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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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Was machst Du hier in South Port, Ethan? Du kommst nicht von hier, oder?“
    „Sei mir nicht böse, Cathy. Es war schön, Dich kennenzulernen, aber ich habe leider noch einen sehr dringenden Termin. Man sieht sich.“
    Wohl kaum, dachte ich.
    Die Enttäuschung stand Cathy ins Gesicht geschrieben.
    „Ja, das wär’ echt schön!“, rief sie mir nach.
    Und weg war ich.
    Ich stürmte von der Veranda … und ging schnellen Schrittes um das Haus herum … und befand mich auf einer Straße, die nur mäßig belebt war. Hier war nichts von der Kleinen zu sehen. Aber weit konnte sie ja noch nicht sein.
    Ich eilte die Straße entlang, sah in jede Seitenstraße und durch jedes Schaufenster. Nichts.
    Verdammt!
    Nach fünfhundert Metern gab ich die Suche auf.
    Was sollte ich jetzt machen? Ich dachte nach.
    Ich würde Blondie fragen. Irgendein Vorwand würde mir schon einfallen. Und wenn ich mit Blondie ausgehen müsste, um es herauszufinden.
    Doch als ich zum Diner zurückkam, waren auch die beiden anderen verschwunden.
    Doppelt verdammt. Was nun?
    Sandy, schoss es mir durch den Kopf. Sandy kannte die Drei.
    Sandy sah mich misstrauisch an, als ich sie befragte und ich fühlte mich einmal mehr wie ein Sittenstrolch. Sie kannte die Drei tatsächlich. Sie sagte, sie besuchten die High School von South Port und kämen gelegentlich ins Diner. Ihre Namen konnte sie mir allerdings nicht nennen.
    Was blieb mir nun übrig?
    Meine Kleine vergessen, weil sie nur ein Kind war? Vielleicht war sie ja nicht einmal sechzehn. Vielleicht sollte ich froh sein, dass sie weg war.
    Ich konnte öfter im Diner essen, um sie dort eventuell zu sehen.
    Ich konnte zu demselben Zweck durch die Stadt streifen oder vor der Schule herumhängen wie ein perverser Pädophiler.
    Ich bestellte mir noch einen Wein und grübelte.
    Schließlich kam mir die wohl naheliegendste Idee: Vielleicht kannte das Balg, mein Mündel, diese Nymphe ja.
    Die Frage war nur, wie ich es unauffällig danach fragen sollte: Hallo Schwesterherz, ich bin Dein Bruder und Vormund. Ach übrigens: Kennst Du das süßeste Mädchen der Schule? Etwa einssechzig, brünett, blaugrüne Augen, zwei Klassen unter Dir. Ich will sie. Ich will ihr das Blümchentop vom Leib reißen und mich mehrere Stunden mit ihr einschließen …
    Ganz ruhig … Mein Herz klopfte.
    Mir würde schon irgendetwas einfallen.
    Ich verabschiedete mich abermals von Sandy. Dann stieg ich in meinen Wagen und kurvte für eine Weile durch die Straßen von South Port. Meine Schöne war nirgendwo zu sehen.
    War das mein Glück?
    Für heute gab ich die Suche auf. Ich würde stattdessen mein hohes Amt antreten.
    Wo, hatte Rutherford gesagt, wohnte das verfluchte Balg? Bonham Lane Nr. 52. Ich stellte das Navigationsgerät ein und bretterte los.

16.      Kapitel

 
 
    Ich war gespannt darauf, wie mein Gefängnis für die kommenden Tage wohl aussehen mochte. Schließlich hatte ich gewisse Ansprüche. Zur Not würde ich mir einfach ein Zimmer in der Stadt nehmen.
    Die Bay Road führte mich in südlicher Richtung rund vier Kilometer aus der Stadt heraus. Von der Bay Road zweigte die Bonham Lane unter den Kronen mächtiger alter Bäume zur Küste hin ab. Die Nr. 52 lag am Ende dieser Abzweigung hinter einer brusthohen Taxushecke.
    Als ich auf die Auffahrt bog, war ich angenehm überrascht. Zwar keineswegs zu vergleichen mit den pompösen Landhäusern der Familien meiner Freunde, machte das Haus doch einen ganz ansehnlichen Eindruck. Es war ein zweieinhalbgeschossiges Gebäude in den verblassten Grau und Silbertönen des an der Küste Neuenglands häufig anzutreffenden Shingle-Style bzw. Schindelstils, die von weißen Sprossenfenstern und Dachsimsen aufgelockert wurden. Es stand fern ab der Straße auf einem breiten, im vorderen Teil von dickstämmigen Ahornbäumen, Linden, Robinien und Buchen bestandenen Grundstück, dem man ansah, dass Mrs. Porter, die Großmutter meines Mündels, eine begeisterte Gärtnerin gewesen sein musste. Die Büsche im Vorgarten wie auch die Hecke waren ursprünglich einmal auf Form geschnitten gewesen, der Rasen war noch immer satt grün. Rechts und links des Hauses blühten mannshohe Rosenbüsche mit unzähligen pinken Blüten. Am Überdach des Eingangs rankte Blauregen.
    Bei näherer Betrachtung sah man allerdings, dass das Anwesen dringend Pflege nötig hatte. So blätterte die Farbe der Fenster hier und da ab, oder die eine oder andere Schindel musste ersetzt werden. Sowohl Büsche als auch Rasen

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