Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
dämonische Zauber zu brechen?
Wow, daneben wirkt die Wahrheit ziemlich lahm.
Ich lasse sie schwatzen, ohne irgendetwas zu bestätigen oder zu leugnen, während der gesamten Fahrt zum Flughafen, wo mein Auto steht. Als sie mich absetzt, lässt sie das Fenster herunter.
»Ich könnte euch eine große Hilfe sein«, sagt sie und drückt mir eine Visitenkarte in die Hand. »Ich bin bereit, alles für euch zu tun.« Sie streicht sich das Haar aus dem Nacken. »Alles.«
In diesem Moment steht mir ein anderes junges Gesicht vor Augen: ein Mädchen in einer schmuddeligen Wohnung, das von diesem Arschloch Jason verführt wird. Ich blicke zornig in ihr unschuldiges Gesicht. »Fahr nach Hause«, knurre ich sie an. »Ehe du bekommst, worum du bittest.«
Ich schlafe zwölf Stunden lang. Es ist fast ein Uhr nachmittags, als ich die Augen endlich wieder lange genug offen halten kann, um auf den Wecker zu schauen. Mein erster Gedanke gilt der Vorstellung, wie gut jetzt eine Tasse Kaffee schmecken wird, doch ein anderer verscheucht ihn aus meinem Kopf.
Mist. Ich fahre im Bett hoch und werfe die Decke von mir. Ich sollte Sophie doch heute Vormittag zu dem sicheren Haus fahren. Ich schnappe mir mein Handy und rufe Culebra an. Es tut gut, sein barsches »Ja« zu hören, als er abnimmt. Er ist kein Fan moderner Technologie. Wenn er eine so brüske Begrüßung bellt, weil das klingelnde Handy ihn bei irgendetwas unterbrochen hat, ist das ein gutes Zeichen – er ist wieder ganz der Alte.
»Wir fühlen uns also schon besser, ja?«
»Anna?« Seine Stimme wird weicher. »Entschuldigung, ich hätte nach der Nummer schauen sollen.«
»Ich nehme an, es geht dir besser?«
»Bemerkenswert gut sogar. Erstaunlich, wie erholsam drei Tage Koma sein können.« Frey steht mir vor Augen. Der Person, die all die böse Energie aufgehalten hat, hat es nicht ganz so gutgetan.
Culebra begreift sofort, was er da gesagt hat. »Das war dumm ausgedrückt. Wie geht es Frey?«
»Ich habe seit gestern Nacht noch nicht mit ihm gesprochen. Da hatte er vor, eine Woche lang zu schlafen. Ich dachte, ich warte mindestens bis morgen, ehe ich ihn anrufe.«
»Das werde ich auch tun.«
Eine kurze Pause entsteht, bis mein noch entkoffeiniertes Hirn in Gang kommt und mir der eigentliche Grund für meinen Anruf einfällt. »Kann ich Sophie sprechen? Ich sollte sie heute Vormittag zu unserem Unterschlupf fahren. Ich habe verschlafen.«
»Kein Problem. Williams war heute Morgen hier. Er hat sie mitgenommen.«
Warum lässt das in meinem Kopf Alarmglocken schrillen? »Williams hat sie mitgenommen?«
Im Hintergrund kann ich hören, wie jemand – es klingt nach Sandra – Culebras Namen ruft. Er schreit eine Antwort und spricht dann wieder ins Telefon. »Entschuldige, Anna. Ich muss Schluss machen. Sandra fährt jetzt. Ich möchte mich von ihr verabschieden.«
»Warte.« Wieder eine Pause. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, dich etwas zu fragen. Du hast behauptet, Sandra hätte nicht gewollt, dass ich nach Beso de la Muerte komme. Stimmt das? Dass sie mich nicht sehen wollte?«
Nach kurzem Schweigen entgegnet Culebra: »Ich finde, darüber solltest du mir ihr sprechen.«
»Aber sie fährt doch weg.«
Er holt tief Luft. »Ich kann dir nur so viel sagen – Tamara war für Sandra mehr als eine Freundin. Sandra weiß natürlich, dass Tamara sie betrogen hat, aber es fällt ihr trotzdem schwer, dich zu sehen. Du hast ihre Geliebte getötet.« Im Hintergrund brüllt der Motor einer Harley auf. »Ich muss Schluss machen, Anna. Wir sprechen uns später.« Mit einem Klicken bricht die Verbindung ab.
Culebras Worte machen mich fassungslos. Offenbar entgeht Sandra, dass Tamara sie ermorden wollte, um sich mit Avery zu vereinigen. Und da ist sie wütend auf mich? Falls ich Sandra je wiedersehen sollte, werde ich sie ganz sicher darauf hinweisen. Liebe macht dumm, erinnert mich meine eigene innere Stimme. Gloria und David sind das beste Beispiel dafür. Vergiss es, konzentriere dich auf Sophie.
Ich springe auf und gehe zum Kleiderschrank. Weshalb sollte Williams nach Beso de la Muerte fahren und Sophie abholen? Die Frage lässt mir keine Ruhe. Mir fällt nur eine logische Antwort darauf ein. Burke lebt noch, und Williams’ Rachedurst wird erst gestillt sein, wenn er die Gewissheit hat, dass sie tot ist. Er betrachtet Sophie als Mittel zu diesem Zweck.
Und deshalb habe ich Angst um sie.
Kapitel 53
Während ich mich anziehe, frage ich mich die ganze Zeit: Was hat
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