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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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zwei Pullover fror ich furchtbar. Ich fühlte, wie der Schnee, der durch meine Körperwärme schmolz, oberhalb der Gamaschen durch die dicken Wollsocken einsickerte. Der Bergrücken war felsig, und wir arbeiteten uns durch Schneewächten, die uns bis an die Hüften reichten. Jetzt brach die Nacht herein. Der Nebel schloß uns ganz ein. Mir wurde unheimlich zumute.
    Als es dunkel wurde, verzog sich der Nebel. Er schien sich in den Schatten aufzulösen. Eben hatte er uns noch eingehüllt und 30 Sekunden später war er weg, und wir sahen die Lichter einsamer Berghäuser an den Berglehnen weit unten im Tal. Sterne waren nicht zu sehen. Die Nacht hing wie schwarzer Rauch über uns. Einige Minuten später begann es heftig zu schneien.
    Der Bergrücken war zum Teil mit Bäumen bestanden, aber sie gaben keinen rechten Schutz. Der Schnee fiel nicht in Flocken, sondern in großen eisigen Klumpen. Ein Bild von erschreckender Wildheit. Da kein Wind wehte, fiel er senkrecht; aber wenn wir gingen, schlug er uns doch wieder stechend ins Gesicht. Mit unseren Armen das Gesicht schützend, tasteten wir uns weiter und blieben alle paar Schritte stehen, um Atem zu holen.
    Wir waren wohl zwanzig Minuten weitergegangen, als wir spürten, daß der Bergrücken sich leicht senkte. Zaleshoff ergriff meinen Arm.
    »Wir müssen jetzt gleich auf den Pfad treffen«, keuchte er. »Halten Sie gut Ausschau.«
    Aber das war leichter gesagt als getan. Ich hatte schon lange meine Brille weggeworfen. Jetzt wünschte ich, ich hätte sie behalten. Die Anstrengung, durch die strömende weiße Masse angespannt und mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit zu starren, war fast unerträglich. Der Rücken senkte sich und stieg wieder an, und wir hatten die Straße noch immer nicht gefunden. Meine Beine waren wie Blei. Wir gingen noch zehn Minuten weiter. Dann blieb ich stehen. Zaleshoff war ein paar Schritte vor mir. Ich rief ihn an, und er wandte sich um.
    »Was gibt’s?«
    Ich wartete, bis ich zu Atem kam. »Zaleshoff«, sagte ich endlich, »wir haben uns verirrt.«
    Einen Augenblick rührte er sich nicht. Dann nickte er. Eine Minute standen wir schweigend, während der Schnee durch die Bäume zischte und auf uns niederfiel. Er hatte sich so hoch auf meinen Schultern angesammelt, daß ich ihn an der Wange fühlte, wenn ich das Gesicht zur Seite neigte. Ich fing an zu zittern.
    »Trinken wir einen Schluck«, sagte er. »Die Flasche ist in meinem Rucksack.«
    Ich wischte den Schnee vom Rucksack und zog den Rum heraus. Wir nahmen jeder einen kräftigen Schluck. Ich spürte, wie er warm in meinen Magen hinabrann.
    »Was sollen wir nun machen?« fragte ich, als ich die Flasche wieder verstaute.
    »Wir können nicht so weit von der Straße sein. Wenn wir den Berghang auf dieser Seite ein wenig hinabsteigen, finden wir vielleicht eine abgeschützte Stelle zwischen den Felsen, wo wir das Tageslicht abwarten können.«
    »Sie wollen in diesem Wetter im Freien übernachten?«
    »Wir haben den Rum.«
    »Gut. Alles ist besser, als hier zu stehen.«
    Wir begannen mit dem Abstieg. Es war steiler als auf der Seite, von der wir gekommen waren, und wir schlitterten den größten Teil des Weges hinab. Schließlich kamen wir auf einer Felsplatte zum Stillstand.
    »Das bringt uns auch nicht weiter«, murmelte Zaleshoff, »wir werden schließlich im Tal drunten landen. Wir wollen versuchen, weiterzugehen.«
    Wir schoben uns längs der Felsplatte weiter. Bald fiel sie schräg ab, und wir kletterten zurück gegen den Kamm.
    Es schneite so stark wie zuvor. Wir waren beide durch und durch naß und starr vor Kälte. Wir hielten an, um wieder zu Atem zu kommen und unsere Läge zu überdenken, als wir ein Licht über uns sahen.
    Der Berghang war von Mulden bedeckt, als ob riesige Zähne sich in den Grund gebohrt hätten. Wir waren am Rand einer solchen Mulde. Der Fels machte eine scharfe Wendung nach links, und das Licht konnte nur von einer Stelle des Kammes kommen, die nach Süden verlief.
    Das Licht schien zu flackern.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Es kann ein Mensch mit einer Laterne sein. Aber dafür flackert es zu wenig. Wir sind nicht mehr als einen Kilometer von Fusine entfernt. Es kann ein Haus sein. Kommen Sie, wir wollen sehen.«
    »Was nützt das?«
    »Wenn es ein Haus ist, so bedeutet das, daß wir nahe bei der Straße sind, von der der Bauer sprach, denn die geht von Fusine aus. Gehen wir.«
    Wir begannen wieder aufwärts zu steigen. Der Weg war steil und

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