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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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eine Idee. Das Deckblatt der Liste mochte verschwunden sein, aber der Schreiber hatte trotzdem etwas hinterlassen, seine Handschrift. Über den Vergleich der Schriftbilder sollte es also möglich sein, zumindest den Schreiber ausfindig zumachen. Genüsslich aß er ein weiteres Honigbrot und spülte mit dem mittlerweile lauwarmen Kräutertee nach.
    Theodus genoss es, endlich wieder ein Ziel zu haben. Der Nachgeschmack des Brotes und des Tees war herrlich süß, süß wie das Gefühl, wieder zu leben.
    Ein Klopfen riss den Magier unsanft aus der warmen Decke der Lebensfreude in die Gegenwart zurück. Wer mochte das denn schon wieder sein?
    »Ja ... herein. », lustlos lehnte sich Theodus zurück und suchte mit der Zunge die Zähne nach Essensresten ab.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt und Calin streckte seinen roten Schopf durch die Tür. Eine dunkle schweißgetränkte Strähne war unter dem Haupthaar zu sehen und klebte an der Stirn. Er hatte rote Wangen und schien außer Atem. »Verzeiht Herr, aber die Weisen Drei schicken mich. Ihr sollt sofort kommen.«

Sitzplatz
    (Brakenburg, 5. Tag)
    In seinem Napf hatten bis jetzt nur wenige Kupfermünzen ein neues Zuhause gefunden, obwohl er schon seit dem späten Nachmittag hier saß. Das weggebundene Bein schmerzte ihn sehr, doch das war es wert. Nur die wenigsten der vielen Menschen, die an ihm vorbei zogen, schenkten ihm einen zweiten Blick, da sie Bermeer für einen verkrüppelten Bettler hielten. Seine Verkleidung war gut genug, jedoch war er froh, dass hier keine echten Bettler vorbei kamen. Die hätten ihn für verrückt erklärt, an so einem aussichtslosen Platz zu betteln. Doch der Platz war genau richtig für Bermeer. Er hatte einen guten Blick.
    Bis jetzt war im Hause des großen Bungad nichts Wesentliches geschehen. Nach der Eröffnung der Verteidigung, in der die schöne Lavielle noch einmal sämtliche Ungereimtheiten der Gefangennahme des Berisi dargestellt hatte, waren keine Zweifel daran geblieben, dass es der Ankläger nicht einfach haben würde. Bermeer lächelte in sich hinein. Der Prozess bot ihm neben den Hauptfestlichkeiten eine weitere gute Deckung für seine Pläne. Ganz Brakenburg würde nur von dem Hergang der Verhandlung sprechen. Wenn bei dieser Gelegenheit der ein oder andere hohe Herr durch Alter, Krankheit oder Unfall scheiden würde, könnte das gut im allgemeinen Gerede untergehen.
    Der Richter war noch nicht nach Hause zurückgekehrt und niemand hatte das Haus verlassen, nur eine Magd war mit frisch gewaschener Wäsche vom Fluss gekommen. Als sie sich von den anderen Mägden verabschiedete, hatte Bermeer aus den Gesprächsfetzen schließen können, dass Ankwin bereits im Haus war.
    Er wusste nicht genau, warum er sich für die Beschattung Ankwins entschieden hatte. Er war seinem Instinkt gefolgt.
    Ein herrlicher Duft drang in seine Nase. Eine junge Frau war an ihm vorübergeschritten und klopfte an der Tür des prunkvollen Hauses, das er beobachtete. Es war eine junge Heilernovizin mit einem kleinen Bündel unter dem Arm. Züchtig hatte sie ein Tuch um den Kopf geschlagen, sodass man von ihrem Gesicht kaum etwas sah. Bermeer lächelte wieder. Es war die eine junge Heilernovizin, die Verteidigerin spielte.
    Nachdem der heutige Prozesstag geendet hatte, war es ihm gelungen, sich Lavielle im Gedränge bis auf wenige Schritte zu nähern und ihren Geruch aufzunehmen.
    Als ihr geöffnet wurde, übergab sie dem Hausdiener das Bündel und sagte, es wäre das Hemd des hohen Ankwin, das bei den Heilern verblieben wäre.
    Ei, ei, ei, der Hahn kam herbei und lockte die Henne aus der Tenne. Warum sollte die Verteidigerin des hohen Gerichts persönlich das Hemd Ankwins zurückbringen, wenn nicht, um sicher zu gehen, dass eine Botschaft auch ankommt. Bermeer nahm den Hut und die Münzen und erhob sich langsam. Zufrieden humpelte er auf einen Stock gestützt davon. Er wusste, was er wissen wollte. Die Novizin brauchte, um ihre Verteidigung auszubauen, mehr Informationen. Die Soldaten hatte sie bestimmt schon befragt. Der Berisi war mit Sicherheit nicht sehr ergiebig gewesen, nach allem, was Bermeer über dieses Volk in den Spelunken gehört hatte. Wenn sie ihre Arbeit also gründlich machen wollte, würde sie zum Ort des Geschehens gehen müssen und er wusste, wo dieser war. In den Wald, in den Wald, wo die Gräber still und kalt.
    Bei dem Gedanken daran ließ sich der bittere Geschmack der Erinnerung nur durch mehrmaliges Schlucken verdrängen. Ernst

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