Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)
ihr in die Hand, schloss ihre kalten Finger fest um ihn zu und küsste sie auf die Stirn. „Alles wird gut. Ich komme bald wieder. Mache dir keine Sorgen.“
Ihr kam es vor, als ob ein kaum merkliches Lächeln über die blutlosen Lippen der Großmagierin huschte. Die junge Frau blinzelte ein paar Mal und sah wieder hin. Alphira lag nach wie vor mit ernstem Gesicht da. Anna stand auf und lief hinaus.
Im Wohnzimmer blickte sie aufmerksam in jede Ecke. Keine Schmuckstücke mit schwarzen Diamanten . Gut. Ich muss jetzt los. Keine Zeit zum Trödeln. Ich muss zusehen, dass ich ihn erreiche, bevor etwas Schlimmes passiert, egal wo er ist. Sie flüsterte schnell einige Worte und im nächsten Moment war sie weg.
Kapitel 42. Beim alten Herrn der Unterwelt.
Ian saß auf der harten, ledernen Kante in völliger Dunkelheit und hielt seinen schweren Kopf mit beiden Händen. Das ist doch zum Verrücktwerden! Wann lassen diese Kopfschmerzen endlich nach?
Plötzlich hörte er ein Krächzen, das entfernt einer Stimme ähnelte. Es drang zu ihm durch das laute Pochen in seinen Ohren: „Komm her, ich habe etwas gegen dein Leiden.“
Er presste die Hände stärker gegen die Schläfen. So langsam drehe ich durch .
„Nein, das tust du nicht.“ Es klang jetzt mehr wie eine Stimme. Schwach und rau, kam sie aus der Schwärze unter ihm. „Spring einfach runter.“
Klar, jetzt ist es wo weit.
„Es ist nicht besonders weit. Du bist schon viel tiefer gefallen.“ Die Worte kamen nun wesentlich deutlicher.
„Wer bist du?“, rief Ian und ließ die Hände von seinen Schläfen. Eine neue Welle von Schmerzen ließ ihn aufstöhnen.
„Ich bin der alte Herr der Unterwelt.“ Die Stimme brach plötzlich ab. Wer auch immer es war, hustete ausgiebig, dann brachte schwer atmend: „Entschuldige, ich habe schon lange nicht mehr mit jemandem gesprochen.“
„Der alte Herr der Unterwelt? Kenne ich nicht. Nie etwas davon gehört“, erwiderte Ian und quetschte wieder seinen Kopf an den Schläfen.
„Kein Wunder“, kam von unten. „Du bist wohl zu jung dafür. Ich bin schon eine Weile hier.“
Ian zählte schweigend die Pulsschläge.
„Komm her. Hab keine Angst.“
„Ich habe keine Angst.“ Er versuchte, so zuversichtlich wie möglich zu klingen.
„Spring einfach runter. Ich habe etwas, was wirklich hilft. Das Zeug ist mehr als gut. Das hat mir immer geholfen. Schlecht schmecken tut es auch nicht.“
„Woher weißt du, dass ich welche habe?“
Von unten kam ein ausgiebiges Husten, dann sagte die Stimme: „Die Wellen. In deinem Kopf pocht es stark. Die Luft ist hier so, dass sie die Wellen von deinen Schmerzen weiter hinausträgt. Sie rütteln an den Regalen und bringen die Umschläge ins Wanken. Wenn es so weiter geht, werden sie bald stürzen, die Regale mit sich reißen und alle, die dort untergebracht sind, unter sich begraben. Ein riesiges Chaos bricht dann hier ein. Und ich wüsste nicht, wer es wieder in Ordnung bringen sollte.“ Das Krächzen verstummte, kam aber bald wieder: „So etwas gibt es hier sonst nicht. Besucher sind hier selten. Es ist für gewöhnlich still, kalt und dunkel.“
„Was ist es für ein seltsames Ding? So etwas habe ich noch nie gehört. Die Kopfschmerzen tragen sich aus dem Kopf weiter hinaus!“ Ian machte sich die Mühe aufzulachen und musste vom kräftigen Hämmern auf seinen Schädel aufschreien.
„Du willst dir immer noch alles anhand deiner Denke, die du dir in der Menschenwelt angewöhnt hast, erklären. Hi-hi-hi.“ Die Stimme brach plötzlich und fing wieder an zu husten. Als der Anfall vorbei war, sagte sie leise aber bestimmt: „Wenn du etwas noch nicht gehört hast, heißt es noch lange nicht, dass es nicht gibt. Du bist in der Anderen Welt, schon vergessen?“
„Wie könnte ich es?“, stöhnte Ian auf.
„Nun, weil du im Allgemeinen etwas vergesslich zu sein scheinst.“
„Wie kommst du darauf?“
„A-ha, schon wieder vergessen?“ Ein hohes, leises Lachen erklang in der kalten Luft. „Du hast vergessen, wer du bist. Das hat die Dame, die die Unterwelt nun ihr eigenes Reich nennt, sehr geschickt für sich ausgenutzt.“
Ian presste ihre Hände noch stärker gegen die Schläfen. „Ich glaube, ich spinne.“
„Das wohl kaum.“
„Es ist nicht länger auszuhalten.“
„Spring einfach runter.“
„Ist es wirklich nicht weit?“
„Du kommst hier schon unversehrt an. Vertraue mir einfach.“
„Mein Kopf platzt gleich.“
„Komm her, dann geht es dir
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