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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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und wo eines Tages der Zünder montiert werden würde. Es roch nach Schmiere und Maschinenöl.
    Als ich mich zwischen zwei Lattenkisten zwängte, hörte ich, wie Zaleshoff die Plane wieder zuband. »Jetzt können Sie schlafen«, sagte er.
    Ich schloß die Augen.

    Ich glaubte, ich sei eben eingeschlafen, als der Ruck beim Anfahren mich halb aufweckte. Tatsächlich mußte ich ziemlich lange geschlafen haben. Als der Waggon anfing, auf dem Gleise zu rollen, schlief ich wieder ein.
    Das nächste, woran ich mich erinnere, ist ein starkes Licht, das mir grell in die Augen fuhr, und Finger, die meinen Arm hart anfaßten und mich schüttelten, sowie eine Stimme, die mich auf italienisch anschrie.

15. Kapitel
    Hammer und Sichel
    N
    ormalerweise schlafe ich tief und wache nicht leicht auf. Das Aufwachen ist bei mir ein langer, langsamer Rückweg ins Bewußtsein, eine Reise durch ein Land phantastischer Verwirrungen und seltsamer Bilder. Aber an diesem Morgen wachte ich schnell auf. Schon in dem Augenblick, als ich im Licht der Laterne des Vorarbeiters aufschreckte, wußte ich, wo ich war und warum. Ein Angsttraum wurde plötzlich Wirklichkeit.
    Der Mann, der mich am Arm schüttelte, war Zaleshoff. Dann fühlte ich einen Schlag auf meine Beine. Während meine Augen noch geschlossen waren, hörte ich ihn schnell und ärgerlich sprechen.
    »Laßt ihn in Frieden. Wir werden schon aussteigen.«
    Ich fühlte, wie sich das grelle Licht von meinen Augen entfernte, und öffnete sie wieder. Es war noch finster, und ein einziger strahlender Stern leuchtete am dunkelblauen Himmel. Kopf und Schultern eines Mannes in Uniform tauchten über der Seitenwand des Waggons auf.
    »Macht schnell«, sagte er scharf.
    Ich bemühte mich, auf die Füße zu kommen. Zaleshoff hatte schon ein Bein über die seitliche Lade des Waggons geschwungen.
    »Wo sind wir?« flüsterte ich.
    »Brescia. Sprechen Sie italienisch«, murmelte er.
    Ich kletterte hinter ihm hinunter. In der Dämmerung konnte ich vier Männer auf uns warten sehen. Drei waren in Overalls, der Uniformierte mit der Laterne war der Vorarbeiter. Als unsere Füße den Boden berührten, umstellten uns die vier und packten uns an den Armen.
    Der Vorarbeiter hielt die Laterne über uns. »Zur Brückenwaage«, sagte er kurz. »Da können sie im Büro bleiben, bis ich mit dem Rangiermeister und der Polizei gesprochen habe. Paßt gut auf. Vorwärts, marsch!«
    Er schob mich am Arm vorwärts, und wir gingen über Gleise und Weichen auf ein massives Gebäude zu.
    Wir waren offensichtlich auf einem großen Güterbahnhof. Hinter dem uns gegenüberliegenden Gebäude drang ein starker Lichtschein hervor, der von einer Reihe von Scheinwerfern stammte, die durch das Gebäude verdeckt waren. Ich hörte die Diesellokomotive, die Güterwagen rangierte, und das Klinken der Puffer. In der Ferne sah man am Himmel den Abglanz beleuchteter Straßen. Es war kalt, und mein vom Schlafen noch warmer Körper schauerte. Einer der Männer, die Zaleshoff festhielten, sagte etwas, und die anderen lachten. Dann gingen wir schweigend weiter.
    Das dunkle Gebäude erwies sich als ein Lokschuppen. Etwa fünfzig Meter weiter im Scheinwerferlicht verlud eine Gruppe von Arbeitern mit einem fahrbaren Kran Autochassis auf lange vierachsige Güterwagen. Wir wandten uns nach links und gingen einen schmalen Betonsteig entlang. Der Weg ging im Bogen um eine Signalbude herum. Dann überquerten wir ein Gleis und näherten uns einem kleinen Gebäude. Durch ein großes Fenster konnte ich eine Art Theke sehen, über der eine Glühbirne hing. Der Vorarbeiter stieß die Tür auf, und wir wurden hineingeführt.
    Es war eigentlich nicht viel mehr als eine Hütte. Ein junger Mann saß auf einem hohen Stuhl an der Theke, die, wie ich jetzt sah, die Anzeigetafel der angrenzenden Brückenwaage barg. Als wir hineinkamen, glitt er von seinem Stuhl und glotzte uns an.
    Jetzt konnte ich das Gesicht des Vorarbeiters sehen. Er war ein dunkelhaariger Mann mit grauem Gesicht und einem kleinen borstigen Schnurrbart. Er sah intelligent aus und war schlechter Laune. Er warf dem jungen Mann einen ärgerlichen Blick zu und fragte:
    »Haben Sie die Zementladung nachgeprüft?«
    »Ja, Signore.«
    »Dann können Sie an Ihrem eigenen Tisch weiterarbeiten. Dies hier geht Sie nichts an.«
    »Ja, Signore.« Der junge Mann warf uns einen ängstlichen Blick zu und ging.
    »Nun zu euch.« Der Mann lockerte den Griff um meinen Arm und bedeutete dem andern, der Zaleshoff

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