Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)
wie viele andere hier. Sie lernte Feen, Faunen, Zwerge, ach alle Oberweltler kennen. Vor allem von Drachen und deren Kindern war sie fasziniert. Mit der Tochter von Viola, der fröhlichen rothaarigen Valerie, die eine tolle Stimme hatte und gerne sang, waren sie unzertrennlich. Sie gingen zusammen in die Schule, bereiteten ihre Hausaufgaben vor, mal bei uns, hier in diesem Garten hinter dem Haus, mal waren sie bei Viola und ihrer Familie. Nachmittags, als sie mit Schulaufgaben fertig waren, machten sie die Gegend unsicher.“ Alphira lächelte beseelt. „Es war eine schöne Zeit. Ich freute mich für die kleine Greda, dass sie sich hier so gut eingelebt hatte.“ Ihre Augen blickten auf einmal traurig. „Die Probleme kamen später, als sie dreizehn - vierzehn wurde. Ein schwieriges Alter. Die Oberweltler, die aus der Menschenwelt kamen, kannten so etwas gut. Sie erklärten mir, das wäre dort ein weitverbreitetes Phänomen. Ich war aber der Meinung, dass es nicht unbedingt bei uns, in der Oberwelt der Fall sein musste.
Greda wurde schwierig und bald gab es gar kein gutes Verhältnis mehr zwischen uns. Ich versuchte mit ihr zu reden, sie brach aber immer wieder ab. Eines Tages sagte sie zu mir, sie fühlte sich von mir verraten.
Ich war fassungslos. Ich konnte mir keinen Reim aus ihren Worten machen. Sie rastete aus, wurde hysterisch, was sonst nicht ihre Art war.
Alphira ließ den leuchtenden Faden aus ihrem Finger auf eine Wand rechts vor sich leuchten und die beiden sahen die kleine Greda als Mädchen von etwa vierzehn Jahren. Sie stand mitten im Alphiras Wohnzimmer, ihr Gesicht rot vor Wut, und schrie: „Wozu hast du mich aus der Menschenwelt rausgeholt? Wozu hast du mir all die magischen Dinge beigebracht?“
Die Großmagierin setzte sich in ihren Lieblingssessel, ihr Blick voller Wärme auf das Mädchen gerichtet. „Aber Greda-Kind, du wärest da eingegangen. Ich musste etwas dagegen tun.“
„Ach! Jetzt willst du auch noch meine Retterin sein?“ Ihre Augen wurden zu zwei schmalen Schlitzen.
„Ich wollte und will immer noch, dass es dir gut geht.“
„Mir geht es ganz toll, da ich weiß, dass es alles umsonst war!“
„Wie meinst du das?“ Alphira sah sie verständnislos an.
„Du siehst mich nicht als deine Nachfolgerin an. Das ist los!“
„Wie kommst du darauf? Und was soll das alles? Außerdem habe ich mir nicht ernsthaft darüber Gedanken gemacht“, sagte die Großmagierin leise und wickelte sich in ihre noch recht neu aussehende, in klaren Farben leuchtende Mond- und Sternendecke ein.
„Du lügst! Ich weiß es ganz genau! Ich bin ja deiner unwürdig! Klar, ich komme ja nicht aus der Oberwelt. Aber ich habe fleißig gelernt! Alles, was du mir erzählen wolltest und sogar noch mehr. Das ist dir aber zu wenig, wie es aussieht!“, schrie das Mädchen in einem Zug, die Fäuste geballt.
„Meine Liebe, woher willst du so genau wissen, was ich denke?“
„Ich habe in deinen Gedanken gestöbert“, sagte Greda zufrieden und guckte sie trotzig an.
„Du hast was gemacht?“ Alphiras Gesichtsausdruck wechselte von Entsetzen über Ärger zu Fassungslosigkeit.
„Du hast richtig gehört. Aber es war auch gut so! Dann weiß ich endlich, wo ich dran bin. Ich muss mir deine, ach so gütige Scheinheiligkeit nicht mehr antun! Du willst mich nicht, prima! Ich will hier auch keine Minute länger bleiben!“ Sie stampfte mit dem Fuß auf, ihre Augen schleuderten Blitze.
„Aber Kind, wo willst du denn hin?“ Die Großmagierin blickte sie fassungslos an.
„Egal, Hauptsache weg hier“, schnaubte sie. „Du kannst dir jemand anders suchen, den du an der Nase herumführen kannst! Ich habe festgestellt, du brauchst einfach jemanden, vor dem du dich besser als du wirklich bist, inszenierst.“
„Hör auf mit dem Unsinn, Greda“, sagte Alphira in fester Stimme, ihr Blick wurde auf einmal hart. „Eine Runde herumgesponnen und genug. Setz dich.“ Sie zeigte auf den Stuhl am runden Tisch. „Wir müssen endlich ein ernstes Wort miteinander reden. Du siehst es alles falsch. Du machst ein Riesentheater aus dem Nichts. Außerdem gibt es viel zu tun. Für alle. Jeder findet hier seine Aufgabe.“
„Das kannst du jemand anders erzählen!“, warf das Mädchen über die Schulter. „Ich habe genug von diesem blöden Gesäusel! Wenn die Sache kommt zur Sache ...“, es marschierte zum Ausgang, hielt plötzlich an, drehte sich zu Alphira um und deklamierte: „Und damit es klar ist: Ich bin nicht
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