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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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einer Sammlung prächtig gerahmter, düsterer Porträts steif wirkender Herren in der neuesten Mode des frühen achtzehnten Jahrhunderts scheint dem Raum die Luft abzusaugen.
    Ich eile hindurch und öffne die Tür am anderen Ende. Treffer. Die Tür führt in eine wahrhaftige Eingangshalle. Zu beiden Seiten gehen Räume ab, und in der Mitte prangt eine doppelte, geschwungene Treppe wie aus Vom Winde verweht. Ich ignoriere die Türen an den Seiten und laufe die Treppe hinauf.
    Ich hätte Jason bitten sollen, mir eine Skizze zu machen oder mir zumindest zu erklären, hinter welcher der zwanzig geschlossenen Türen vor mir sich das Arbeitszimmer seiner Stiefmutter befindet.
    Da ich sie nie persönlich kennengelernt habe, kann ich mich auch nicht auf meinen Geruchssinn verlassen, um es aufzuspüren. Aber am Kopf der Treppe erschnuppere ich einen blumigen Zitrusduft, feminin und fein. Teures Parfüm. Ich folge der Duftspur zur dritten Tür links. Das ist definitiv das Zimmer einer Frau.
    Roséfarbene Tapete, helle, französische Landhausmöbel. Schlafzimmermöbel. Mr. und Mrs. O’Sullivan hatten offenbar getrennte Schlafzimmer. Meine Ahnung bestätigt sich, als ich die Verbindungstür links von mir öffne. Dahinter liegt das Schlafzimmer eines Mannes, mit schweren, dunklen Möbeln, Jagdszenen an den Wänden und leichtem Moschusgeruch.
    Ich schließe die Tür. Dabei bemerke ich einen Riegel auf Mrs. O’Sullivans Seite. Interessant.
    In der gegenüberliegenden Wand ist eine weitere Tür. Diese führt in einen riesigen begehbaren Kleiderschrank. Hier drin müssen tausend Paar Schuhe stehen. Am anderen Ende ist noch eine Tür. Ich drehe am Knauf. Sie ist verschlossen.
    Mist. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich könnte die Tür leicht aufbrechen, aber das wäre nicht besonders unauffällig, oder?
    Ich knie mich hin und untersuche das Schloss. Es ist ein einfaches Buntbartschloss, kein Zylinder. In meinem normalen Berufsalltag haben David und ich diese Art Schloss schon Tausende Male geknackt. Das Problem ist nur, dass ich meine Handtasche im Jaguar in der Stadt habe liegen lassen, und darin sind meine Dietriche. Vielleicht kriege ich es so auf, wie sie es im Film immer machen – mit einem Messer aus der Küche oder einer Nagelfeile aus Mrs. O’Sullivans Badezimmer.
    Ich mache mich auf die Suche. Erst das Bad, da ich schon mal oben bin. Entweder feilt sie sich die Fingernägel nie selbst, oder sie trägt ihre einzige Nagelfeile bei sich, denn ein Blick in ihren Badezimmerschrank fördert keine zutage. Ich habe nicht die Absicht, in ihren Schubladen herumzuwühlen, also laufe ich die Treppe hinunter zur Küche.
    Ich brauche eine Weile, um sie zu finden. Ich konnte ja noch nie verstehen, warum jemand in einem so großen Haus leben will, dass man eine Karte bräuchte, um sich im Irrgarten der vielen Zimmer zurechtzufinden. Es ist bald drei, und ich will so bald wie möglich hier raus. Nach mehreren Fehlstarts in Wohnzimmer und Esszimmer und Medienzimmer und Zimmer, deren Zweck ich nicht einmal erraten kann, finde ich endlich die Küche.
    Sie ist etwa fünfzig Meter lang und bietet hundert verschiedene Plätze, an denen man Messer verstecken könnte.
    Wieder Mist. Ich fange an, Schubladen aufzuziehen. Das Taschentuch hängt schon fast in Fetzen, und die Idee, die Arbeitszimmertür einfach einzutreten, kommt mir immer besser vor. Da finde ich endlich eine Besteckschublade mit etwas, das so aussieht, als könnte es funktionieren. Es ist ein silbernes Buttermesser mit sehr schmaler Klinge. Ich schnappe es mir und renne nach oben.
    Ein Schloss mit einem Messer zu öffnen, ist nicht so einfach, wie es im Fernsehen aussieht. Ich muss die Klinge mehrmals zwischen Türstock und Schloss schieben, ehe ich ein Gefühl dafür bekomme, was ich tue. Trotzdem rutsche ich mit der Klinge ab und hinterlasse winzige Kratzer im Holz.
    Endlich spüre ich, wie das Schloss aufgeht, und der Türknauf dreht sich unter meiner Hand. Leider bricht im selben Moment die Messerklinge ab, und ich sammele die Stücke ein und stopfe sie in meine Jackentasche, um sie später verschwinden zu lassen. Hoffentlich zählt Mrs. O’Sullivan nicht regelmäßig ihr Silber.
    Es ist Viertel nach drei.
    Mrs. O’Sullivans Arbeitszimmer ist nicht so, wie ich es erwartet hatte. Im Gegensatz zu all den sorgfältig eingerichteten und pieksauberen Räumen in diesem Haus ist dieser hier im frühen amerikanischen Flohmarktstil eingerichtet und mit staubigen Haufen alter

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