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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Gute! Wir müssen hier rasch weg!“
    Die Stupa vibrierte, brummte auf und legte deutlich an Tempo zu. Unten war nichts mehr zu sehen. Eine riesige, dichte Wolke umhüllte die beiden mit ihrer feuchten grauen Decke. Starker Wind kam plötzlich auf, blies kalte Nässe ins Gesicht und schüttelte kräftig den Flugeimer durch.
    Die Jungmagierin fegte energisch das Grau von beiden Seiten der Stupa, als ob sie ihren Weg in einem unsichtbaren Fluss freikehrte.
    Plötzlich knallte es irgendwo oben, ganz in der Nähe. Ein greller Blitz brach durch das Grau, ohrenbetäubender Donner krachte gleich hinterher. Die ersten schweren Tropfen fielen auf die Köpfe der beiden. Anna schimpfte herzhaft auf einer Sprache, die Ian nicht verstand, und fing an, mit dem Besen noch energischer durch die Wolke zu fegen. Die Stupa brummte laut auf, wackelte aber noch mehr von einer Seite zur anderen. Ein kräftiger Windstoß erfasste sie und trug ein gutes Stück in die entgegengesetzte Richtung. Es fing an zu gießen. Das Wasser prasselte unablässig auf die beiden, peitschte auf die Köpfe und Schultern ein und floss in den Flugeimer hinein. Der Donner krachte wieder, diesmal noch kräftiger. Die Stupa schaukelte, als ob sie die beiden los werden wollte.
    „Halt dich fest!“, schrie Anna während sie mit dem Flugeimer haderte. „Geh am besten runter! So kannst du nicht rausfallen!“
    Ian tat wie geheißen und setzte sich auf den Boden. Dort rüttelte es etwas weniger. Das Wasser reichte aber bereits bis zu den Knöcheln und plätscherte hin und her, wenn die Stupa von einer Seite zur andern kippte.
    Annas nasses Gesicht tauchte plötzlich vor ihm auf. Einige Haarsträhnen klebten auf ihrer Stirn. „Du bist ja ganz blass! Wer hätte gedacht, dass du kein Schaukeln verträgst!“ Sie guckte ihn mitleidig an. „Es kann nicht mehr lange dauern. Ich muss hoch, zusehen, dass wir nicht kentern.“ Sie blickte um sich und holte etwas aus dem Wasser. „Hier“, sie drückte es ihm in die Hand. „Halte ihn fest. Der muss auf jeden Fall diese Reise überstehen.“
    Ian sah hin. Es war eine Figur aus rötlichem Ton. „Ein kleiner Drache“, lächelte er schwach. „Wusste ich nicht, dass du dein Spielzeug noch mitnimmst, wenn du auf Reisen gehst.“
    Sie schüttelte schmunzelnd den Kopf, stand auf, nahm wieder den Besen fest in die Hand und fegte weiter mit vollem Elan links und rechts, dabei schimpfte sie in einer Sprache, die sich tief und guttural anhörte. Nach einer Weile drehte sie sich um und guckte zu Ian herunter. „Noch ein wenig, dann sind wir aus dem Gewitter raus! Dann kannst du aufstehen!“
    Er bewegte den Kopf langsam von einer Seite zur anderen. „Ich bleibe besser hier.“
    Das Unwetter tobte, schüttelte kräftig den Flugeimer. Ein Blitz nach dem anderen schlug nah dran ein. Der Wind wirbelte ihn durch den Regen, als ob er sich fest vorgenommen hätte, dieses seltsame Flugobjekt umzukippen. Das Wasser nahm weiter zu. Es gab nichts, womit es über Bord geschaufelt werden könnte.
    Ian saß auf dem Boden, hielt die kleine Drachenfigur fest und freute sich, dass sein Magen leer war. Bald konnte er das Gewitter nicht mehr wahrnehmen. Nach dem nächsten Donnerkrach verließ ihn das Bewusstsein.

Kapitel 13. Die ersten Schritte.
    Als er aufwachte, schaukelte es nicht mehr. Ein Duft, der ihm auf Anhieb bekannt vorkam, schwebte in der Luft: Lavendel und Honig, etwas noch, was er nicht gleich benennen konnte, mischte sich dazu. Er machte die Augen auf. Das breite, weiße Himmelbett, auf dem er lag, dominierte ein nicht allzu großes, sparsam eingerichtetes Schlafzimmer. Er setzte sich auf und schaute sich um. Ein Kleiderschrank aus hellem Holz mit einem ovalen mannshohen Spiegel in der Mitte stand an der Wand rechts vom Bett. Ein kleiner Nachttisch und ein Holzstuhl daneben waren die übrigen Möbelstücke. Unter dem bogenartigen Fenster sah er eine gusseiserne Fackel mit einem schwachen, bläulichen Feuer, die in einer hohen Glasvase untergebracht war. Auf dem Nachttisch reckte eine Drachenfigur aus rotem Lehm die kräftigen Flügel gen Himmel, ihre Augen leuchteten leicht Rosa. Ian hatte den Eindruck, dass die Figur mit Leben gefüllt war und ihn neugierig beobachte. Er sah sie aufmerksam an. In dem Moment könnte er schwören, dass er diese Augen mit unzähligen feinen Facetten schon irgendwo früher mal gesehen hatte.
    Die Tür gegenüber dem Bett ging auf und ein hübsches, frisches Gesicht mit einem breiten Lächeln zeigte

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