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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Alphira. Ich bin die Großmagierin der Oberwelt. Und wie heißt du?“
    „Ich weiß es nicht“, wiederholte sie im Ton einer aufgezogenen Puppe.
    „In Ordnung“, nickte Alphira. „Dann muss ich dir einen Namen geben.“ Sie sah das Mädchen durchdringend an, dann sagte: „Greda, das ist doch ein schöner Name, findest du nicht?“
    Die Kleine zuckte die Schultern und schaute an ihr vorbei.
    „Das passt gut zu dir.“
    „Wenn du meinst …“
    „Es ist wichtig, dass du den Namen annimmst, denn wenn du den nicht akzeptieren willst, dann ...“
    „Doch“, unterbrach sie. „Ich bin dann Greda. Wie du willst.“
    „Gut“, nickte die Großmagierin. Ein Hauch von Zweifel lag in ihrem Blick. „Das ist dann geklärt. Wir haben jetzt auch keine Zeit für Diskussionen.“
    Die Kleine regte sich nicht mehr und starrte wieder auf die Wand.
    „Es wird vielleicht etwas unangenehm. Dafür sind wir hier schnell weg und über alle Berge.“ Alphira richtete ihren Zeigefinger auf sie. Ein dicker, leuchtender Strahl entsprang dessen Spitze und erfasste das Mädchen.
    Im nächsten Moment bückte sich eine schwarze, schmächtige Maus auf dem Boden der Zelle. Eine mittelgroße, braune Eule hockte davor. Sie schnappte die Maus mit ihrem kräftigen Schnabel, flatterte mit den Flügeln, sprang hoch zu dem Fenster, quetschte sich durch das Gitter und flog über dem blauen Meer zum Horizont.
     
    Ein Nachtwächter, ein stadtbekannter Säufer erzählte am Marktplatz am nächsten Morgen, er hätte eine Eule vom Wasserturm weg fliegen sehen. Der gar nicht mal so große Vogel hätte etwas im Schnabel gehabt. Die Leute schüttelten nur die Köpfe, einige lachten ihn aus. Was soll eine Eule am Turm? Die Eulen der gesamten Gegend wurden längst ausgerottet. Die paar Dutzend Weiber der Stadt, die im Verdacht standen, dem Hexenwerk nachzugehen, wurden damals öffentlich verbrannt. Danach gab es keine Eulen mehr. Die Stadt galt also als rein und frei von teuflischen Biestern.
    Etwa gegen Mittag verbreitete sich die Nachricht, dass die Kleine aus dem Turm verschwunden war. Sie wurde sofort gesucht. Überall. Tagelang. Alle Wächter mussten mehrmals zum Verhör. Ihre Häuser und Häuser ihrer Verwandten wurden durchkämmt und auf den Kopf gestellt. Die Kleine konnte sich ja nicht in der Luft aufgelöst haben! Aber keine Spur, kein Lebenszeichen von ihr, nichts wurde gefunden. Noch lange kursierten allerlei Gerüchte. Viele hatten ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Am Ende herrschte die Überzeugung, dass sie doch eine Hexe war und von einer noch mächtigeren Hexe abgeholt wurde.
     
    Die Tür ging zu. Stille breitete sich aus. Anna stand erstarrt davor, als ob sie eine Fortsetzung erwartete. Ian nahm sie in die Arme. „Ist ja gut, es wird schon alles wieder“, sagte er leise und streichelte ihr zärtlich über das Haar.
    „Kommt weiter“, sagte der alte Herr und lief den Gang entlang. „Grübel dem nicht weiter nach. Es ist nicht deine Vergangenheit“, warf er über die Schulter. Seine Worte hallten in der Dunkelheit zwischen den nackten Wänden: „Deine Vergangenheit …, Vergangenheit …, ... angenheit.“
    Die Echowellen durchbohrten die beiden, die langsam den Flur entlang gingen, Ians Arm um ihre zusammengesunkenen Schulter.
    „Guckt her. Hier gibt es auch ein paar nette Bilder von früher“, rief er heiter.
    Die nächste Tür ging auf.

Kapitel 44. Die alten Geheimnisse.
    Alphira saß auf einer Gartenbank unter einem blühenden, alten Apfelbaum. Die Krone schien nur aus weißen Blüten, mit einem leichten Schimmer von Rosa zu bestehen. Die Bienen summten fröhlich in den Zweigen. Zu ihren Füßen lag ein Teppich aus bunten, leuchtenden Tulpen. Alphira blickte auf, lächelte fröhlich und sagte: „Die Oberwelt war schon immer ein wunderbarer Ort, wo die Bewohner glücklich und zufrieden waren. Von Tag zu Tag gab es immer mehr Oberweltler. Keiner war uns zur Last. Auch immer mehr Menschen kamen zu uns, weil sie wussten, dass das hier ein Ort war, wo Träume wahr werden.
    Der kleinen Greda tat es gut, hier zu sein. Sie erholte sich nach und nach. Die fürchterlichen Bilder, die sie so gequält hatten, waren fort. Sie flogen nicht mehr durch den Raum zum Schrecken aller. Mit der Zeit wurde sie lockerer, fröhlicher, ein ganz normales Mädchen eben. Ich brachte ihr eher zum Spaß einige einfache Sachen von der Magie bei. Die Kleine erwies sich als lernwillig und sonst auch gut dafür geeignet.
    Bald wurde sie zu einem Kind,

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