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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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vergessen.“
    Aldrige erhob sich. Sein Gesichtsausdruck sah aus, als hätte ich ihn angefleht, ihm für 10 Cent die Schuhe polieren zu dürfen. „Mr. Meyers, ich bin mir sicher Sie werden schon sehr bald eine wunderbare neue Stellung … Ach es ist schon so spät? … leider habe ich eine unaufschiebbare Verpflichtung, die mich zwingt … Ich muss mich einstweilen … zu verabschieden … wirklich unaufschiebbar, ja in der Tat.“
    „Mr. Aldrige, ich bitte Sie.“ Ich erhob mich ebenfalls.
    „Wenn Sie uns Ihre Karte hierlassen, … Man wird sich mit Ihnen in Verbindung … Ich kann Ihnen nichts versprechen, nein leider, aber ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei … – Charlotte, Sie kümmern sich um Mr. …, sehen zu, dass … Guten Tag, Mr. Meyers!“
    „Guten Tag, Mr. Aldrige.“
    Und er wandte sich um und verschwand in Windeseile durch die Tür, durch die er gekommen war. Im Hinausgehen schüttelte er den Kopf und bedeutete damit Charlotte, sie möge mich schnellstmöglich hinauskomplimentieren.
    Charlotte, die die Unterredung mit angehört hatte, bot mir mitfühlend ein weiteres Glas Champagner an. Ich akzeptierte, stürzte den Inhalt hinunter und verabschiedete mich. Sie steckte mir Ihre Karte mit der unzweideutigen Aufforderung zu, sie demnächst einmal anzurufen.
    Enttäuscht und leicht benebelt fand ich mich auf der Washington Street wieder.

70.      Kapitel

 
 
    Ich kehrte der schillernden, schimmernden, schmückenden Welt von Van der Beeck den Rücken und schwor mir, dieses Geschäft niemals wieder zu betreten. Gedankenversunken ging ich zurück in Richtung Highstone. Was sollte ich machen? Ich brauchte Geld, und zwar dringend. Als ich an einem Hotel vorbei kam, fiel es mir ein: Natürlich. Meine Freunde. Wozu hatte man Freunde mit einem Hotelkonzern oder einem Konglomerat von Baufirmen im Rücken. Ich zückte mein Mobiltelefon und wählte Craigs Nummer. Das Freizeichen ertönte.
    „Hallo?“ Craigs Stimme klang entnervt.
    „Hey Craig, Ethan hier. Craig ich brauche dringend …“
    „Ethan, hi. Du, ist grad schlecht. Ich bin in Dubai.“
    „Dubai?“
    „Familiengeschäfte …“
    „Craig es ist wichtig, ich …“
    „… wir sprechen ein anderes Mal, ok? Mach’s gut.“
    „Craig…“
    Doch das Gespräch war weg.
    Ich versuchte es noch einmal.
    „Sie sind verbunden mit der Mobilbox von …“
    Verdammt!
    Also gut. Vielleicht konnte Zach mir helfen. Ich wählte seine Nummer. Das Gespräch wurde angenommen:
    „Ethan, hey.“
    „Hallo, Zach. Du, ich brauche dringend Deine Hilfe.“
    „Hab’s schon gehört. Du bist raus bei WH&C, was?“
    „Wo hast Du das denn her?“
    „Mein Vater hat am Wochenende mit Neil Pemberton Golf gespielt. Der erzählt solche Neuigkeiten allen, die sie hören wollen und auch denen, die sie nicht hören wollen.“ - Pemberton war ein Partner bei Westbury Hawthorne & Clarke - „Richtig mieses Zeug. Dass Du wichtige Mandate gefährdet hast, Deine Pflichten grob vernachlässigt hast und so.“
    Schon wieder Hawthorne. Derartige Interna wurden nicht ohne seine Veranlassung in die Öffentlichkeit getragen.
    „Man könnte sagen, wir haben uns nicht im Frieden getrennt“, erwiderte ich. „Es kam wohl nicht so gut an, dass ich Hawthorne ins Gesicht gespuckt habe.“
    „Du hast König Lawrence ins Gesicht gespuckt? Krass. Wie kam’s denn dazu?“
    „Behalt es erst mal für Dich. Ist eine lange Geschichte. Erzähl sie Dir ein anderes Mal. Was ich im Moment wirklich dringend brauche, ist Geld. Kannst Du mir vielleicht was borgen? Nur bis ich wieder einen Job habe, versteht sich.“
    „Du, das ist grad nicht so einfach. Ich hab grad erst was angelegt und dann war ich gestern noch bei Van der Beeck…“
    „Was Du nicht sagst.“
    „… und hab mir die Day Date II in Platin bestellt. Eisblaues Zifferblatt versteht sich. Aldrige besorgt sie aus New York. Soll spätestens nächste Woche hier sein. Deswegen bin ich nicht so flüssig.“
    „Zach, es ist wirklich wichtig. Ich brauche ganz dringend …“
    „Du, Caitlin ruft gerade an. Wir telefonieren die Tage mal, ok? Bis dahin!“
    „Zach!“
    Doch auch diese Leitung war tot. Verdammt.
    Ich versuchte es bei Steve, doch auch Steve schien gerade keine Zeit für mich zu haben. Er drückte das Gespräch einfach weg. Ich hinterließ eine bemitleidenswert unmännliche Rückrufbitte auf seiner Mailbox, doch ich war mir sicher, dass es Tage dauern würde, bis er anrief.
    Ich war noch genauso pleite wie zuvor. Was

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