erst vor sehr kurzer Zeit bestanden. Die Art und Form der zahlreichen Prellungen ist typisch für Übungswaffen. Diese frisch genähte Verletzung hat sich zu dem auch noch entzündet. Das belastet, wie Ihr ohne Zweifel schon wissen müsstet, den Körper in einem hohen Maße. Hätten solche Prüfungen in letzter Zeit hier in Brakenburg stattgefunden, wüsste ich davon. Dieser junge Mann kommt also von außerhalb. Das Wappen auf seinem Gürtel, das mich an das des hohen Bungad erinnert, nicht aber dasselbe ist, stützt weiterhin den Schluss, dass er ein Verwandter des Richters ist. Er ist demzufolge neu in der Stadt und von hohem Geblüt. Wenn dann also ein so stattlicher junger adliger Krieger mit vielen blauen Flecken und einer entzündeten Wunde zuviel Starkbier trinkt, das selbst daran gewöhnte Einheimische manchmal noch aus dem Lot wirft, dann bleibt nicht viel Raum für Ratereien. Und dass er getrunken hat, kann man eindeutig an seinem stark riechenden Schweiß und Atem erkennen. Also, ja, er hat eine Vergiftung, aber eine völlig normale.«
Lavielle war trotz der herablassenden Art des alten Heilers beeindruckt von seinen Schlussfolgerungen. Ankwin hatte gesagt, er sei der Neffe Bungads. Sie fasste den Entschluss, sich künftig eingehender mit der Oberschicht dieser Stadt zu beschäftigen.
Von seiner Schlussfolgerung, dass der schöne Krieger einen schweren Kater hatte, war sie jedoch immer noch nicht überzeugt. Es machte überhaupt keinen Sinn, dass ein junger Adliger nach einer durchzechten Nacht, direkt zu ihr, der frischgebackenen Verteidigerin in einem außergewöhnlichen Prozess kam, und von Attentätern und Gift sprach. Es musste eindeutig mehr daran sein, aber mit Urugan würde sie darüber nicht weiter sprechen.
Sie dachte wieder an Migakan. Sobald sie konnte, würde sie zu ihm gehen.
»Wann glaubt Ihr, werter Bruder Urugan, wird Ankwin vom Bärenfelsen, so heißt er, wieder ansprechbar sein.«
»Ankwin vom Bärenfelsen, soso. Nun, er wird, nachdem ich ihm diese Blauwurzmischung verabreicht habe, eine ganze Weile tief und fest schlafen und dann mit einem sehr großen Durst erwachen. Nachdem dieser dann gestillt ist, wird er wieder vor Kraft strotzen.«
Also würde Lavielle die Eröffnungsrede der Verteidigung ohne seine vermutlich sehr interessanten Informationen halten müssen.
»Da fällt mir ein, heute Morgen wurde Wejan zum Haus des Richters gerufen. Es handelte sich um einen Notfall. Wenn ich es richtig weiß, ist er noch gar nicht zurückgekommen. Der hat ihm bestimmt schon etwas geben wollen, aber dieser junge Springinsfeld hat es allem Anschein nach in den Wind geschlagen. Und jetzt sitzt der gute Wejan bestimmt noch beim Richter an der Tafel und ... isst sich in Richtung Mittagessen.«, mit einem kurzen Lachen wandte sich Urugan wieder seinem Patienten zu.
Lavielle wurde mit einem Mal klar, wie wenig Zeit sie noch bis zum Mittag hatte und sie wollte wenigsten Migakan vorher noch gesprochen haben.
»Vielen Dank für Eure Mühen, hoher Urugan. Ich muss mich jetzt zurückziehen. Ich habe meine Verteidigung vorzubereiten.«
»Ja, ja, geht nur, Lavielle ...« Als die Novizin schon ein paar Schritte in Richtung Tür getan hatte, fügte er noch halblaut hinzu. »... und bereitet Euer kleines sinnloses Schauspiel vor.«
Für einen kurzen Moment verharrte Lavielle in ihrer Bewegung, doch dann schluckte sie ihren Stolz hinunter. Sie hatte weit Wichtigeres zu tun und sie hatte nicht mehr viel Zeit. Ihre Eröffnungsrede, die mehr als unvollständig war, musste vorbereitet werden. Lavielle schlug den Weg zur Kräuterküche ein.
Frühstück
(Brakenburg im Herbst)
Auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer hatte er einen verdutzten Adepten dazu verdonnert, ihm Frühstück zu bringen. Offiziell hatten die Adepten diese Pflichten natürlich nicht, aber es war durchaus üblich, die Anfänger für solche Dienste heranzuziehen. Die ältesten Magier konnten fordern, was und
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