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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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Gesicht.
    Rachel schaut in die Runde und heult wieder lauter. Brooke klopft ihr beruhigend auf den Rücken, dann ruft sie ihre eigenen Kinder zu sich, das pummelige Mädchen und den kleinen Jungen, die bei den Büschen mit einem Lastwagen spielen, und drückt die beiden an sich.
    Meine Schwester hat mich verflucht.
    Ich schaue zu Aaron und drücke seine Hand. Offensichtlich ist seine Wut auf meine Schwester und die Vorwürfe, die sie uns gemacht hat, noch längst nicht verflogen.
    »Es ist leichter, wütend zu sein als traurig und verängstigt«, sagt Allie.
    »Hmm, das erklärt die Gefühle, aber nicht die Worte«, entgegnet Aaron. Er, ich und die Crew haben keine Mühe gescheut, um Sky zu helfen. Ich weiß, dass Aaron in diesem Augenblick genau das durch den Kopf geht.
    Allie nickt.
    Sky hält Rachel im Arm und weint immer noch vor Erleichterung.
    »Hoffentlich sind das Tränen des Glücks und der Dankbarkeit«, sage ich und schaue sie an.
    Unsere Blicke treffen sich.
    Aber was sie gesagt hat, steht zwischen uns im Raum, es kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden.
    Ich gehe zu ihr, senke meine Stimme fast zu einem Flüstern und sage: »Ich verstehe, dass du außer dir bist vor Angst und Trauer.« Dann lege ich die Arme um sie und Rachel.
    Aber sie lässt die Chance ungenutzt verstreichen, sie nimmt nichts von dem zurück, was sie uns an den Kopf geworfen hat. Ich überlege, ob ich ihr erklären soll, dass ihre Vorwürfe aus der Luft gegriffen sind, dass nichts davon wahr ist. Aber schließlich entscheide ich mich anders. »Ich bin so froh, dass es ihr gutgeht«, flüstere ich, küsse Rachel auf die Stirn und Sky auf die Hand, die auf Rachels Schulter liegt und immer noch den Ehering trägt.
    Dann denken also alle, dass ich egoistisch bin und mich in meiner Musik vergrabe? Aber sehen sie denn nicht, wie ich mich bemühe und wie meine Anstrengungen ignoriert und falsch ausgelegt werden? Ich kann es einfach nicht richtig machen, deshalb ziehe ich mich in eine musikalische Einsamkeit zurück, die ganz verschiedene Seiten hat. Dort bin ich sicher. Aber eben einsam.
    Kurz darauf windet Rachel sich aus den Armen ihrer Mutter, als würde sie das ganze rührselige Theater nicht verstehen, und rennt zu Levy, der bei Aaron steht.
    »Hey, wo sind denn deine Schwimmflügel geblieben?«, fragt Allie. »Die musst du immer anziehen, wenn du am Wasser bist.«
    Rachel zieht die Mundwinkel nach unten. »Da drüben«, antwortet sie und deutet auf die rosaroten, luftlosen Plastikdinger, die Tyler mit seinem Laster im Mulch zu vergraben versucht hat. Allie zieht sie aus dem Dreck, schüttelt die Rindenstückchen ab, wäscht sie und bläst sie wieder auf. Aber ein Flügelchen hat ein Loch.
    »So kannst du nicht allein ins Wasser, du musst immer einen Erwachsenen mitnehmen.« Allie kniet sich vor Rachel und legt ihr die Hände auf die Schultern. Jetzt übernimmt sie die Mutterrolle. Sky hat sich wieder auf ihre Liege zurückgezogen und die Hände über die Augen gelegt. Daran, wie ihr Brustkorb bebt, kann ich erkennen, dass sie weint.
    Inzwischen plantschen die anderen Kinder wieder im Pool. Sogar Tyler hat sein Bauprojekt im Stich gelassen, um mit seiner Schwester Wasserfangen zu spielen. Levy gesellt sich zu ihnen, aber seine Schwimmkünste sind den Anforderungen des Spiels nicht ganz gewachsen. Ich gehe mit Rachel in den Nichtschwimmerteil des Beckens, nehme Levy bei der Hand, so dass wir einen Kreis bilden, und tanze mit ihnen Ringelreihen. Als wir zu dem Teil kommen, in dem alle hinfallen, setze ich mich auf den Grund des Pools und schaue zu, wie die Kinder sich ins Wasser werfen. Rachel scheint keine Angst zu haben, keine Erinnerung an die Gefahr. Aber ich lasse ihre kleine Hand nicht los.
    Glaubt Sky wirklich, dass ich ihr ihre Tochter wegnehmen will? Sie sollte einfach mitspielen.
    Stattdessen sitzt sie auf ihrer Liege und beobachtet Rachel. Brooke sitzt neben ihr. Ich werfe den beiden verstohlene Blicke zu. Eine Weile starrt Sky uns an. Na ja, eigentlich nicht uns, sie starrt eher in die Gegend um uns herum, aufs Wasser – als würde sie erwarten, dass ein Dämon, das Monster von Loch Ness oder eine hübsche Meerjungfrau hervorspringt. Als wir wieder den Ringelreihen tanzen, hat sie uns beinahe im Blick. Aber dann kapiere ich es: Sie hofft, dass Troy aus dem Wasser steigt und neben ihr an Land geht.
    Ich sage zu den Kindern: »Komm, Rachel, wir winken deiner Mommy! Wink du auch Tante Sky, Levy!« Zuerst merkt sie es nicht,

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