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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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wahr. Die Gräser haben es auch mitbekommen. Und nun diskutieren sie, ob sie es ihm beibringen sollen und wenn ja, dann wie?“
    Der Gänserich blickte zu Ian rüber, der mit den geschlossenen Augen da lag, und, sein Gesicht zur Sonne gewendet, zu schlafen schien. „Wenn er in der Tat ein Drache ist, dann hat er es auch schon mitbekommen. Dann weiß er schon längst über die Lage. Und so wie die Drachen sind, unternimmt er schon selbst etwas, bevor ihr dazu übergeht, ihn zu belehren. Die Drachen waren schon immer gut drauf, wenn es um die Sicherheit der Oberwelt ging.“
    Die weiße Gans flatterte mit den Flügeln und lief zu der übrigen Gruppe. Die Vögel standen dicht beieinander und schienen sich zu beraten. Kurz darauf brachte die Truppe nach Haus auf.
    Ian stand auf und lief ihnen hinterher. Er war erstaunt darüber, was er gehört hatte. Er wollte es unbedingt der Alten erzählen. Sie soll mir das erklären. Sie weiß bestimmt, was zu tun ist! Er brachte die Gänse in den Stall und lief ins Haus.
    Die Küche war voll mit ekelerregenden Dämpfen. Die Alte stand vor dem glühenden Herd und rührte in vier Töpfen nacheinander. „Ich habe jetzt keine Zeit. Geh auf dein Zimmer. Ich komme, sobald ich hier weg kann“, raunte sie.
    Er war froh, wieder draußen zu sein, setzte sich auf die Treppe vor dem Haus und atmete erleichtert die klare, abendliche Luft ein. Sie muss wohl wieder den Auftrag erhalten haben . Sonst ist sie nie so angespannt. Und dieser Gestank! Es riecht immer so, wenn sie dieses Zeug kocht. Er seufzte. Es nutzt nichts. Ich muss warten, bis sie fertig ist. Erst dann kann ich sie fragen, wie ich zurück in die Oberwelt komme. Er saß da, folgte gedankenversunken den kreischenden Milanen im dunkler werdenden Himmel und wartete darauf, dass die Alte ihm ausführliche Antworten auf alle seine Fragen lieferte.
    Plötzlich stand sie vor ihm, schnappte ihn beim Arm, zog ihn rasch hoch, ihr Gesicht zu seinem so nah, dass er jede Einzelne von den unzähligen feinen Fältchen um ihre Augen und Mundwinkel deutlich sehen konnte und flüsterte mit ihrer krächzenden Stimme: „Jetzt hör mir mal gut zu, mein Junge. Alles, was du hörst oder siehst, was andere, normale Menschen“, sie deutete einen Halbkreis mit der freien Hand an, als ob hinter ihr etliche Zuschauer stünden, „nicht hören, sehen, oder was auch immer nicht tun, hörst und siehst du auch nicht! Du bist genauso wie alle anderen! Und selbst wenn du mehr siehst oder hörst, dann behältst du es alles für dich ganz allein! Es geht keinen was an! Keiner darf etwas, nicht einmal ein winziges Teilchen davon erfahren! Hast du es kapiert?“ Ihre kräftigen Finger schnitten sich in sein Fleisch bis in die Knochen. „Am besten hörst du und siehst du gar nicht hin! So ist es besser für dich in dieser Welt! Du bist so, wie alle anderen! Schreib es dir hinter die Ohren!“
    Er nickte resigniert.
    Sie ließ ihn los.
    „Aber die anderen, die tun das doch auch!“
    „Das tun sie eben nicht! Sie sind taub und stumm und sonst noch wie unterbemittelt! Sie sind meist um ihr leibliches Wohl besorgt und es reicht ihnen völlig aus. Darauf beschränken sich ihre Fähigkeiten. Um wirklich etwas zu sehen oder hören“, sie lachte kurz auf, „dazu haben sie weder die Grundlage noch das Geschick dazu. Und du hörst und siehst nur das, was die anderen tun. Nicht mehr! Ist dir das klar?“ Sie schnappte ihn an den Schultern und schüttelte ihn kräftig durch.
    Ian riss sich aus ihrem Griff. „Und warum?“
    „Das wirst du später verstehen, wenn du erwachsen bist. Es ist dein Geheimnis, das du auf keinen Fall jemanden verraten darfst. Verstanden?“
    Er zuckte die Schulter, dann hob seinen trotzigen Blick und fragte: „Und wieso werde ich in der Oberwelt vermisst?“
    „Vergiss es! Die blöden Vögel plappern eh nur Unsinn“, zischte sie. „Sie kommen morgen in die Suppe, wenn die so weiter machen! Du hast nichts dergleichen gehört, das habe ich dir bereits erklärt.“
    „Es waren aber nicht nur sie! Es war der Wind, der es brachte. Die Gänse haben nur darüber geredet.“
    „Du hast nichts gehört, ist es dir endlich klar?!“ Die Alte stampfte kräftig mit der Ferse auf den Boden, ihr Gesicht lief dunkelrot vor Aufregung an. „Und jetzt ran an die Arbeit! Hof fegen, Wasser tragen, Viecher füttern, Latrine und Ställe reinigen. Los geht’s! Aber dalli!“
    „Aber das habe ich doch gerade gestern ...“
    „Keine Diskussionen! Du weißt, was

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