Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)
aber. Toll gemacht! Aber woher hast du denn dieses Rezept? Das ist so ...“, sie ließ ihren Blick suchend durch das Zimmer schweifen, „ein toller, würzig-fruchtiger Geschmack.“
„Ich kenne das richtige Rezept gar nicht“, sagte Ian. „Ich weiß nur, dass, als ich klein war, in unserem Haus früher öfter so roch. Gebacken wurde bei uns oft, in manchen Zeiten jeden Tag.“ Sein Gesicht erhellte sich, er schloss die Augen und fuhr fort: „Dann roch es aus der Küche nach Zimt, Vanille, Nelken, Kardamom, Sternanis, Ingwer, Honig …“ Er lächelte. „Und das alles habe ich in eurer Küche entdeckt“, fügte er fröhlich hinzu.
„Du überraschst mich immer aufs Neue!“ Anna sah ihn verwundert an. „Woher weißt du denn, dass ausgerechnet diese Gewürze im Spiel waren? Und das richtige Verhältnis von Zutaten zueinander zu treffen - das muss man erstmal bringen!“
„Ich habe gehört, wie die Erwachsenen sich darüber unterhielten. Und das ist wohl irgendwie hängen geblieben. Ich weiß nicht mehr so genau, was da noch alles rein gehörte, aber es roch …“, sein verträumter Blick schwand in die Ferne.
„Es roch vor allem nach der glücklichen Kindheit, nach deiner kleinen heilen Welt“, sagte sie leise.
Ian lächelte verlegen und nickte kurz. „Vielleicht.“
Sie nahm den letzten Schluck Tee und sagte: „Gut, wir wollen jetzt der Sache auf den Grund gehen und gucken, was wir tun können. Als erstes …“
Er schmunzelte: „O-ha. Da ist jemand in der Tat aufgewacht. Jetzt geht es los.“
„Nun, wir dürfen keine Zeit verlieren. Je schneller wir an die wesentlichen Dinge herangehen, desto besser ist es für uns alle. Kannst du mir das Tablett abnehmen?“ Sie machte Anstalten aufzustehen.
„Klar“, nickte er und stellte es auf den Tisch.
„Als erstes musst du ein paar Dinge lernen, die bei uns so ziemlich üblich sind und die entsprechend fast jeder kann. Das tut dir bestimmt gut.“ Sie registrierte seinen konsternierten Blick. „Jedenfalls, es ist besser, du kannst ein paar Sachen und kennst einige Regeln. Das kann dir in gewissen Situationen weiter helfen.“
„Zum Beispiel?“, seufzte er.
„Ja. Zu Anfang könnten wir versuchen, deinem Schultergeist eine greifbare Gestalt zu geben.“ Sie machte einige unsichere Schritte.
„Warum? Er sieht auch so ganz gut aus.“
„Weil es besonders unter diesen Umständen besser für die Geister ist, eine bestimmte physische Form zu haben. Nicht jeder Geist bekommt so eine Ehre, einen Körper haben zu dürfen. Außerdem ist das damit verbundene Können ja fast das Gleiche, als wenn du deine eigene Erscheinungsform in eine andere verändern willst.“
„So wie du mich in einen Mäuserich verwandelt hast“, riet Ian.
„Richtig.“ Anna guckte die bläulich schimmernde Wolke auf seiner Schulter skeptisch an und fuhr fort: „Jeder Magier der Oberwelt kann seine Erscheinung verändern, zumindest für eine Zeit lang. Das will ich dir nicht demonstrieren, das nimmt schon recht viel Kraft. Wie es aussieht, hast du bereits gesehen. Jetzt kannst du versuchen, deinem formlosen Geist eine andere Erscheinungsform zu geben. Wichtig ist vorher zu wissen, wie genau er aussehen soll. Wenn das nicht der Fall ist, kann es zu unerwünschten Überraschungen führen.“
„Gut. Was soll ich denn tun?“
„Du sollst dir die Gestalt gut vorstellen, die du ihm geben willst. Das Bild musst du fest vor deinem inneren Auge haben. Dann nimmst du all deine Kraft zusammen und erschaffst sie. So einfach ist es.“
„Sollte man kein Simsalabim, kein Kreks-peks-feks oder Ähnliches sagen?“, fragte er amüsiert.
Anna zog verärgert die Brauen zusammen. „Es geht in erster Linie nicht darum, was du sagst. Es geht darum, wie du mit deiner Kraft umgehst. Es ist wichtig, dass du sie sammelst, wie eine Faust ballst und dann gezielt einsetzest. Kannst du sie nicht mobilisieren oder bleibt sie irgendwo auf dem halben Weg hängen, kannst du sagen, was du willst. Du kannst dich auch noch dazu auf den Kopf stellen oder sonst was. Es wird nur ein Kopfstand mit einem Haufen erzählten Unsinn daraus.“ Sie blickte ihn ernst an und fügte hinzu: „Um deine Kraft zusammenzubekommen, musst du lernen, dich zu konzentrieren. Dafür sollten alle anderen Gedanken aus deinem Kopf weg sein. Nur das, was du tun willst, das Ziel bleibt vor Augen. Und dann passiert das, was du willst.“
Ian stand auf, setzte die Wolke von seiner Schulter vorsichtig auf den Tisch, ging ein
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