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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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wahrt doch die Illusion. Man darf nur nichts Privates oder Wertvolles herumliegen lassen.
    Ich hatte versucht, den Namen seiner Firma an der Tür zu lesen, aber er hatte schon das Licht ausgemacht. Es mußte aber wohl ein Namensschild an der Wand im Treppenhaus sein. Indem ich vorgab, eine Zigarette anzuzünden, sah ich beim Licht des Zündholzes hin.«
    » Vittorio Saponi, Agent«, flüsterte eine Stimme in mein Ohr, »aber mein Name ist Zaleshoff, Andreas P. Zaleshoff. Fragen Sie mich nicht, wo der alte Saponi ist – er ist tot, und ich habe ihn nicht gekannt. Ich habe das Geschäft von seinem Sohn gekauft. Wollen wir nun essen gehen?«
    Bei der ausgehenden Flamme des Zündholzes konnte ich seine blauen Augen sehen, die mich listig und amüsiert ansahen. Ich grinste zurück, und wir tasteten uns nach unten.
    Auf seinen Vorschlag hin gingen wir in ein großes unterirdisches Restaurant nahe der Piazza Oberdan. Die Decke war niedrig und die Luft dick von Tabakrauch. In einer Ecke lärmte eine Kapelle, aber die Musik verlor sich im Lärm der Stimmen.
    »Es ist laut«, sagte er, »aber die Küche ist deutsch und recht gut. Im übrigen dachte ich, daß Sie dieses Lokal vielleicht gern kennenlernen würden. Es liegt bequem, und wenn man so genug von pasta hat wie ich, ist es eine Zuflucht. Sie sind erst drei Tage hier, nicht wahr?«
    »Ja, ich bin Montag angekommen. Übrigens – verzeihen Sie meine Neugier – wofür sind Sie Vertreter?«
    »Für marokkanische Parfüms, tschechischen Schmuck und französische Fahrräder.«
    »Und wie gehen die Geschäfte?«
    »Überhaupt nicht.« Ich wußte nicht, was ich darauf sagen sollte, aber er fuhr fort. »Nein, Marlow, nicht die Spur von einem Geschäft. Ehe ich herkam, hab ich in Jugoslawien nach Öl gebohrt. Ich hatte eine Menge Gas angebohrt und war auf die üblichen Anzeichen gestoßen, aber am Ende beschloß ich doch, es als unrentables Unternehmen aufzugeben, und die Regierung hat die Geschichte übernommen. Drei Wochen später fanden sie Öl. So kam ich hierher und kaufte das Geschäft aus der Hinterlassenschaft des verstorbenen V. Saponi. Nach den Büchern sah es recht gut aus. Aber erst als ich meine guten Dollars dafür hergegeben hatte, sah ich, daß das ganze Geschäft mit dem alten Saponi gestorben war und daß der junge Saponi die Reste davon in seine eigene Tasche abgeleitet hatte.«
    »Das ist schlimm.«
    »Schlimm genug. Aber glücklicherweise habe ich noch andere Verbindungen. Trotzdem will ich mir in den nächsten Tagen den jungen Saponi einmal vorknöpfen.« Er machte ein spitzes Kinn und betrachtete mich mit einem Ausdruck liebenswürdiger Wildheit. »Sie brauchen wohl nicht zufällig ein französisches Fahrrad? Irgendwo habe ich noch eins.«
    Ich lachte. »Ich werde vermutlich nicht viel Zeit zum Radfahren haben. Im vierten Stock gibt’s eine Menge zu tun.«
    Er nickte. »Ja, das kann ich mir denken. Ihre Firma in Wolverhampton hat sich lange Zeit gelassen, bis sie jemanden geschickt hat.«
    »Sie haben Ferning gekannt, Mr. Zaleshoff, nicht wahr?«
    Er nickte und begann eine Zigarette zu drehen. »Ja freilich, warum?«
    »Ach, nichts Besonderes. Ich habe nur keine Ahnung, wie er eigentlich ausgesehen hat.«
    »Ich glaube nicht, daß das Ihr Problem ist.«
    »Sicher nicht. Ich bin bloß neugierig.«
    »Irgendein besonderer Grund für diese Neugier?« Er hätte es nicht gleichgültiger sagen können.
    »Nein, es wollen nur so viele Leute wissen, ob ich Ferning gekannt habe. Sogar die Polizei interessiert sich dafür.«
    »Die Polizei! Um die brauchen Sie sich doch nicht zu kümmern.«
    »Anscheinend doch. Ich hab fast den ganzen Vormittag auf der Amministrazione verbracht.« Ich gab ihm einen etwas gehässigen Bericht über meine Begegnung mit dem Signor Capitano . Er hörte zu, sagte aber nichts. Als ich fertig war, kam das Essen.
    Wir aßen, fast ohne ein Wort zu wechseln. Offen gestanden interessierte mich jetzt das Essen mehr als die Unterhaltung. Dies schien meinem Gefährten gut zu passen. Seine Gedanken waren offenbar auf der Wanderschaft. Einmal bemerkte ich, wie er bedrückt auf das Tischtuch starrte, die Gabel in der Luft. Seine Augen begegneten den meinen, und er lächelte. »Da ist ein Suppenfleck auf dem Tischtuch, der genau wie Südamerika aussieht«, sagte er entschuldigend. Aber es war klar, daß seine Gedanken nicht bei dem Suppenfleck gewesen waren, der auch mehr wie die Isle of Wight aussah. Wahrscheinlich dachte er über den alten Saponi

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