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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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Vermögen verdienen, das ich ersehnt hatte.
    Lag in mir das Potenzial, einmal so zu werden wie Hawthorne? War es mein Schicksal? Verläuft unsere Entwicklung auf einer Bahn, die fester gefügt ist als die der himmlischen Gestirne? Wer kennt die Entscheidungen, die wir in unserem Leben treffen, wenn sie für uns doch in der Zukunft liegen?
    Das Klingeln meines Telefons riss mich jäh aus meinem Tagtraum.
    „Mr. McCandle für Sie“, verkündete Harriet, „darf ich verbinden?“
    Kurz darauf hatte ich den Reverend am Ohr:
    „Ethan, mein Sohn. Gut, dass ich Sie erreiche.“
    Er schnaufte, war ganz außer Atem.
    „Ist etwas nicht in Ordnung, Reverend. Der Sturm?“
    „Es schüttet hier wie aus Eimern und der Wind bläst einem ganz schön um die Nase, aber es geht noch. Nein, es ist Ihre Schwester.“
    Ich erstarrte.
    „Was ist mit Annabell?“
    „Das ist es ja gerade: Wissen Sie zufällig, wo sie steckt?“
    „Nein. Zu Hause, nehme ich an. Warum?“
    „Sie geht nicht ans Telefon. Ich habe es schon den ganzen Morgen versucht. Ich dachte, Sie wüssten vielleicht, ob sie irgendwo hin wollte.“
    „Nein, tut mir leid. Es ist schon eine Weile her, dass ich mit ihr gesprochen habe. Haben Sie es auf dem Mobiltelefon versucht?“
    Es hätte mich nicht gewundert, wenn er an diese Errungenschaft der modernen Technik nicht gedacht hätte.
    „Das habe ich, natürlich. Auch da: Fehlanzeige. Ich werde besser mal hinübergehen und nach ihr sehen. Bei dem Unwetter, das da im Anzug ist, sollte man im Haus bleiben.“
    „Ja, Reverend, tun Sie das. Und rufen Sie mich an, wenn Sie bei ihr sind, ja?“
    „Selbstverständlich, mein Sohn.“
    Das Gespräch hinterließ ein ungutes Gefühl. Es war an sich nicht bemerkenswert, dass Annabell nicht zu Hause war. Sie konnte überall sein. Bei Cathy, bei Jen. Womöglich sogar bei Jason – keine angenehme Vorstellung. Aber dass sie nicht erreichbar war, war in der Tat merkwürdig.
    Meine Fantasien über den Aufstieg in der Kanzlei verdampften wie Nebelschwaden im Licht der Sonne. Ich machte mir Sorgen. Was nutzte mir Hawthornes Position, wenn Annabell etwas zustieß? Was war mein Leben ohne sie?
    Augenblicklich verfiel ich wieder in tiefste Niedergeschlagenheit. Es war kindisch. Ich musste nicht ganz bei Trost sein. Wie konnte diese Verliebtheit mich so durcheinanderbringen, dass mein altes Leben, alles was mir bisher wichtig gewesen war, mit einem Mal so wenig Bedeutung für mich hatte.
    Ich zwang mich dazu, mich wieder mit meiner Arbeit zu beschäftigen. Doch meine Gedanken wollten sich einfach nicht von South Port zu meinem Schreibtisch bewegen lassen. Alle fünf Minuten sah ich auf die Uhr. Verdammter Pfaffe. Wie lange konnte es dauern, zu Annabell hinaus zu fahren und hier anzurufen?
    „Mr. Meyers, noch einmal Mr. McCandle für Sie“, meldete Harriet.
    „Reverend, wie sieht es aus? Haben Sie sie gefunden?“
    Ich konnte es nicht abwarten.
    „Tut mir leid, mein Sohn. Zu Hause ist sie nicht. Sie hat auch keine Nachricht für Sie hinterlassen, wo sie sein könnte.“
    Das überraschte mich nicht. Annabell erwartete schließlich nicht, dass ich zurückkehren und Nachrichten von ihr lesen würde.
    „Wo auch immer sie ist“, fuhr der Reverend fort, „sie sollte besser dort bleiben. Es ist wirklich scheußlich draußen. Wenn sich die Windstärke weiter erhöht, sollte man besser ein festes Dach über dem Kopf haben.“
    „Reverend, tun Sie mir bitte einen Gefallen. Rufen Sie bei Cathy Horner und Jennifer Anderson an und hören Sie, ob sie da ist. Und bei Jason Warner vielleicht auch“, setzte ich widerstrebend hinzu.
    Der Reverend hatte die Telefonnummern der Drei, aber seine Bemühungen blieben auch hier erfolglos. Annabell blieb verschollen.
    „Sie wird schon irgendwann auftauchen, Reverend“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
    „Ihr Wort in Gottes Ohr, mein Sohn, Ihr Wort in Gottes Ohr.“
    Das war nun heute schon das zweite Mal, dass mir jemand damit kam. Ich ließ es auf sich beruhen.
    „Halten Sie mich einfach auf dem Laufenden, ja?“
    „Sie bitte ebenfalls, Ethan. Bis bald, hoffe ich.“
    „Bis bald.“
    Und die Leitung war tot. Aber was war mit Annabell?

48.      Kapitel

 
 
    Es war etwa 15.30 Uhr, als ich aufgab.
    Ich hatte mich bemüht, mich auf etwas anderes als Annabell zu konzentrieren, aber es wollte mir nicht gelingen. McCandle hatte sich immer noch nicht gemeldet und das konnte nur bedeuten, dass Annabell noch nicht aufgetaucht war.
    Was mochte bloß

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