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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Luftbilds erklärte er die Schwierigkeit: »Er hat von hier aus einen weiten Rundumblick. »Wir können davon ausgehen, dass er hier und hier«, er deutete Stellen auf dem Dach und in der großen Esche, »und dort in dem Vogelhäuschen Kameras und Bewegungsmelder hat. Wenn wir das Leben des Jungen retten wollen, kann der Einsatz erst bei Nacht erfolgen.«
    Ein blasser junger Mann mit spitzer Nase und inselmäßigem Bartwuchs, der eher aussah wie ein Zivildienstleistender und nicht wie ein Scharfschütze mit einer speziellen Nahkampfausbildung, bereit, ein Terroristennest auszuräuchern oder einen Serienkiller auszuschalten, fragte knapp: »Stolperdrähte? Bewegungsmelder?«
    Sein Chef nickte ihm kurz zu. Ann Kathrin wusste aber nicht, was er damit sagen wollte. Gab es nun solche Stolperdrähte und Bewegungsmelder oder nicht?
    »Also, ich war ja im Haus und habe mit ihm gesprochen. Das Ganze sah nicht gerade aus wie eine Festung. Er hatte hier in der Garage ein Motorrad, die Marke weiß ich nicht, aber es machte einen starken Eindruck. Sein Wagen ist ein schwarzer Mercedes der M-Klasse, der könnte sogar Panzerglas haben. Der stand hier. Wenn er ins Auto kommt, dürfte er schwer zu stoppen sein.«
    Der junge Mann mit der spitzen Nase widersprach: »Wenn er erst mal draußen ist, gehört er uns.«
    Auf der Wand erschien jetzt ein Grundriss des Gebäudes. Ann Kathrin fragte sich, wie sie so schnell darangekommen waren. Offensichtlich hatte hier jemand beste Beziehungen zum Katasteramt.
    »Frau Klaasen«, sagte Jutta Diekmann, »wird uns jetzt die Situation im Gebäude erklären.«
    Sie gab gestisch die Bühne für Ann Kathrin frei. Die sah die Bilder genau vor sich, wie sie das Haus betreten hatte, die Musikanlage, die vielen CD s. Aber statt die Inneneinrichtung genau darzulegen, sagte sie: »Der Gedanke, dass der meinen Sohn hat und wir hier sitzen und diskutieren, würgt mich. Wir sollten keine Zeit verlieren. Vielleicht bringt er ihn genau in diesem Moment um.«
    Ihr rechtes Bein zitterte. Sie schaffte es nicht, Ruhe hineinzubekommen. Das Zittern dehnte sich auf den Rest ihres Körpers aus. Nur ihr linkes Bein war fest wie eine Säule und gab ihr Halt. Sie stützte sich mit der linken Hand auf der Tischkante ab, während ihre rechte Seite nach einer imaginären Taktvorgabe rhythmisch zu vibrieren begann.
    Jutta Diekmann räusperte sich. »Wir verstehen durchaus Ihre Betroffenheit und wollen gerne Rücksicht auf Ihre Gefühle nehmen, aber das hier muss professionell durchgezogen werden. Wir können kein Risiko eingehen und …«
    »Wir gehen gerade das größte denkbare Risiko ein, indem wir warten«, beharrte Ann Kathrin.
    Einsatzgruppenleiter Schilling betonte: »Frau Klaasen, bei allem Respekt, wir können uns nicht am helllichten Tag dem Gebäude nähern und es dann stürmen. Ich würde nicht nur das Leben meiner Männer gefährden, sondern auch das Ihres Sohnes. Selbst mit einem Hubschrauber können wir nicht oben auf dem Dach Leute absetzen. Die Geräusche wären im ganzen Haus zu hören. Wir haben im Grunde keine Chance, unbemerkt heranzukommen.«
    Rupert blaffte: »Ja, sollen wir warten, bis Gunnar Peschke wieder Urlaub in Ostfriesland macht und die dritte Leiche findet?«
    Er erntete für seine unpassende Bemerkung böse Blicke von Weller und Rieke Gersema.
    Ann Kathrin nutzte beide Hände und sprach beschwörend. Dabei musste sie sich erneut aufstützen. Weller war bei ihr, bereit, sie zu halten. Sein Gesicht war schweißnass, obwohl es im Raum angenehm kühl war.
    Ann Kathrin sprach voller Energie: »Lassen Sie mich einfach hinfahren. Er hat keine Ahnung, dass wir Bescheid wissen. Er kennt mich. Ich war schon einmal dort. Er wird ohne Argwohn sein, wenn ich einfach hinfahre und dann …«
    »Genau«, freute Rupert sich. »Packen wir uns den Drecksack!«
    Der Einsatzgruppenleiter und Jutta Diekmann schüttelten gleichzeitig die Köpfe. »Oh nein!«, sagten sie wie aus einem Mund, und Diekmann fuhr fort: »Einfach ist hier leider gar nichts, Frau Klaasen. Und er kann sich denken, dass auch wir seinen Film gesehen haben.«
    »Ich schlage vor«, sagte Schilling, »dass wir uns den Film gemeinsam anschauen, um Rückschlüsse auf den Täter und unsere Handlungsmöglichkeiten zu ziehen. Offensichtlich hat er das alles ja bereits im Film durchgespielt.«
    »Er weiß nur noch nicht, welche Rolle wir spielen«, grinste der junge Scharfschütze und kratzte seinen noch nicht ganz vorhandenen Bart.
    Ann Kathrin

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