Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
ist da also Punkt eins. Gestern abend hat Ihnen dieser Galgenvogel Vagas einen Vorschlag gemacht. Das spielte sich ungefähr so ab. Er erklärte, er handle im Auftrag der jugoslawischen Regierung, und seine Leute seien bereit, Sie zu bezahlen, wenn Sie ihn mit Angaben über die Maschinen versorgen, die Spartacus den subventionierten Fabriken liefert. Ist das richtig?«
    »Mehr oder weniger!«
    »Er hat es vermutlich nicht so einfach ausgedrückt. Vermutlich hat er eine Menge geredet, daß es reine Routineinformationen seien und daß keinerlei Risiko damit verbunden sei. Alles, was Sie zu tun brauchten, sei, ihm die Informationen zu geben und Ihren Gewinn einzustreichen. Richtig?«
    »Richtig!«
    »Gut. Das ist genau dasselbe, was er Ferning vor neun Monaten erzählte. Ferning …«
    »Einen Moment! Hat Ihnen Ferning dies erzählt?«
    Er schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich habe nie mit Ferning gesprochen.«
    »Aber Sie sagten doch …«
    »… daß ich ihn kannte. Das war auch so. Ebenso wie ich den Präsidenten der Vereinigten Staaten kenne.«
    »Woher wissen Sie dann, was Vagas gesagt hat?«
    »Das spielt keine Rolle, woher ich das weiß«, erwiderte er kampflustig. »Ich weiß es eben. Hören Sie zu.«
    »Nun gut.«
    »Vagas machte Ferning denselben Vorschlag wie Ihnen. Alles war ganz in derselben Weise in Zucker eingewickelt. Ich weiß natürlich nicht, was Sie Vagas erwiderten, darauf werden wir später zurückkommen. Aber Ferning, der dumme Kerl, ging darauf ein. Manche Menschen können es eben nicht begreifen, daß bei solchen ›Etwas-für-nichts‹-Sachen das dicke Ende immer nachkommt. Ferning war auch so einer, und unglücklicherweise ist er daran erstickt. Die Sache ist die, daß Vagas viel mehr für seine zweitausend Lire monatlich haben wollte als bloß einen Einblick in die Geschäftskorrespondenz der Firma Spartacus. Er hat sicher nicht gelogen, als er sagte, daß Informationen über die Aktivität von Spartacus in Italien für die Armee einer fremden Macht von Interesse seien. Irgendwie müssen diese Informationen ja gesammelt werden. Aber das war ja bloß der Köder, die Sprotte, mit der Vagas einen Walfisch zu fangen gedachte.« Er hielt ein. »Ist Ihnen klar, Marlow, wie wertvoll ein Mann in Ihrer Position für einen Vagas sein kann?«
    »Ich weiß nicht, was Sie unter einem ›Mann in meiner Position‹ verstehen. «
    »Darauf komme ich noch zurück. Was ich jetzt meine, ist, daß Sie hier die Hälfte Ihrer Zeit bei italienischen Rüstungsbetrieben verbringen, wozu Sie einen völlig legalen Grund haben. Für einen fremden Agenten wären Sie eine Goldmine.«
    »Übertreiben Sie nicht ein bißchen?«
    »Ganz und gar nicht. Schauen Sie die Sache einmal von dieser Seite an: Stellen Sie sich ein paar Pokerspieler vor, die um einen Tisch sitzen. Sie wandern im Zimmer herum, rauchen und denken vielleicht darüber nach, was Sie zu Abend essen wollen. Das Poker und die Spieler interessieren Sie nicht. Nun nehmen Sie an, einer der Pokerspieler kommt Ihnen mit einem Vorschlag. Er sagt vielleicht: › Schauen Sie, Marlow, während Sie hier auf- und abgehen, könnten Sie gelegentlich meinen Mitspielern ins Blatt sehen und mir sagen, was sie für Karten haben. Ihr Schade soll’s nicht sein. Die Sache ist ganz einfach. Ich sage Ihnen, was ich wissen möchte, und Sie erzählen mir’s.‹ Verstehen Sie, was ich sagen will? Vagas ist so ein Spieler.«
    »Ja, aber er hat von mir nichts dergleichen verlangt.«
    »Warten Sie einen Augenblick. Wir wollen zu den Pokerspielern zurückkehren. Nehmen wir an, daß Sie sich von einem dieser Kerle bestechen lassen. Eines Tages wird der Mann dann sagen: ›Passen Sie auf, Marlow, wenn Sie mir nicht sagen, was die anderen Spieler in der Hand haben, erzähle ich Ihrem Chef, daß Sie auf meiner Lohnliste stehen.‹ Was dann? Was tun Sie dann?«
    »Aber das kann er doch nicht sagen.«
    »Kann er das nicht? Er sagte es zu Ferning. Einen Monat oder sechs Wochen, nachdem Ferning angefangen hatte, das Geld zu nehmen, wurde Vagas unangenehm. Sie hatten einen Streit. Mr. Ferning mußte sich Zutritt zu den Fabriken verschaffen, um Vagas mit den wichtigen Informationen, die er brauchte, zu versorgen. Wenn Mr. Ferning nicht gespurt hätte, so hätte General Vagas die Sache Mr. Pelcher in Wolverhampton verraten. Das Ergebnis war, daß Ferning nachgab. Er bekam noch immer seine zweitausend im Monat, aber er hatte dafür viel mehr zu arbeiten.«
    »Sie wollen sagen, daß er sich

Weitere Kostenlose Bücher