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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Gesicht, das sie hinter der Rauchwolke zu verbergen suchte. „Und ich hoffe, du beantwortest sie mir nach deinem besten Wissen und Gewissen.“
    „Wie redest du eigentlich mit mir?“ Zorn blitzte in ihren Augen auf.
    „Ich rede mit dir, wie mit jemandem, der einem wichtige Dinge lange verschwiegen hat“, sagte er mit fester Stimme. „Und ich will von dir hören, was Sache ist. Die ganze Wahrheit.“
    Die Alte machte ihren Zigarettenstummel an der Ecke vom Herd aus, hustete ausgiebig, schnappte den Löffel und rührte in allen drei Töpfen nacheinander um. Sie blickte dann zu ihm hoch, sah ihn länger an und sagte: „Gut, schieß los.“
    „Stimmt das, dass ich aus der Anderen Welt komme?“, fragte Ian. Spannung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    „Ja“, nickte sie.
    „Stimmt es, dass Viola meine Großmutter war?“
    „Ja“, sagte sie wieder und zündete eine neue Zigarette an.
    „Ist es wahr, dass sie dich beauftragt hatte, auf mich aufzupassen, wenn etwas Schlimmes in der Oberwelt passieren sollte?“
    „Ja“, sagte sie abermals und zog tief den Rauch ein.
    „Und genau das ist passiert.“
    „Und ich habe dich aufgenommen.“ Sie ließ eine graue Wolke zwischen den schmalen Lippen entweichen. „Ich habe alle meine Verpflichtungen erfüllt.“ Stolz schwang in ihrer Stimme.
    „Welche Verpflichtungen?“
    „Es gab eine Art Vertrag.“ Sie bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. „Dem nach solltest du hier ohne großes Aufsehen aufwachsen und dein Erwachsenenalter unversehrt erreichen. Und je weniger du an dein anderes Leben zurückdachtest, desto besser war es für dich. Daher wurde es für nötig gehalten, dass du wie ein ganz normaler Junge aufwächst.“
    „Du sprichst in Rätseln. Von wem wurde was vereinbart und gehalten?“
    „Von deiner Großmutter in der ersten Reihe. Sie hatte auch völlig recht. Es war besser für dich, als jemand von hier in die Welt zu blicken und alles aus deinem anderen Leben sein zu lassen. Mit den Wölfen leben, wie die Wölfe heulen, wie es so schön heißt.“
    „Aber warum? Ich begreife es nicht!“
    Die Alte ließ eine große Rauchwolke aus dem Mund entweichen. „Sicherheit, mein Junge. Deine Sicherheit war das oberste Gebot. Alles andere war dagegen ein Witz.“
    „Das sah ganz danach aus“, murmelte Ian. „Und was ist mit dem Geld?“
    „Welchem Geld?“ Sie guckte perplex.
    „Das du von Viola verlangt hast.“
    „Ach die Truhe!“ Sie lächelte verschmitzt. „Keine Sorge, die gibt es. Sie steht unten. Wartet auf bessere Zeiten, sozusagen.“
    Er schluckte nervös, blinzelte ein paar Mal.
    „Die gibt es immer noch“, sagte sie und schob ihre Töpfe an den Rand der Herdplatte. „Wenn du dich vergewissern willst, musst du in den Keller gehen. Da gibt es eine geheime Tür. Ich gebe dir die Schlüssel.“
    Ian ging in den Keller. In der hinteren Ecke unter allerlei Unrat versteckt, entdeckte er eine schmale, niedrige Tür und schloss sie auf. Der Raum, dunkel und klein, voll mit Spinnweben und zentimeterdickem Staub, enthielt nichts weiter als eine große, kunstvoll geschmiedete Truhe. Sie reichte ihm bis übers Knie und ließ ihn an die Truhen aus der Schatzkammer der Herrscherin der Unterwelt denken. Vorne hing ein schweres Vorhängeschloss mit einem Wappen, das einen fliegenden, Feuer speienden Drachen darstellte. Ian wählte den Schlüssel mit dem gleichen Wappen aus dem Bund, steckte ihn in das Schloss und drehte ihn um. Es ging mit einem rostigen Krächzen auf. Er hob den schweren Deckel hoch, lehnte ihn an die Wand und warf einen vorsichtigen Blick hinein. Die Truhe war voll. Der Anblick war atemberaubend.
    Diamanten, Rubine, Saphire, Smaragde, Turmaline funkelten ihm verstaubt entgegen. Ian griff nach ihnen und ließ sie durch die Finger gleitend wieder zurückfallen. Sie scheinen echt zu sein! Er langte mit der Hand in die Tiefe. Seine Finger stießen auf Münzen. Er holte einige hervor. Sie sind genauso, wie die in der Schatzkammer dieser Frau. Schon merkwürdig.
    Er schloss alles wieder zu, verdeckte die kleine Tür mit dem Unrat und kehrte in die Küche zurück. „Ich habe ähnliche Truhen bei der Herrscherin der Unterwelt gesehen“, sagte er.
    Die Alte kicherte: „Was glaubst du, wo sie die herhat?“
    „Was meinst du?“
    „Viele Drachenfamilien hatten früher solche Truhen. Sie waren seit Generationen in deren Besitz, für ganz andere Zwecke. Als die Drachen dann nicht mehr da waren, fiel es ihr nicht schwer, diese

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