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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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solchen Fällen werden Sie uns im voraus verständigen.«
    »Danke. Und mein Paß, bitte?«
    Er runzelte die Stirn. »Die Sache ist Ihnen doch schon erklärt worden.«
    Aus irgendeinem Grunde setzte mein Herz ein paar Schläge aus.
    »Man hat mir nichts erklärt. Letzte Woche hat man mir gesagt, er sei in der Auslandsabteilung.«
    »So ist es. Unglücklicherweise«, sagte er mild, »hat man ihn verlegt. Er muß sich jeden Augenblick finden. Wenn er gefunden ist, wird er Ihnen sofort zurückgegeben werden. Bis dahin haben Sie Ihren Ausweis.«
    »Aber …«
    »Sie haben nicht die Absicht, Italien zu verlassen?«
    »Nein, aber …«
    »Dann brauchen Sie auch keinen Paß.«
    Ich schluckte meine Wut hinunter. »Der Paß ist ein wertvolles Dokument. Er kann doch nicht einfach verlegt worden sein.«
    Er zuckte irritiert die Achseln. »Das kann vorkommen.«
    »Ich werde die Angelegenheit sofort dem britischen Konsulat melden.«
    »Sie ist Ihrem Konsulat schon gemeldet worden.«
    Dies war, wie ich bald herausfand, richtig. Im Konsulat wurde ich von demselben jungen Mann wie das erstemal empfangen: »Pech«, stimmte er mir freundlich zu. »Wir können nicht viel in der Sache tun. Wir müssen denen jede Chance geben, ihn zu finden. Sie wollen zur Zeit das Land nicht verlassen?«
    »Augenblicklich nicht«, sagte ich zögernd.
    »Dann werden wir ja sehen, was weiter geschieht. Eine sehr ernste Angelegenheit, ein verlorener Paß. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Natürlich, wenn Sie abreisen wollen, können wir Ihnen die erforderlichen Papiere ausstellen, aber damit ist die Paßfrage noch nicht geklärt. Wir werden es Sie wissen lassen, sobald wir etwas hören.«
    Als ich wieder im Büro war, zündete ich mir eine Zigarette an, setzte mich und dachte nach.
    Da ich die vorangegangene Nacht zwischen Schlaf und Wachen in einem Eisenbahnwagen verbracht hatte, war mein Selbsttäuschungsvermögen vielleicht ein wenig vermindert. Denn ich begann jetzt, Zaleshoff zum erstenmal ernst zu nehmen. Zaleshoff hatte gesagt, daß mein Paß verlegt werden würde, und er hatte recht gehabt. Vielleicht ein Zufall? Nein, das konnte nicht sein. Es war zuviel Zufall. So verlor man keine Pässe. Mit ›Provisionen‹ und ›Empfehlungen ‹ war die Sache auch nicht erklärt. Die Dinge lagen nicht so einfach. Meine Gedanken kehrten zu dem Abend, den ich mit ihm verbracht hatte, zurück. Eine Menge Dinge, die diesen Abend betrafen, verlangten nach Aufklärung. War es zum Beispiel bloßer Zufall, daß Zaleshoff genau zur selben Zeit fortging wie ich? Ich begann daran zu zweifeln. Dann war da Vagas mit seinen Andeutungen. Warum beharrte Zaleshoff darauf, daß ich den General wiedersehen sollte? Ferning hatte auch irgendwie damit zu tun. In meiner Brieftasche war noch immer das Blatt aus Fernings Notizblock. Für S. A. Braga aus Turin war noch keine Erklärung da. Und die Kartothek-Nummer … V 18 … Alles klar wie ein Glasauge.
    Ungeduldig drückte ich meine Zigarette aus. Fernings Angelegenheiten waren nicht die meinen. General Vagas verursachte mir eine Gänsehaut. Zaleshoff irritierte mich. Das beste war, die ganze Sache zu ignorieren. Es war für einen Mann meines Alters lächerlich, solch kindischen Unsinn ernst zu nehmen. Dann fiel mir wieder mein Paß ein. Das war etwas, was man nicht ignorieren konnte. Und die abscheuliche Geschichte mit den Briefen. Vielleicht wußte Zaleshoff etwas darüber …
    Wahrscheinlich hätten sich meine Gedanken immer weiter im Kreis bewegt, wenn Umberto nicht diesen Augenblick ins Zimmer getreten wäre und einige Papiere auf meinen Schreibtisch gelegt hätte. Ich blickte auf.
    »Die Liste, Signore.«
    »O ja, danke.«
    Ich hatte Umberto aufgetragen, mir eine komplette Liste der italienischen Spartacus-Kunden anzulegen, zusammen mit den Auftragssummen des letzten Jahres. Ich warf einen Blick darauf. Sie war in alphabetischer Reihenfolge. Mein Blick blieb am vierten Namen hängen. Der Grund war, daß der Anfangsbuchstabe, der den Platz in der Liste bestimmte, zum dritten Wort in der Bezeichnung des Konzerns gehörte und ich im Moment gedacht hatte, Umberto sei ein Fehler unterlaufen. Ich schaute näher hin. Da stand schwarz auf weiß: Società Anonima BRAGANZETTA , Turin. Ich hatte S. A. Braga aus Turin gefunden.
    Eine Minute lang starrte ich auf den Namen. Kein Zweifel, ›Braga‹ war einfach Fernings Abkürzung. Ich blickte auf die Ziffer, die neben dem Namen stand. S. A. Braganzetta war kein schlechter Kunde von

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