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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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standen herum. Thann folgte Korfmacher in den nächsten Raum, der ähnlich aussah.
    »Haben Sie Eich vor seinem Tod gesehen?«
    »Vielleicht als ich vier oder fünf war, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Das Einzige, was ich bewusst von ihm wahrnahm, war sein Kopf, wie ihn Ihr Kollege in eine Tüte steckte. Das Foto brachte mir ein hübsches Honorar.« Korfmacher grinste wieder. Dann begann er, sich an Stativen und Lampen zu schaffen zu machen. Thann wusste, dass Korfmacher gelogen hatte.
    »Wo waren Sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag letzter Woche?«
    »Ich war's nicht, Kumpel.« Korfmacher grinste noch breiter. »Zur fraglichen Zeit war ich bis drei oder halb vier auf der Weihnachtsparty des BLITZ. Dreihundert Zeugen, vom Verleger bis zum Oberbürgermeister. Zuletzt vielleicht noch hundert. Dann bin ich mit dem Taxi direkt nach Hause gefahren. Der Taxifahrer erinnert sich bestimmt noch an meine Fahne. Ich schätze, Sie müssen woanders nach dem Täter suchen.« Er drückte einen Schalter. Einige Strahler zeichneten ein Lichtmuster auf die Rückwand.
    »Andere Frage: Kennen Sie Ihre Geschwister?«
    »Wissen Sie was? Meine Geschwister sind mir genauso egal, wie meine Mutter oder dieser Tote. Ich scheiße auf meine Familie.«
    Der Ältere war ein bisschen schwierig. Vielleicht vermisste er den Vater oder er hatte zu viele davon. Thann spürte die Unruhe des Fotografen. »Was machen Sie eigentlich so, wenn Sie nicht für die Zeitung unterwegs sind?«
    »Ich bin Freelancer. Neben meiner Arbeit als Fotoreporter habe ich mich auf People spezialisiert. Porträts, Aufnahmen für Kalender, Werbung und so weiter.«
    Thann überlegte, warum ihm Korfmacher so unsympathisch war. Seine Stimme, sein Gesicht, seine Ausstrahlung: Unberechenbarkeit, Lüge, Gier.
    Der Fotograf holte eine Kamera aus dem dritten Raum. Für einen Moment konnte Thann durch die offene Tür sehen. Ein Kühlschrank, ein Monitor und eine Stereoanlage neben einer Couch. Auf dem Boden lag ein brauner Teppich. An der Decke hing die Lampe aus dem Video. In Thann kochte Hass hoch.
    Korfmacher kam zurück.
    Thann schaltete auf Angriff. »Was ist mit nacktem Fleisch?«
    »Das interessiert Sie, was?« Korfmacher grinste, trat dabei von einem Bein aufs andere. Thann wartete.
    Korfmachers Unruhe nahm zu. »Ja, auch nacktes Fleisch, wenn Sie den Ausdruck gerne hören. Ich beliefere regelmäßig die Seite drei des BLITZ. Und namhafte Zeitschriften haben schon Aktaufnahmen von mir gedruckt.«
    »Und Pornos?«
    Korfmacher stutzte. Thann legte sofort nach: »Was ist mit so richtig geilen Tierpornos, du Schwein? Frauen mit Hunden und Ziegenböcken?« Nymphe und Pan, und dann ging's zur Sache. Die Frauen mit den schwarzen Masken. Die Narbe am Knie. Thann sah rot.
    Der Fotograf wich seinem Blick aus. »Wie kommen Sie darauf?«
    Thann schlug seine Rechte mit voller Kraft in Korfmachers Gesicht. Fast hätte er sich die Finger dabei gebrochen. Der Fotograf taumelte, ging in die Knie. Thann zählte leise. Bei fünf kam Korfmacher wieder hoch, leicht schwankend. Blut schwappte über seine Unterlippe.
    »Scheiße!«, schrie er und spuckte einen Zahn aus. »Die neue Brücke!«
    Er griff in einen Karton, zog eine leere Sektflasche heraus und schlug an der Wand den Boden der Flasche ab. »VERSCHWINDE JETZT. DU STÜCK ABSCHAUM. DU DRECK. DU STÜCK SCHEISSE. HAU AB!« Korfmacher streckte Thann die scharfen Kanten der Flasche entgegen und näherte sich Schritt für Schritt.
    Thann ließ ihn herankommen. Dann schlug er mit einem Tritt die Flasche aus Korfmachers Hand und hieb ihm eine linke Gerade ins Gesicht. Der Fotograf heulte auf und hielt seine Nase.
    Thann musste sich zwingen, nicht weiterzuprügeln. »Du Ratte!«, zischte er.
    »Was wollen Sie?«, jammerte Korfmacher. Er drückte ein Taschentuch gegen seine Nase. »Das wird Ihnen leid tun. Ich habe gute Beziehungen zur Polizei.«
    »ZU WEM?«, schrie Thann.
    Korfmacher antwortete nicht.
    Bewahren Sie kühlen Verstand. »Günther Eich war hier. Gib's zu!«
    Korfmacher blieb stumm. Sein Gesicht blutete, und die Nase war angeschwollen.
    »In wessen Auftrag wurden die Tierpornos gemacht?«
    »Sie werden es bereuen!«
    Thann packte Korfmacher am Kragen. Auge in Auge. »Ich lasse Ihren Pornoladen hochgehen, wenn Sie nicht kooperieren.«
    »Dann sind Sie dran wegen Misshandlung. Ich verklage Sie, wenn Sie mich nicht sofort in Ruhe lassen. Das wird ein Nachspiel haben.«
    Thann packte ihn bei der Weste und hieb seine Stirn

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