Anleitung zum Müßiggang
Geschäftsleute hsiuhsi aufgegeben.«
Jetzt, wo ich zu Hause arbeite, habe ich mir meinen Traum erfüllt, und ein hübsches, weiches day bed (Preis: 100 Pfund) steht hinter meinem Schreibtisch in der anderen Zimmerecke. Eines der großen Vergnügen beim Schreiben dieses Buches ist, dass es all die müßiggängerischen Vergnügungen rechtfertigt, die ich mir mein ganzes Leben lang gegönnt habe, die aber bisher zumindest mit ein bisschen, manchmal mit sehr viel schlechtem Gewissen verbunden waren. Jetzt kann ich ihnen furchtlos frönen, und gestern zum Beispiel habe ich von zwei bis vier das wunderbarste Mittagsschläfchen genossen. Als ich aufwachte, setzte ich mich glücklich und zufrieden an meinen Schreibtisch und verbrachte ein, zwei Stunden mit einer faden Büroarbeit, die ich Wochen vor mir her geschoben hatte. Ich bin sicher, dass ich an einem Tag ohne Nickerchen nicht so produktiv gewesen wäre und auch weniger Spaß gehabt hätte.
Für Paquot ist die Siesta ein Sinnbild für Freiheit und Selbstbestimmung. Sie steht in direkter Gegnerschaft zu der Arbeitsdisziplin, die im achtzehnten Jahrhundert eingeführt wurde: Mittagsschlaf heißt, ein wenig Zeit für uns zurückholen:
Diese Unterbrechung auf dem schnurgeraden Weg der Lohnbeschäftigung zeigt eine Überraschung, eine Umleitung, ein Nebengleis an ... Die Siesta ist ein Nebengleis, das wegführt von allen Tätigkeiten, die eindeutig, obligatorisch, gewohnheitsmäßig und mechanisch sind ... die Siesta ist ein Mittel, unsere eigene Zeit für uns zurückzufordern, die nicht der Kontrolle der Uhrmacher unterliegt.
Die Siesta ist unsere Befreierin.
Doch leider haben die mannhaften Anstrengungen, mit denen wir uns dem heutzutage üblichen sklavenhaften Arbeitsrhythmus angepasst haben dazu geführt, dass das Mittagsschläfchen durch den Kaffee, dieses kostspielige und schädliche Getränk ersetzt wurde. Was Paracetamol für die Erkältung, ist Kaffee für das Mittagsschläfchen: eine Methode, drüber weg zu kommen, eine Art Wettstreit mit dem eigenen Körper, ein Bürgerkrieg. Wenn wir nach dem Mittagessen müde sind, ist die gesellschaftlich akzeptable Lösung, sich mit Kaffee vollzudröhnen und über die Müdigkeit wegzukommen, statt einfach ein Nickerchen zu machen. Der Kaffee führt vielleicht zu einer vorübergehenden Schärfung der Sinne, aber ihr folgt Gereiztheit, ganz zu schweigen von dem Schlafdefizit später am Tag. Man kann den Kampf gegen den Schlaf nicht gewinnen. Kämpfe nicht, ergib dich!
Der Mittagsschlaf hat außerdem wohlverdientermaßen einen guten Ruf wegen seiner geistigen Vorzüge. Die Gründer großer Weltreligionen waren hingebungsvolle Mittagsschläfer, und oft kamen ihnen ihre Visionen gerade bei ihren Nickerchen am Wegesrand. Das Nickerchen ist so was wie eine Lightversion der Meditation. Jesus war ein Müßiggänger. Buddha war ganz entschieden ein Müßiggänger.
Mittagsschläfchen können sogar lebensrettend sein. Ich erinnere mich an die Geschichte einer Inderin, die in die Katastrophe von Bhopal geraten und Anhängerin der Meditationspraxis Raja Yoga war. Sie befand sich in dem Meditationszentrum, das ganz in der Nähe der Chemiefabrik lag, als sich die Explosion ereignete. Es entstand eine Panik auf den Straßen, und viele von denen, die vor der Gaswolke wegliefen, kamen um. Irgendetwas brachte sie dazu, stattdessen eine Dusche zu nehmen und zu Bett zu gehen, wo sie sich die Decken über den Kopf zog. Sie überlebte unversehrt, während Tausende verletzt wurden oder starben. Einfaches Nichtstun rettete ihr das Leben. Nie ist die Wahrheit des Axioms »Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, ist es Zeit für ein Nickerchen« (Mason Cooley) klarer bewiesen worden.
Ich könnte noch hinzufügen, dass der Kampf gegen den Mittagsschlaf sogar aus praktischer Hinsicht töricht ist. Selbst die striktesten Prediger einer utilitaristischen Arbeitsmoral scheinen sich über die positive Kraft des Mittagsschlafs einig zu sein. Tatsächlich hat kürzlich der unschöne Ausdruck »power nap« in die Sprache Eingang gefunden, mit dem ein kurzes Abschalten umschrieben wird, das den Arbeitnehmer mit noch feiner geschärftem Konkurrenzverhalten an den Schreibtisch zurückschickt. Ich habe neulich entdeckt, dass sogar gewisse berühmte Feinde des Nichtstuns große Mittagsschläfer waren. Winston Churchill, der Müßiggang bei anderen nicht ausstehen konnte, machte selber jeden Nachmittag ein Nickerchen. Er verteidigte die Angewohnheit
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