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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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Zeit rast.
    Levys Schreie hallen übers Wasser, mal lauter, mal leiser, ein gespenstischer Stroboskopeffekt.
    Warum rührt sie sich nicht ? Ich ringe nach Luft, raufe mir die Haare und schüttle den Kopf.
    Wieder beatmet Brooke meine Tochter. Keine Veränderung, keine Bewegung. Rachels Arme liegen ausgestreckt neben ihrem Körper, an der Stelle, wo die Schwimmflügel waren, sind sie blasser. Was ist mit den Schwimmflügeln passiert?
    Jetzt kniet Smoke sich neben Brooke, legt die Hände übereinander und presst sie mehrmals rasch hintereinander auf Rachels Brustkorb.
    »O nein. Bitte, bitte!«, kreische ich.
    Brooke öffnet Rachels Mund und bläst Luft hinein. Dann drückt Smoke wieder auf ihre schmale Brust.
    Und noch einmal.
    Immer wieder. Ich beobachte, wie sich Smokes riesige Pranken auf Rachels zarten Oberkörper pressen, wie er mit den Fingern ihre Rippen hält.
    Alles steht still, außer Smokes Händen, die auf Rachels Brustkorb drücken. Und Brooke, die in Rachels Mund atmet.
    Dicht nebeneinander sehen Tara und ich zu, wie Brooke und Smoke Rachel zu beatmen versuchen.
    Mit ausgestreckten Armen liegt Rachel da, die Lippen für Brookes Atem geöffnet.
    Aber sie rührt sich nicht.

7
    Wie man blindlings die eigene Familie tötet
    Tara
    Z uerst passiert Folgendes: Mit leiser Stimme, die Arme über der Brust verschränkt, mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, sagt Allie zu mir: »Schau mal, deine Schwester hat eine Freundin gefunden. Sie wendet sich wieder ein bisschen nach außen.«
    Und tatsächlich: Sky unterhält sich mit einer Frau – wild gelockte kastanienbraune Haare, Sonnenbrille, von jahrelangen Pilates- oder Yogaübungen durchtrainierter Körper. Sky hat sich ihr beim Reden zugewandt. Vielleicht ist es leichter, mit einer Wildfremden zu sprechen.
    »Sie heißt Brooke und kommt auch aus Michigan. Ist das nicht ein witziger Zufall?«
    Mein Kopf schwirrt immer noch von unserem Hubschrauberausflug – ein Wahnsinnsblick über den Canyon, dessen Farben unter den Wolkenschatten viel dunkler wirken. Die sonderbare Stille, durchbrochen nur vom Surren der Rotorblätter, das Gefühl, im Himmel zu hängen. Irgendwann möchte ich mal Skydiving probieren. Als ich Red Dog davon erzähle, machen wir sofort Pläne für einen Trip zu den Dünen am Lake Michigan, aber Aaron runzelt die Stirn und meint: »Kommt nicht in Frage! Nicht meine Tara, nicht meine Li’l Key, nicht meine Baby-Mama. Du bist viel zu wichtig für uns, so ein Risiko darfst du nicht eingehen.« Man kann sich vorstellen, wie ich mich fühle – gleichzeitig geborgen und wütend, gleichzeitig geliebt und nicht respektiert.
    So schlendern wir am Pool herum, freuen uns über das, was wir erlebt haben, und darüber, wieder zusammen zu sein. Natürlich bemerkt T-Bone Brookes supertollen Körper und schleicht zu ihr rüber, kniet sich neben ihre Liege, schaut ihr in die Augen und fängt an, ihr Fragen zu stellen, so konzentriert, als wäre sie die einzige Frau auf Gottes weiter Erde. Ich glaube, daraufhin wendet Sky sich wieder der Beobachtung des Pools zu, während wir über das Abendessen diskutieren. Was lässt sich in dieser Stadt wohl auftreiben? Italienisch? Mexikanisch? Chinesisch? Steak?
    »Pizza! Pizza!«, krakeelt Levy.
    Jetzt sind wir ein Stück vom Canyon entfernt, Richtung Heimat, näher bei Albuquerque, wo wir übermorgen ein Konzert geben. Der Ort nennt sich Winslow, wir sind in einem Motel untergekommen, das zu einer Kette gehört, Quality Inn oder Econo Lodge, ich weiß es nicht genau, umgeben von einer rötlichen, topfebenen Wüstenlandschaft. Ich freue mich auf das Konzert in Albuquerque. Freue mich darauf, mir das Gesicht orange anzumalen, mein sexy Outfit anzuziehen und wieder Li’l Key zu werden.
    Ich denke an Kings Vorschlag. Ich könnte richtig berühmt werden, richtig gut Geld verdienen. Vielleicht ein Soloalbum machen. Für alles Mögliche kann Kings Angebot das Sprungbrett sein. Aber dann kommt mir auf einmal eine Textzeile in den Kopf: Ich bleib zurück, zurück, zurück, und ich vermiss mich so, und diesmal geht es in dem entstehenden Song um die Veränderung, die mit mir und Aaron passiert.
    Schon höre ich die passende Melodie dazu, eingängig, melancholisch, weich und sanft. Ob Aaron sich bedroht fühlen würde, wenn ich meine eigenen Sachen schreibe und singe? Jetzt ist ja sogar meine Musik unsere Musik. Ich habe keine eigene Stimme. Na gut, ich singe mehr und rappe weniger. Wenn ich Crossover mache, wird er

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