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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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die Schule ging.“
    „Und weiter?“ Spannung stand ihr ins Gesicht geschrieben, ihre Wangen begannen zu glühen.
    „Willst du es auch noch wissen?“
    „Ja! Auf jeden Fall. Alles! Sofort!“
    Ian schloss die Augen, schwieg eine Weile, dann blickte müde ins lodernde bläuliche Feuer und fing an: „Die Frau war jung, hübsch und trug ein langes schwarzes Kleid. Ihre Erscheinung, also das, was man bei uns die Ausstrahlung nennt, war aber eisig. Sie wollte mich, wie gesagt, auch wohin mitnehmen.“
    „Und wie hast du es geschafft, nicht mitzukommen? Vor allem, was hatte diese Frau mit der Frau in Weiß, deiner Meinung nach zu tun?“
    Er sah sie an, als wenn er abschätzen wollte, ob es gut wäre, weiter zu erzählen, sagte dann seufzend: „Ich wollte all diese alten Geschichten nicht wieder ausgraben.“ Dabei schielte er zur Schlange. „Das wird mir so langsam peinlich“, setzte er hinzu.
    „Und mir ist es langsam egal, ob es dir peinlich oder sonst noch wie ist! Ich habe dich etwas gefragt!“
    „Was hast du denn für ein Problem?“, fragte er irritiert.
    Anna stellte sich dicht vor ihm, beugte ihren Oberkörper nach vorn, sodass ihre Augen nur ein paar Zentimeter von Seinen entfernt waren und zischte: „Ich sage es dir gleich, was ich für ein Problem mit dir habe, aber ich bezweifele, dass du das noch unversehrt überstehst!“
    Er schaute verdutzt, machte den Mund auf, brachte aber kein Wort heraus und schloss ihn wieder.
    Die Spitze vom Schlangenkörper schmiegte sich um die Taille der jungen Frau und hob sie hoch. Ihre Füße taumelten kurz in der Luft und sie wurde in der hinteren Ecke an der Wand mit den Fackeln abgestellt. „Beruhige dich, mein Kind“, befahl Scharta.
    „Die Oma kommt höchstpersönlich zu ihm in seine beschränkte Welt, um seine Hochwohlgeborenheit in die Oberwelt zu holen, aber er besitzt die Frechheit, sie zu versetzen!“, schrie sie, ihre Augen schossen Blitze.
    „Er wusste doch nicht, wer sie war und warum er hingehen sollte.“
    Ian nickte. „Die Alte hatte mich damals so fertig gemacht. Sie hatte so geschimpft, mich fast blau und grün verprügelt. Sie hatte gesagt, ich dürfte an all die alten Zeiten und all den Kram nicht mehr denken. Und erst recht nicht wieder zum Alten Haus hingehen. Sonst könnte es ganz schnell ernst werden. So ernst, dass sie mir nicht mehr helfen könnte.“ Er schwieg eine Weile, dann fuhr fort: „Den ganzen Tag war ich hin und her gerissen. Ich grübelte nach, rang mit mir, überlegte das Für und Gegen. Das half aber nicht wirklich weiter.
    Dann kam mir in den Sinn, dass die gute Barbara eigentlich recht hatte, dass es besser wäre, nicht hinzugehen. Immerhin hatte ich die ganze Zeit seit dem Erscheinen der Frau in Schwarz ganz gut, also unfallfrei überstanden. Ich hatte es mir dann auch beinah abgewöhnt, an die früheren Zeiten zu denken“, seufzte er. „Wie die Alte es mir gesagt hatte. Und das hat funktioniert. Ich dachte, wenn ich jetzt hinginge, dann wäre alles vorbei. Alles, was ich mir mühsam erarbeitet hatte, um das alles von früher zu vergessen, wäre dann für die Katz.“ Er sah Scharta, dann Anna an und fügte hinzu: „Die Frau in Weiß sah auch in etwa aus wie die Frau in Schwarz, nur eben älter. Ich dachte, es wäre dieselbe Frau, die sich diesmal anders angestellt hatte. Also ging ich nicht wieder zum Alten Haus hin.“
    Ian streichelte den schnarchenden Gögling über den Kopf und setzte hinzu: „Um Mitternacht dachte ich an die Frau in Weiß und bat sie um Verzeihung und Verständnis. Dann arbeitete ich noch lange daran, alles, was ich in dieser Nacht gesehen hatte, so schnell und so gründlich wie möglich zu vergessen.“
    „Was heißt es, nicht wieder?“, brummte Anna. „Warst du schon vorher im Alten Haus? Bevor Alphira zu dir kam?“
    „Dir entgeht wohl nichts“, lächelte Ian erschöpft und fügte hinzu: „Ja. Ich war dort vorher. Ein Mal.“
    „Wann? Warum warst du hin? Was hast du dort gemacht?“ Sie stand wieder vor ihm, ihre Hände an den Hüften, zu ihm vorgebeugt, so nah, dass er jede Kleinigkeit in ihrem aufgeregten Gesicht deutlich sehen konnte und forderte wieder: „Erzähl!“
    „Ich war mal dort“, gab er seufzend zu. „Aber es war keine gute Idee, dorthin zu gehen, wie es sich dann herausstellte.“
    „Erzähl! Alles! In allen Einzelheiten!“, herrschte ihn die junge Frau an.
    Er blickte sie fast flehend an. „Es ist lange her, ich war damals etwa acht. Ich habe es längst

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