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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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hochgezogen, wirkte verkrampft und war von einer Wolke düsterer Energie umgeben. Er wippte nervös auf knatschenden Ledersohlen auf und ab. Sein Magen knurrte laut, aber als Ann Kathrin ihm ein paar von ihren Sanddornkeksen anbot, lehnte er mit zur Schau gestelltem Widerwillen ab.
    »Das sind ja reine Kohlehydrate. Dickmacher ohne jeden gesundheitlichen Mehrwert. Ich ernähre mich vitamin- und eiweißreich«, dozierte er.
    Ann Kathrin aß, wie aus Protest, gleich zwei Kekse hintereinander und konterte: »Heute ist nicht der Tag, um abzunehmen.«
    Hier in der Polizeiinspektion war Professor Willbrandt lange nicht so selbstsicher wie in seinem eigenen Universitätsrevier.
    Sie fixierte ihn und sagte: »Tut mir leid, dass ich Sie so dringend hierherbitten musste, aber neue Ermittlungsergebnisse haben zu neuen Fragen geführt.«
    Er stöhnte, und weil er schwitzte, zog er sein Jackett aus. Er hängte es hinter sich über die Stuhllehne. Mit dem Zeigefinger versuchte er, den Kragen zu weiten, und reckte den Hals hoch. Dann öffnete er den obersten Hemdknopf.
    »Ich dachte, Sie präsentieren mir den Mörder meines Bruders!«
    »Nein, ich habe nur zwei Fragen. Erstens, warum haben Sie Ihren Bruder beschatten lassen, und zweitens, warum haben Sie uns das verschwiegen?«
    Er war ohne Rechtsbeistand erschienen, und für einen Augenblick sah es so aus, als würde er das jetzt bereuen.
    Gleich wird er nach einem Anwalt verlangen, dachte Ann Kathrin, aber das Gespräch lief anders weiter, als sie vermutet hatte.
    Er ließ die offene Hand auf die Schreibtischkante klatschen und fluchte: »Die Agentur hatte mir Verschwiegenheit versprochen!«
    »Ja, was wird einem im Leben nicht alles versprochen … Die Renten sind sicher, der Euro ist stabil … Wir wissen doch alle, dass das nur Werbung ist. Quatsch. Klinkelklankel … Also, zur Sache!«
    »Ich wollte«, sagte er frei heraus, »Druck auf meinen Bruder ausüben. Ich gehe nicht ohne Grund davon aus, dass er unsere Eltern gemolken hat wie Hochleistungskühe. Das alles wurde um mich herum lanciert. Ich habe nur einmal etwas geerbt. Das, was übriggeblieben war. Er praktisch dauernd.«
    Als sei das Erklärung genug gewesen, schwieg Fürchtegott Willbrandt jetzt und starrte auf seine Füße.
    »Da Sie sein einziger Angehöriger sind, bekommen Sie jetzt bestimmt die Kontoauszüge und alles, was Sie interessiert«, mutmaßte Ann Kathrin.
    »Ja, das stimmt. Aber als ich die Detektei beauftragt habe, lebte Christoph ja noch.«
    »Was genau sollten die denn herausfinden? Wann er mit wem ins Bett ging?«
    Ann Kathrin beantwortete ihre eigene Frage mit einem Kopfschütteln, und Professor Willbrandt bestätigte: »Das war mir völlig gleichgültig. Ich wollte herausfinden, ob er …«
    Willbrandt kniff die Lippen zusammen.
    »Dreck am Stecken hatte?«, ergänzte Ann Kathrin seinen Satz.
    Willbrandt nickte und schielte zum Fenster. Am liebsten wäre er aufgestanden, um es zu öffnen.
    »Um dann was zu tun?«, fragte Ann Kathrin.
    Er hob die Arme hoch und verschränkte sie hinter dem Kopf, was wohl besonders locker und ehrlich rüberkommen sollte, aber in der Wirkung komplett schiefging, weil er in den Achselhöhlen große, dunkle Schwitzflecken hatte.
    »Herrje, mein Bruder war ein Windhund! Ein Luftikus! Ich wollte wissen, wo unser Geld geblieben ist. Ich wollte … also am liebsten hätte ich ihn …«
    »Bei einer illegalen Handlung erwischt?«
    »Ja, verdammt nochmal!«
    Wieder schwieg er und sah Ann Kathrin an, als würde er hoffen, sie könnte ihm ersparen, den Rest zu formulieren. Also ergänzte sie seine Worte noch einmal: »Um ihn dann zu erpressen?«
    Professor Willbrandt nickte und sah sie an, wie jemand, der aussehen möchte, als ob er sich schämt. Es war reichlich unglaubwürdig, und Ann Kathrin sagte hart: »Das nehme ich Ihnen nicht ab. Sie sind kein Vorstadtgangster. Als Erpresser taugen Sie nichts. Ihr Bruder schämte sich für seinen Lebenswandel nicht und war niemandem Rechenschaft schuldig …«
    Willbrandts Körper straffte sich. Er riss die Arme weit auseinander und fügte dann die Fingerspitzen zusammen. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und berührte mit den Lippen die Mittelfinger.
    Denkerpose, dachte Ann Kathrin und amüsierte sich insgeheim über sein schlechtes Spiel und sein Herumgehampele. Da war der Drehbuchautor Johannes Klar um einiges besser gewesen.
    »Okay. Ich gehe davon aus, dass es unter uns bleibt. Ich wäre sonst … Ich könnte das

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