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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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du Sandra eine Nachricht überbringen? Wie wäre es damit: Ich will keine von euch beiden je wiedersehen. Wenn doch, töte ich euch.«
    Kapitel 42
    Tamara öffnet den Mund, aber ich schneide ihr das Wort ab. »Ich weiß, was Sandra antreibt. Sie will sich rächen, weil ihr untreuer Ehemann im Begriff war, sie abzuschieben. Das ist die einzig sinnvolle Erklärung. Wie sie solche Einzelheiten über Avery und mich herausgefunden hat, weiß ich nicht. Vielleicht ist sie ja eine Spannerin und hat uns in jener Nacht zugeschaut. Vielleicht macht sie das an. Aber eines weiß ich, nämlich dass Besessenheit nicht möglich ist. Ich habe Avery einen Pflock durchs Herz gestoßen, und er ist nicht verschwunden, davongeflogen oder hat sich in eine Ratte verwandelt. Er ist zu Staub zerfallen. Zu Staub.«
    »Du verstehst das nicht«, sagt Tamara.
    Ihre Ausstrahlung, feindselig und besorgt, ist so stark wie ein übler Gestank und löst bei mir einen Schutzmechanismus aus. Falls Tamara irgendetwas versuchen sollte, ist die Vampirin Anna bereit. Ich beuge mich vor, umklammere ihre Hüfte immer fester, bis sie wimmert, und flüstere: »Ich will es auch nicht verstehen.«
    Tamara wird still. Wir nähern uns der Abzweigung, die uns von der Landstraße weg in die Berge führt. Eine Viertelstunde lang holpern wir auf einer unbefestigten Straße dahin, dann taucht vor uns die letzte Weggabelung vor Davids Hütte auf. Sie ist nicht beschildert, deshalb löse ich meinen Griff, berühre Tamaras Schulter und deute nach links. Sie manövriert die Harley geschickt durch die Kurve.
    Ich habe mich schon halb auf einen Sturz gefasst gemacht, weil ich dachte, sie könnte die Kurve mit halsbrecherischer Geschwindigkeit fahren, scharf abbremsen und mich vom Motorrad schleudern. Nach einem knappen Kilometer geht der Feldweg in eine Schotterstraße über. Tamara schaltet herunter und fährt langsamer. Sie kann die Blockhütte nicht sehen. Die steht fast anderthalb Kilometer von der Straße zurückversetzt und wird von den dichten Bäumen völlig verborgen. Ich weiß noch, was ich beim ersten Anblick dieser Hütte empfunden habe. Tamara steht eine Überraschung bevor.
    Ich zeige wieder nach links auf die Einfahrt. Sie biegt ab, und ich warte auf ihre Reaktion, wenn wir um die letzte Kurve biegen und die Hütte in Sicht kommt. Wie vorherzusehen war, zuckt sie überrascht zusammen. Ich kann ihr Gesicht zwar nicht sehen, aber ich bin sicher, dass sie große Augen macht und den Mund nicht mehr zubekommt.
    Die »Blockhütte« ist ein zweistöckiges Gebäude mit einem Dutzend Zimmer, etwa zweihundert-achtzig Quadratmeter Wohnfläche. Es ist aus Kiefernholz erbaut, in einer Farbe wie ein Sonnenuntergang – oder Blut. Davids Vater hat sie in den frühen Siebzigern gebaut, kurz nach der Geburt seines Sohnes, aus Stämmen, die auf dem eigenen Grund und Boden gefällt wurden. Dann hat David während seiner Football-Jahre viel Geld hineingesteckt und das Haus renoviert und ausgebaut. Es hat zwei große gemauerte Kamine, je einen an einem Ende, und eine umlaufende Veranda. Alle Fenster sind offen, und dünne Vorhänge blähen sich in der Brise.
    Tamara hält vor dem Haus und steigt aus dem Sattel. »Wem gehört das Haus?«, fragt sie.
    Ich schwinge mich vom Rücksitz und ziehe mir die Mütze vom Kopf. »Einem Freund.«
    Ich will mich in Bewegung setzen, aber Tamara legt mir eine Hand auf den Arm. »Die Sache ist noch nicht vorbei.« Sie spricht leise, aber die Drohung ist unüberhörbar. Ich schüttele ihre Hand ab. Vermutlich hat sie recht. Aber wenn ich Sandra das nächste Mal begegne, dann zu meinen Bedingungen.
    Ich gehe auf die Haustür zu, doch Geräusche von der Rückseite lass en mich innehalten: das rhythmi sche Zischen einer Axt und das Krachen, mit dem sie in Holz fährt. Ich gehe seitlich herum. David steht auf einer Lichtung hinter der Hütte und hackt Holz. Sein Oberkörper ist nackt, er ist verschwitzt und hat uns offensichtlich nicht bemerkt.
    Ohrhörer, deren Kabel zu einem iPod an seinem Gürtel führen, erklären auch, warum. Ich kann die Musik bis hierher hören. Das könnte ich sogar oh-ne vampirische Fähigkeiten, denn er hat die Lautstärke voll aufgedreht und hört Incubus, eine seiner liebsten Gothic-Rock-Alternative-was-weiß-ich-Gruppen. Er muss ernsthaft deprimiert sein.
    »Das ist dein Freund?«
    Ich drehe mich um. Tamara starrt David mit offenem Mund an. »Was willst du denn noch hier?«
    Sie antwortet nicht, und ich folge ihrem Blick

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