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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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Stallmeister hatte Ankwin noch in Erfahrung bringen können, wohin es gehen sollte. Remeli musste immer wieder die Pferde seines Herrn bewegen, da Bungad nicht mehr so regelmäßig ausritt. So kam er oft aus Brakenburg heraus und kannte sich gut in der Umgebung aus. Er hatte Ankwin neben anderen Zielen den Weg zu dem benkrietschen Landsitz genau erklärt.
    Wie Remeli gesagt hatte, hielt er sich südlich, und nachdem Ankwin die Vorstadt hinter sich gelassen hatte, kam ein dichter und recht dunkler Kiefernwald. Auf der rechten Seite ließ er wie beschrieben einen wunderschönen Waldsee hinter sich. Jetzt wären es nur noch wenige Steinwürfe bis zum Grenzturm.
    Ankwin war bester Laune, als das sandfarbene Steingebäude hinter den letzten Bäumen des Nadelwaldes auftauchte. Er kam aus einer reichen Familie. Die Bärenfelsener hatten eine stattliche Burg und viele Ländereien. Auch seine Familie besaß Grenztürme, aber er musste zugeben, dass dieser Turm sehr aufwendig gebaut und in sehr gutem Zustand war. Das benkrietsche Wappen wehte auf seiner Spitze.
    Kaum war vor den Turm geritten, trat ein Mann mit grüner Livree in einiger Höhe auf den kleinen Wehrgang. Der Mann wirkte auf den ersten Blick sehr drahtig und zäh, doch blickte man genauer hin, waren ihm die Jahre der harten Arbeit unter freiem Himmel anzusehen. Offensichtlich genoss der Knecht hier sein Gnadenbrot. Sein Gesicht verbarg nichts und er war sehr bemüht, Würde auszustrahlen.
    »Hier beginnt das Land derer von Benkriet. Wer Einlass begehrt, braucht einen guten Grund. Also, junger Mann, wer seid Ihr und was ist Euer guter Grund?«
    »Mein Name ist Ankwin und ich muss Euren Herrn in einer dringenden und unaufschiebbaren Angelegenheit sprechen.«
    »Wer schickt Euch? Wer ist Euer Herr? Ich kann kein Wappen erkennen.«
    Ankwin musste aufpassen, dass er nicht mit seinem Onkel in Verbindung gebracht wurde. Er war froh, an die Sache mit dem Sattel und dem Zaumzeug gedacht zu haben. Sein Wappen hätte ihn sofort verraten.
    »Das ist kein Wunder. Ich bin im Auftrag der gerichtlichen Verteidigerin von Brakenburg hier. Wenn Ihr wollt, lasse ich Schwert und Dolch bei Euch.«
    Der grauhaarige Torwächter sah ihn eine Weile ohne die geringste Gemütsbewegung an. Ankwin spürte trotzdem, wie intensiv es hinter der faltigen Stirn des Mannes über ihm arbeitete.
    Schließlich winkte ihn der Mann durch. »So sei es.« Unter den reglosen Blicken des Alten ritt Ankwin vorbei, und der Wächter fragte. »Ihr sagtet ‚Verteidigerin’. Gibt es keinen aufrechten Mann mehr in Brakenburg, der bereit ist, das Leben eines armen Teufels nach bestem Wissen zu verteidigen?«
    Ankwin war schon fast an dem Turm vorbei, als er sein Pferd anhielt. Er war überrascht, einen Satz von solch moralischer Klarheit von einem Bediensteten zu hören. Er hatte den Mann offensichtlich falsch eingeschätzt. Ein Fehler, der ihm in letzter Zeit öfter passierte. Ankwin unterschätzte allerdings nicht nur Menschen um ihn herum. Er hatte geglaubt, er könne Menschen gut einschätzen und somit hatte er sich selbst überschätzt. Das war eine gefährliche Kombination.
    Der junge Krieger begann zu ahnen, warum ein Bärenfelsener ein paar Jahre von zuhause weg musste. Er drehte sich zu dem Torwächter.
    »Wie ist Euer Name, guter Mann?«
    »Siwan.«
    »Nun, Siwan, ich glaube, Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen. In ganz Brakenburg gibt es keinen aufrechten Mann mit Gewissen, der bereit ist, einen armen Teufel zu verteidigen.«
    Langsam ritt Ankwin weiter. Nur wenig später sah er eine Taube vorüberfliegen und ahnte, was das zu bedeuten hatte. Er schmunzelte. Wie sonst sollte der Wehrturmwärter einen Ankömmling melden als mit einer Taube? Vom Turm aus war die Hauptburg nicht zu sehen, also waren Sichtzeichen ausgeschlossen. Wiederum war Ankwin beeindruckt.
    Der Weg war äußerst gepflegt und mit großen flachen Steinen ausgelegt. Solche Straßen sah man sonst nur im Innenhof einer Burg oder in Brakenburg selbst. Sie zog sich durch leicht hügeliges Weideland, das hin und wieder durch ein paar Krüppelkiefern oder ein kleines Dickicht unterbrochen wurde.
    Ankwin fühlte sich zwar gut, doch allmählich stieg seine Anspannung, wusste er doch nicht recht, was ihn hier erwarten würde. Hatte ihm der Blutbote den richtigen Hinweis gegeben? Fand er hier den erhofften Zeugen?
    Plötzlich bebte der Boden. Der junge Krieger dachte schon, eine Rinderherde wäre durchgegangen. Er stand im Sattel auf und sah

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