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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Träumen nachzulaufen, außerdem, man müsste erst welche haben. Aber dafür hatte man gewöhnlich keine Zeit, sagte ich zu ihm. Viele mussten lange und hart arbeiten. Da hatte man den Kopf für so etwas nicht mehr frei. Aber Ernst sagte, das Geld spiele nicht so eine große Rolle, wie es ihm oft beigemessen wird. Es wäre ja nur eine Ausrede. ‚Das Leben ist lediglich das, was man glaubt, was es ist‘, sagte er. Wenn man also glaubte, das Leben wäre eine endlose sinnlose Schufterei, dann wäre es auch so, sonst hätte man es geändert. Und so etwas wie eine Vorstellung, ja ein Wissen, wer man eigentlich war, so etwas hätte ja jeder. Immer. Man hatte es bloß, wie er es behauptete, aus welchem Grund auch immer vergessen oder verdrängt.“ Ian atmete tief aus.
    Die beiden sahen ihn immer noch an, als wenn sie auf eine Fortsetzung hofften.
    „Das hatte ich einfach als ein Märchen abgetan“, fuhr er fort. „Ich sagte zu mir, mein Freund Ernst machte wohl Witze, er hätte einen Schuss Rum zu viel in den Tee getan. Aber dieses Gespräch war mir seitdem irgendwie im Hinterkopf hängen geblieben. Irgendwann später sagte er, wenn ich mich erinnern wollte, wäre es möglich, dass das verlassene Haus am Rande der Siedlung mir da weiter helfen könnte. Wenn ich Lust hätte, könnte ich es mal besuchen.“
    „Und? Bist du dann hingegangen?“, schoss es aus Anna heraus.
    „Nein“, schüttelte Ian den Kopf.
    „Und warum nicht?“
    Er machte ein ernstes Gesicht, zog die Augenbrauen zusammen, schwieg eine Weile, dann sagte: „Ich habe mir nicht viel davon versprochen.“
    „Ach ja?“
    Er atmete tief aus und gab zu: „Ich war schon mal dort. Das war nicht so toll. Das hätte ich lieber lassen sollen.“
    „Geht es etwas konkreter?“ Die junge Frau stellte sich vor ihm. „Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“, verlangte sie ungeduldig.
    „Das ist nicht so einfach.“ Er sah bei ihr vorbei. „Ich habe mir jedenfalls versprochen, nicht mehr daran zu denken und es alles einfach zu vergessen.“
    Sie rollte die Augen zur Decke: „Und jetzt darfst du daran denken! Du musst es sogar! Vergessen hast du es bestimmt nicht. Erzähl. Was war dort?“
    „Es war so verrückt!“ Ian schüttelte den Kopf. „Ich habe da Sachen gehört und gesehen! Das darf ich gar nicht erzählen. Die Alte schimpfte immer: ‚Die sperren dich sonst ein, wenn es in die falschen Ohren kommt! So was hört und sieht kein normaler Mensch. Also darfst du das auch nicht gehört und gesehen haben!‘ Also rede ich nicht gerne darüber“, sagte er und lächelte dabei unbeholfen.
    Scharta nickte. „Gut. Das klärt schon einiges. Und was deinen Freund anbetrifft ...“
    „Die Frage ist es, was er für ein Interesse an Ian hat“, sagte Anna. „Hat er dich näher ausgefragt, was im Alten Haus passiert war?“
    „Nein.“
    „Warum bist du hingegangen? Wann war es?“, bohrte sie weiter.
    Ihm stockte der Atem. Er schluckte, blinzelte und presste kaum hörbar heraus: „Ach, es ist ein alter Kram. Das weiß ich alles nicht mehr.“
    „Denk darüber nach. Erinnere dich. Es ist wichtig“, verlangte Scharta.
    „Ich weiß, du kannst es. Du weißt es alles noch“, drängelte Anna.
    „Ich habe es vergessen“, sagte Ian und blickte stur auf seine Füße. „Es ging viel besser ohne“, fügte er leise hinzu.
    „Was ging besser ohne?“
    „Das Leben.“
    „Erklär mir das!“ Die junge Frau stand kaum ein Schritt vor ihm entfernt. Ihre Augen schleuderten Blitze.
    „Was gibt es denn da noch zu erklären?“, wich er zurück. „Ohne all diesen Märchenkram gab es keine seltsamen Besucher mehr. Und keiner musste damit fertig werden. Weder ich noch die Alte. Das Leben lief in seinen festen Bahnen. Ein Tag wie der andere.“
    „War es nicht langweilig?“
    „Schon“, nickte er. „Aber dafür war es vorausschaubar. Ich wusste mit aller Sicherheit, dass ich mich jeden Tag zu Tode langweilen würde. Die Alte war aber froh. Wir wurden in Ruhe gelassen. Ohne die seltsamen Erscheinungen und bösen Überraschungen.“
    „Du bist jetzt aber nicht mehr bei der Alten“, sagte Anna mit fester Stimme. „Du musst ihre Ansichten und Ängste nicht mehr teilen. Erzähl, was du im Alten Haus gesehen hast. Das kann uns weiter helfen. Uns allen.“
    Ian sah ins blaue Feuer. Die Flammen waren schwach und kamen kaum über den Rand der Schalen. „Das ist eine Weile her und ich habe es wirklich … ich weiß es nicht mehr. Es ist einfach

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