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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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Umständen sagen. Aber nicht jetzt. Es überrascht mich, dass Sky mich beneidet. Vermutlich freut sich ein Teil von mir sogar darüber. Aber ich kann mich nicht mit einer Schwester streiten, die vor einer Woche ihren Mann verloren hat. Stattdessen sage ich lediglich: »Aber ich hatte nicht nur Glück, ich habe hart gearbeitet. Das weißt du ja.« Ich gebe mir alle Mühe, ruhig zu bleiben. »Allerdings hatte ich auch nie das Bedürfnis, alles so perfekt hinzukriegen.« Ich suche nach den richtigen Worten, hole noch mal Luft, halte meine Stimme in Zaum. »Ich hab mich nicht nach den Vorstellungen aller anderen Leute gerichtet, wie ich leben sollte . Und es tut mir leid, dass du so viel Tragisches erlebt hast und ich anscheinend mehr Glück hatte. Vielleicht bin ich ja wirklich diejenige, die eine Katastrophe verdient hätte, weil ich als Teenager so grässlich war.« Erneut halte ich inne, denn ich werde mich ganz bestimmt nicht vor ihr rechtfertigen. »Aber du hattest alles, Sky. Du und Troy, ihr hattet ein wundervolles Leben miteinander. Und du hast eine unbeschreiblich süße, hübsche kleine Tochter.« Keine Ahnung, ob es eine gute Idee ist, sie daran zu erinnern, wie schön ihr Leben war.
    »Warum ich? Warum werde ich bestraft?«
    Sky glaubt, dass ich eine schlechte Tochter war – oder bin. Aber vielleicht hat Mom einen Fehler gemacht, weil sie mich nicht akzeptiert hat. Sie hat mir nie Beachtung geschenkt, von Anfang an. »Wir haben alle das getan, was wir tun mussten. Und jetzt ist es, wie es ist.«
    »Bitte, Mädchen!«, ermahnt uns Mutter mit der gleichen Stimme wie früher, als wir noch Kinder waren.
    Später machen Mom und ich die Küche zusammen fertig und packen die Gläser ein. Rachel und Levy sahen sich Yo Gabba Gabba an. Sky starrt auf den Fernseher.
    »Als du noch ein Baby warst, hast du immer ein Lied gesungen, wenn ich dich in den Schlaf gewiegt habe«, sagt Mom plötzlich. »Zwei Töne. ›Ah oh ah oh ah oh‹ hast du gesungen, immer wieder.« Mom imitiert meine Kinderstimme, während sie Papier in ein Glas stopft und das Glas dann zu den anderen in die Kiste packt. »Du warst noch ganz klein, aber du hast gesungen. Wenn ich dich in dein Bettchen gelegt habe, hast du weitergemacht, hast dich mit deinem ›Ah oh ah oh ah oh‹ in den Schlaf gesungen.« Ihre Augen schweifen in die Ferne, als hätte meine Melodie ein Bild von mir als Baby heraufbeschworen. Dann wendet sie sich mir zu. »Das hast du jahrelang gemacht. Die Musik hat dich beruhigt und getröstet. Ich nicht. Es war immer die Musik.«
    Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Will sie mir erklären, dass ich sie nicht brauche, weil ich ja meine Musik habe? Ist sie eifersüchtig auf meine Musik? Will sie mir sagen, wie unnütz sie sich als Mutter mir gegenüber gefühlt hat? Ich nehme mir ein Weinglas vor. Die Probleme mit meinem Vater haben sie daran gehindert, mit mir glücklich zu sein, und ich musste lernen, mich selbst zu trösten. Gott sei Dank konnte ich Musik machen – schon als Baby.
    Aber ich war einsam, von Anfang an. Wir existieren nicht allein, ohne die anderen. Was sind wir denn, wenn nicht Tiere, die sprechen können? Und was ist der Sinn der Sprache, wenn sie nicht Teil einer Verbindung zu anderen Menschen ist?

5
    Der Metallmann
    Sky
    I ch sitze mit Allie im Auto, wir verlassen Los Angeles. Ich weiß nicht, ob es wirklich das Beste für uns ist, nach Ann Arbor zurückzugehen. Ich war glücklich in San Diego und in L. A. Aber irgendwie kann ich keine Entscheidung treffen, und es ist sinnlos, ohne Job und ohne Freunde in dem gemieteten Haus rumzuhocken.
    Ich habe keinen Plan. Kein Ziel. Ich weiß nicht, was ich will, ich weiß nicht, was ich tun soll. Mir ist das Leben unter den Füßen weggezogen worden, ich erkenne es nicht mehr. Ohne Troy erkenne ich mich selbst nicht.
    Früher wusste ich, wohin ich unterwegs war und warum. Ich wollte Troy, ich wollte Anwältin werden, ich wollte ein Baby. Ich habe das alles bekommen. Aber zwei von den drei Sachen habe ich wieder verloren. Na ja, ich habe immer noch meinen Abschluss und kann in Michigan meine Zulassungsprüfung machen.
    Ich werde auch nicht allein sein, Mom und all ihre Freundinnen sind ja da. Tara ist in der Nähe, wozu das auch immer gut sein mag. Jennifer und Marissa wohnen ganz in der Nähe.
    Aber womöglich versucht Mom, das Kommando zu übernehmen.
    Nein. Ich muss einfach Grenzen setzen.
    In Venice war ich wenigstens mit Troy zusammen.
    Und jetzt habe ich das

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